Wie der Totalitarismus im Westen gewinnt

Wie der Totalitarismus im Westen gewinnt


Ein Lob an das linke Magazin Atlantic, dass es einen Text von Peter Beinart brachte, der sich tatsächlich angesehen hat, was in der amerikanischen Gesellschaft abläuft und zu einer ungemütlichen Schlussfolgerung kommt, die sonst in den Medien kaum zu finden sein dürte - und die im Gefolge von Charlottesville nur allzu angemessen ist.

Wie der Totalitarismus im Westen gewinnt

von Melanie Phillips

 

Denn Beinart warnt, dass die Linke in Totalitarismus und Gewalt abgleitet. Die „Antifa“ gibt vor antifaschistisch zu sein. Aber sie definieren Faschismus als jeden, mit dem sie nicht einer Meinung sind, einschließlich Mainstream-Konservative. Daher ihre gewalttätige Unterdrückung von Kommentatoren und Wissenschaftlern wie der konservativen Kolumnistin Ann Coutler, dem Breitbart-Polemiker Milo Yiannopoulos und dem Politikwissenschaftler Charles Murray.

 

Was die Antifa ganz bestimmt NICHT macht, ist die Demokratie, Freiheit und liberale Werte zu verteidigen. Beinart stellt fest:

 

„Da die Antifa sich in großem Maß aus Anarchisten zusammensetzt, haben ihre Aktivisten wenig Vertrauen in den Staat, den sie als mitschuldig für Faschismus und Rassismus betrachten. Sie ziehen direktes Tun vor: Sie üben Druck auf Veranstaltungsorte aus weißen Rassisten keinen Raum für Treffen zu geben. Sie üben Druck auf Arbeitgeber aus, sie zu feiern und auf Vermieter sie rauszuwerfen. Und wenn Menschen, von denen sie glauben sei seien rassistisch und faschistisch, sich versammeln, dann versuchen die Antifa-Parteigänger ihre Versammlungen aufzubrechen, auch mit Gewalt.“

 

Wäre das nur ein Haufen Anarchisten, wäre das Problem nicht so übel. Wodurch es auf eine ganz andere Ebene gehoben wird, ist die Tatsache, dass die Mainstream-Linke sich nicht von der Antifa distanziert, sondern sie toleriert, sie reinwäscht und billigt. Besonders unter Verweis auf den Angriff im Januar auf den weißen Rassisten Richard Spencer fährt Beinart fort:

 

„Solche Taktiken lösen beträchtliche Unterstützung der Mainstream-Linken aus. Als der maskierte Antifa-Aktivist am Tag der Amtseinführung [von Donald Trump] beim Angriff auf Spencer gefilmt wurde, beschrieb ein Text in The Nation seinen Schlag als einen Akt „kinetischer Schönheit“. Slate brachte einen anerkennenden Artikel über eine humorige Klavier-Ballade, die den Angriff verherrlichte. Twitter war überflutet mit sich wie Viren verbreitenden Versionen des Videos, das mit unterschiedlichen Liedern unterlegt war, was Obamas ehemaligen Redenschreiber Jon Favreau veranlasste zu twittern: „Mir ist egal, mit wie vielen verschiedenen Liedern ihr die Schläge gegen Richard Spencer untermalt, ich werde über jedes einzelne lachen.“

 

„Die Gewalt richtet sich nicht nur gegen ausgesprochene Rassisten wie Spencer: Im Juni letzten Jahres schlugen Demonstranten – von denen zumindest einige zur Antifa gehören – Menschen, die eine Trump-Kundgebung in San Jose (Kalifornien) verließen und bewarfen sie mit Eiern. Ein Artikel in It’s Going Down feierte die ‚gerechte Prügel‘.“

Gestern schrieb ich in The Times (Paywall), dass dies eine unheilige Allianz zwischen der Linken und den Rechtsextremen hervorgebracht hat:

 

„Ein weißer Rassist namens Richard Spencer erfand den Pauschalbegriff ‚alt-right‘, um Seinesgleichen mit Konservativen zu verbinden, die nur versuchten die amerikanische Identität und Kernwerte zu verteidigen. Mit dieser Taktik wollte Spencer die Rechtsextreme zu stärken und gleichzeitig reguläre Konservative zu beschmieren und damit zu vernichten.

 

Die Linke hat diese Schmierenkampagne mit hemmungsloser Freude genutzt und den Begriff ‚alt-right‘ regelmäßig für den Versuch genutzt, die Agenda der nationalen Identität zu zerstören, indem sie mit weißem Rassismus zusammenzuklammern. Das Ergebnis ist ein mächtiger Schub für die Rechtsextreme. Aus verdienter Vergessenheit stellen sie auf einmal fest, dass die Linke jede ihrer Äußerungen in die Welt weiterleitet. Unweigerlich kommt einem der Begriff ‚nützliche Idioten’ in den Sinn.“

 

Weit davon entfernt die Rechtsextremen zu bekämpfen, gibt die Linke ihr ungewollt den machtvollsten Anschub, den sie seit der Niederlage der Nazis 1945 erhielt. Dem ist nicht nur so, weil die Linke die Rechtsextreme nutzt, um die Mainstream-Konservativen zu beschmieren und zu untergraben, deren Ziel die westliche Kultur zu verteidigen jetzt über Jahrzehnte boshaft mit weißem Rassismus gleichgesetzt worden ist.

 

Außerdem ist es so – genauso, wie wir es in Sachen Islamisierung sehen können – dass die faschistische Rechte in das Vakuum gezogen ist, das vom kulturellen und politischen Mainstream-Establishment hinterlassen wurde, das entweder die Augen vor der Aushöhlung westlicher Werte verschließt (US-Republikaner, die britische Konservative Partei) oder sich selbst als Vorreiter des Versuchs geriert den Westen und sogar die menschliche Identität durch eine neue Weltordnung zu ersetzen (US-Demokraten, britische Labour Party).

 

Das Ergebnis ist so vorhersagbar wie furchtbar. Hier der Grund.

 

Die Gleichsetzung von „nationaler Identität“ des Mainstream mit weißem Rassismus ist eine stinkende Lüge. „Nationale Identität“-Konservative wollen die kulturellen westlichen Kernwerte beibehalten, die sie enorm wertschätzen und mit einander teilen. Die rassistische und faschistische Rechstextreme ist von Abscheu gegen rassische und ethnische Gruppen getrieben, die für minderwertig erachtet werden. Das Erste gründet auf Liebe, das Zweite auf Hass.

 

Aber hier liegt das Grässliche. Je mehr das Mainstream-Establishment die westliche nationale Identität aufgibt, desto mehr positioniert die faschistische Rechte sich damit, dass nur sie sie verteidigt. Je mehr die faschistische Recht ihre Muskeln spielen lässt, desto mehr nutzt die Linke diese Leute als kulturelle Aggressoren, präsentiert die totalitäre Linke zusammen mit den Islamisten als deren Opfer und die heldenhaften Verteidiger der Freiheit und betreibt Rufmord an jedem, der es wagt zu protestieren, dass die Linke zusammen mit den Islamisten in Wirklichkeit die Zwillingszerstörer der Freiheit und DIE Hauptbedrohung für sie sind. Je mehr die Mainstream-Gesellschaft in Angst von diesem kulturellen Schlachtfeld flieht, desto größer ist das Vakuum, in das die faschistische Rechte zunehmend einmarschieren wird. Wenn die Mainstream-Gesellschaft sich nicht zusammenreißt, wird der Totalitarismus siegen.

 

Diese furchterregende Lage ist der Grund dafür, dass Donald Trump an die Macht kam. Der Westen ist schlicht kulturell entgleist. Konservatismus, die Geisteshaltung, die bewahren will, was in einer Gesellschaft wertvoll ist und das als kulturelles Erbe verteidigt, um es an noch nicht geborene Generationen weiterzugeben, weiß nicht mehr, was er verteidigen soll. Konfrontiert mit dem fokussierten und unversöhnlichen Ansturm des Säkularismus und linker Ideologie, die darauf abzielt das kulturelle Erbe des Westens zu untergraben und zu zerstören, haben die Konservativen sich völliger Fassungslosigkeit, Verwirrung und Angst zerstreut.

 

Als Ergebnis verwirft der Westen, der Schmelztiegel von Vernunft, Freiheit und Ordnung, diese vollständig und kehrt zurück zu einem Hobbesschen Krieg aller gegen alle.

 

Ich habe wiederholt meine Sorge zu Trumps psychologischen Mängeln und seine offenkundige Nichteignung für das große Amt, das er innehat geäußert. Aber ich trenne den Mann von dem was er repräsentiert: die Werbung und Verteidigung amerikanischer und westlicher Kernwerte. Das ist das, was 63 Millionen Wähler sagten was sie wollen, als sie ihn wählten.

 

Diejenigen, die gegen ihn aufgestellt waren, sind der Höhepunkt dessen, was in den vergangenen fünfzig Jahren geschah: die willige Untergrabung des Westens durch die totalitäre Linke. Das krasse und selbstmörderische Durcheinander des Zeitalters hat einen Präsidenten nach oben gebracht, der außerhalb der Grenzen des Akzeptablen steht, weil die westliche Gesellschaft selbst Wahrheit und Lügen, Richtig und Falsch, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit auf den Kopf gestellt hat. Trump ist die Schöpfung der Linken – und je übler ihr Versuch wird ihn zu vernichten, desto mehr erinnern sie uns daran, warum dieser Mann überhaupt gewählt wurde.

 

Trump ist weit von dem entfernt, was ich mir als Inhaber irgendeines öffentlichen Amtes ausgesucht hätte. Aber wenn ich die Verachtung für Demokratie sehe, die von denen gezeigt wird, die versuchen ihn auszuhebeln, die bösartigen Lügen und den offen geistesgestörten Rufmord, die gegen ihn und sein Team eingesetzt werden, die Gewalt und die Einschüchterung, die von seinen Gegner genutzt werden – und die Art, in der die Medien die Öffentlichkeit in weit verbreiteter Ignoranz all dessen hält, weil die Medien, zusammen mit dem Rest der Intelligenzija, ihre Köpfe mit demselben Gruppendenken hermetisch versiegelt haben – dann weiß ich nicht, was mir mehr Angst macht.

 

 

 

Übersetzt von Heplev


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Freitag, 25 August 2017