Was ist mit Ihrem Schweigen, Herr Gabriel?

Was ist mit Ihrem Schweigen, Herr Gabriel?


`Unter Demokraten stellt man sich keine Ultimaten.´ (Sigmar Gabriel)

Was ist mit Ihrem Schweigen, Herr Gabriel?

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

haben Sie schon mal den Gedanken zugelassen, dass in der ganzen Nummer rund um das abgesagte Treffen mit Benjamin Netanjahu vielleicht Sie nicht der Demokrat sind?

 

Wenn es in Deutschland ein „Breaking the Silence“ gegen die deutsche Regierung gäbe, finanziert von ausländischen Geldern, ich wette, die Berichte über Sie würden die Berichte über Israels Armee und Regierung in den Schatten stellen! Ich hätte gerne mal ein paar Millionen Euro jährlich, nur um zu zeigen, was Sie auf dem Kerbholz haben.

 

Ich hätte gerne ein paar Millionen, um Ihre freundschaftliche und finanzielle Verstrickung mit einem erklärten Judenhasser zu enthüllen. Am 24. März 2017 erklärten Sie auf Twitter, Mahmoud Abbas sei Ihr Freund. Sie sind somit mit einem Kopf der Konfliktparteien befreundet, das heißt für mich, Sie sind befangen. Ich stellte daher als Journalist im Namen der Jüdischen Rundschau drei Fragen an Sie:

 

1. Seit wann besteht die Freundschaft zwischen Ihnen und Mahmoud Abbas?

 

2. Was zeichnet diese Freundschaft aus?

 

3. Sie nennen Abbas Ihren Freund. Denken Sie nicht, es wäre angemessen, bei so einer Befangenheit auf eine Vermittlerrolle zu verzichten?

 

Das Presseamt des Auswärtigen Amts schrieb mir daraufhin und beantwortete dezidiert keine der drei Fragen. Sie schweigen!

 

Abbas sagte eins:

 

„In einer endgültigen Lösung können wir nicht mal die Existenz eines einzelnen Israelis in unserem Land sehen, seien es nun Zivilisten oder Soldaten.“

 

Ende Oktober 2015 sagte er:

 

„Wir preisen jeden Tropfen Blut, der für Jerusalem geflossen ist.“

Am Tag der 47-Jahr-Feier der Fatah sprach Mufti Muhammad Hussein, den Abbas persönlich zum “geistigen Führer der palästinensischen Autonomie” ernannt hat, folgende Worte in die jubelnde Menge:

„Die Stunde der Auferstehung wird nicht kommen, solange wir die Juden nicht vernichtet haben.“

Im Jahr 2015 bezeichnete Abbas den Mord an einem israelischen Ehepaar durch palästinensische Terroristen als „heldenhaft“. Nicht wenige Judenmörder und deren Familien bekommen von Abbas‘ Fatah stattliche Renten für ihre terroristischen Bluttaten.

 

Das palästinensische Ministerium für Gefangenenangelegenheiten stellt sicher, dass die Familien und Hinterbliebenen von Terroristen finanziell versorgt werden, wenn die Attentäter und Mörder zu einer Haftstrafe verurteilt wurden oder bei dem Terroranschlag ums Leben kamen. Für das Jahr 2016 waren im Haushalt rund 310 Millionen Dollar für diese Versorgung eingeplant. Das Budget des Ministeriums wird von Abbas’ Autonomiebehörden bereitgestellt, also von Ihrem Freund!

 

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

die Bundesregierung überweist Jahr für Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag als Finanzhilfe an die Behörden von Abbas. Da ist es wirklich langsam mal an der Zeit, dass Ihr Schweigen gebrochen wird.

(Ich rufe alle meine Leserinnen und Leser auf, mir alles zu schicken, was Sie über Sigmar Gabriel wissen, ich veröffentliche die Aussagen auch gerne auch anonym. Ich freue mich auch über viel Geld, damit ich das Schweigen publikumswirksam brechen kann.)

 

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

stellen Sie sich mal vor, Deutschland wäre in einem Krieg mit Ländern, die erklären, dass ganze deutsche Volk physisch vernichten zu wollen. Stellen Sie sich weiterhin vor, diese Länder würden Raketen und Granaten auf Deutschland abwerfen und Terroristen nach Berlin, Hamburg, München und Köln schleusen, um dort auf Passanten zu schießen, Zivilisten abzustechen und mit Beilen in Kirchen zu morden. Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder müssten alle in einen Krieg ziehen, um zu verhindern, dass Ihre Familie ausgelöscht wird.

 

Und jetzt stellen Sie sich vor, der israelische Außenminister käme in genau dieser Zeit nach Deutschland und würde sich dann mit Organisationen treffen wollen, die die Legitimität Ihres Landes in Frage stellen, lügen, verleumden und die Deutsche Bundeswehr als Kriegsverbrecher bezeichnet. Stellen Sie sich zudem vor, der israelische Außenminister würde sich nicht mit Opferverbänden treffen wollen, sondern ausschließlich mit Kritikern Deutschlands.

 

Nennen Sie mir ein westliches Land, das sich so ein Verhalten von Israel gefallen lassen würde.

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

haben Sie eigentlich jemals überlegt, wie es für einen Israeli sein muss, einem Deutschen die Hand zu schütteln, der seit Jahrzehnten ein undemokratisches Regime unterstützt, das mit dem Geld Familien von terroristischen Judenmördern Renten zahlt?

 

Ihr Vater hat schon keinen guten Ruf, wenn es um Juden geht, aber es stimmt schon nachdenklich, dass im 21. Jahrhundert auch der Sohn in Deutschland Karriere machen kann, obwohl er öffentlich erklärt, ein Mann sei sein Freund, der jeden Tropfen Blut preist, der vergossen wird im Kampf um eine Endlösung, bei der „nicht mal die Existenz eines einzelnen Israelis“ akzeptiert werden kann, weil „die Stunde der Auferstehung wird nicht kommen, solange wir die Juden nicht vernichtet haben“.

 

Als im Mittelalter die Pest wütete und viele Christen daran starben, erhoben sie den Vorwurf der Brunnenvergiftung gegen Juden. Der Vorwurf fiel nicht zufällig auf Juden, denn lange zuvor waren in ganz Europa sogenannte Judenbilder verbreitet worden, die den sozial ausgegrenzten Juden Heimtücke, Schadenzauber und Verschwörungen gegen die Christenheit zugeschrieben hatten. Am 23. Juni 2016 war Abbas zu Gast im Parlament der Europäischen Union und nutzte seine Rede, um zu schauen, ob die abfälligen Juden- und Israelbilder in Europa noch wirken. Er behauptete, es gäbe gewisse Rabbiner, die beauftragt hätten, Brunnen zu vergiften. Am Ende der Rede bekam er stehenden Applaus vom Parlament. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, twitterte anschließend sogar, er habe Abbas‘

Ansprache „anregend“ („inspiring“) gefunden.

 

Der Brunnenvergiftervorwurf war jedoch eine derart offensichtliche Lüge, dass er sie zwei Tage später zurücknahm. Am 25. Juni 2016 veröffentlichte die Presseabteilung von Abbas ein Statement, in dem eingestanden wurde, „dass es die angeblichen Aussagen eines Rabbiners, palästinensische Brunnen zu vergiften, wie es verschiedenen Medien berichtet haben, nicht gegeben hat.“

 

Der Journalist Alex Feuerherdt schreibt:

 

„So behauptete beispielsweise Yehuda Shaul, einer der führenden Köpfe von Breaking the Silence, dass Siedler das Trinkwasser einer palästinensischen Ortschaft im Westjordanland mit Kadavern von Hühnern vergiftet hätten, weshalb die Bevölkerung für mehrere Jahre evakuiert worden sei und erst kürzlich habe zurückkehren können. An der Geschichte stimmt nachweislich nichts, was arabische und palästinensische Medien allerdings nicht davon abhielt, sie aufzugreifen und zu verbreiteten. Das palästinensische Außenministerium entwickelte sie sogar weiter und behauptete im Juni dieses Jahres in einem Kommuniqué, es gebe einen Rabbi namens Shlomo Melamed, der dem Rat der Rabbiner im Westjordanland vorstehe und den Siedlern die Erlaubnis gegeben habe, das palästinensische Trinkwasser zu vergiften.“

 

Solche Lügen nimmt Sigmar Gabriels Freund zum Anlass, zu sagen:

 

„Bestimmte Rabbis in Israel haben ihre Regierung sehr klar dazu aufgefordert, unser Wasser zu vergiften, um Palästinenser zu töten. Ist das nicht eine eindeutige Anstiftung zum Massenmord gegen das palästinensische Volk?“

 

Und der SPD-Kanzlerkandidat lobt diese Lügen auch noch!

 

Es gibt eine Menge Schweigen in Deutschland, die es zu brechen gilt. Dabei sieht sich Deutschland nicht mal ansatzweise so sehr einer Gefahr ausgesetzt wie Israel. Israel ist das einzige Land der Welt, dem die totale Vernichtung angedroht wird. Wenn in Deutschland schon im Frieden so viel geschwiegen wird, dann will ich gar nicht wissen, was für ein Monster Deutschland werden würde, wenn sich das Land der Gefahr ausgesetzt sähe, die Israel jeden Tag zu meistern hat.

 

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

die Frage ist daher nicht, macht Israel Fehler. Natürlich macht Israel Fehler, wie jedes andere Land auch. Das kleine Land, das gerade mal so groß ist wie Hessen, befindet sich im Krieg und die Hamas und viele andere Kriegstreiber wollen Israel und alle Juden der Welt vernichten, wie Artikel 7 der Hamas-Charta eindeutig betont. In vergleichbarer Situation würde jeder in die Ecke der Vernichtung getriebener Mensch Fehler machen.

 

Die Fragen lauten vielmehr: Warum müssen die Fehler Israels so betont werden, dass sie lieber jene besuchen, die mit dem Finger auf die Fehler zeigen, als jene, die ihre Kinder verloren haben, weil sie aus Judenhass ermordet wurden? Warum muss Israel schlechter gemacht werden als es ist?

Kein Land in der Geschichte der Menschheit hat je derart zurückhaltend auf wochenlangen Beschuss durch tausende Raketen reagiert wie Israel. Israel hat eine gute Abwehr, ja, aber nur, weil Israel den Vernichtungswillen der Gegenseite ernst genommen hat, während manch Andere glaubten, die Judenhasser meinten es nicht so. Bisher hat jedes Land in der Geschichte der Menschheit nach tausendfachem Beschuss der eigenen Zivilbevölkerung die militärische Schwäche des Gegners ausgenutzt, zurückgeschlagen, nicht gewarnt, flächendeckend gebombt und vor allem, kein Essen, Medizin, Wasser und Strom in Zeiten des Krieges zum Feind geschickt, wie es Israel tut! Zu behaupten, Israel sei nicht besser als die Hamas ist so widerlich wie die Behauptung, die Juden wäre nicht besser gewesen als die Nazis.

 

Damals verfolgten die Nazis das jüdische Volk. Auch Ihr Vater als überzeugter Nazi verfolgte Juden. Im Aufstand im Warschauer Ghetto haben Juden in der Verteidigung ihres eigenen Lebens deutsche Soldaten getötet. Ihr Vater hat damals gewiss das Schweigen gebrochen über die Gräueltaten der revoltierenden Juden im Warschauer Ghetto berichtet! Ihr Vater hat damals gewiss auch das Schweigen gebrochen und laut darüber gesprochen, Juden würden einen Krieg zur Weltherrschaft führen, wie es in den „Protokollen der Weisen von Zion“ steht.

 

Ihr Vater hat das Schweigen gebrochen, allerdings um zu lügen!

Die „Protokolle der Weisen von Zion“ ist eine Lüge! Die Wannsee-Konferenz aber war real! Dort wurde die Vernichtung der Juden geplant! So ist es heute: Die Fatah ist real und die Aussagen Ihres Freundes sind auch real! Der Glaube aber, Israel sei nicht besser als die palästinensische Autonomie ist Lüge! Israel verteidigt sich lediglich!

 

Der Konflikt im Nahen Osten ist leicht zu erklären, schwer zu lösen vielleicht, aber leicht zu erklären: Die Seite ihres Freundes will die andere Seite vernichten! Alles andere ergibt sich daraus. Die Frage, ob Israel sich verteidigen darf und wie, welche Fehler Israel dabei macht, wo Juden leben dürfen, wo sie vertrieben werden dürfen (was für eine grausame Debatte, die aber leider geführt wird, auch von Ihnen, wenn sie von illegalen jüdischen Siedlern sprechen), alles ist Folge dieser Ausgangslage.

 

Israel will Frieden! Israel ist eine Demokratie und hat tausendmal lieber Geschäftspartner als Nachbarn denn Feinde. Und außerdem: Kein Mensch ist illegal, heißt es oft. In Israel ist kein Bürger illegal! Jeder israelische Bürger kann Jude, Christ, Moslem, Araber oder Palästinenser sein und überall in Israel siedeln Juden, Christen, Moslems, Araber oder Palästinenser. Warum sollen in einem zukünftigen Palästina keine Juden siedeln können dürfen? Warum tun sich so viele so leicht damit, Sonderregelungen für Juden zu schaffen? Warum werden Juden so ganz besonders beurteilt? Warum sind siedelnde Juden in arabischen Ländern oft ein Problem, siedelnde Muslime in Israel aber nicht? Warum reicht es nicht, dass Israel es besser macht als alle anderen Nationen?

 

Macht Israel Fehler? Ja! Soll Israel dafür kritisiert werden? Ja! Hat es je eine Nation besser gemacht in vergleichbarer Gefahr? Nein!

 

Das Problem an der hiesigen Debatte rund um den Konflikt im Nahen Osten ist, dass ein israelischer Politiker bereits kritisiert wird, wenn er kein Nathan der Weise ist, ein arabischer Politiker jedoch schon gelobt wird, wenn er kein Adolf Hitler ist. Er kann sogar ein Freund des deutschen Außenministers sein und diese Freundschaft wusste schon Ihr Vater zu schätzen!

 

Im Jahr 1941 trafen sich der Großmufti von Jerusalem, Hadsch Muhammad Amin al-Husseini und der Führer von Nazideutschland, Adolf Hitler in Berlin. Es ging um die “Endlösung der Judenfrage”. Al-Husseini wollte das Land, über das er später zu herrschen plante, “judenrein” haben. Weil auch die Naziregierung das wollte, diskutierten der Mufti und der Führer die Möglichkeit zur systematischen, industriellen Ermordung aller Juden. Nach dem Treffen fand die Konferenz am Wannsee statt, dessen Ziel die Planung der Vernichtung aller Juden in Europa war. Al-Husseini soll einer der ersten Nichtdeutschen gewesen sein, der von dieser Planung erfuhr. Adolf Eichmann brach das Schweigen und informierte al-Husseini im Kartenraum des Berliner SS-Hauptquartiers, indem er dort seine Unterlagen für die Wannseekonferenz benutzte. Wenn Deutschland das Schweigen, dann auch richtig.

 

Sehr geehrter Sigmar Gabriel,

 

Sie schweigen noch über Ihre Freundschaft mit einem Mann, der jeden Tropfen Blut preist, der vergossen wird im Kampf um eine Endlösung, bei der „nicht mal die Existenz eines einzelnen Israelis“ akzeptiert werden kann, weil „die Stunde der Auferstehung wird nicht kommen, solange wir die Juden nicht vernichtet haben“.

Wann brechen Sie Ihr Schweigen?

 

 

 

Gerd Buurmann, Tapfer im Nirgendwo


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Samstag, 06 Mai 2017