Das Comeback von Hitlers Namen in der Öffentlichkeit

Das Comeback von Hitlers Namen in der Öffentlichkeit


In den letzten Jahrzehnten hat Hitlers Name ein Comeback in der Öffentlichkeit erlebt. Das geht weit über seine Verwendung als Symbol des absolut Bösen hinaus. Es gibt so viele Beispiele der diversen Manipulation des Namens Hitlers in westlichen Gesellschaften und andernorts, dass nur ein paar Beispiele angeführt werden können.

Das Comeback von Hitlers Namen in der Öffentlichkeit

Von Dr. Manfred Gerstenfeld

 

Amerikanische Präsidenten mit Hitler gleichzusetzen hat wahrscheinlich mit Richard Nixon begonnen. Damals lösten Vergleiche mit dem deutschen Nazi-Diktator noch heftige Reaktionen aus. 2002 bezog die deutsche Ministerin Herta Däubler-Gmelin sich auf Hitler, als sie sagte Präsident George W. Bush wolle die Möglichkeit eines Krieges gegen Saddam Husseins Irak nutzen, um von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken; „Das hat Hitler auch schon gemacht.“[1] Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder übernahm Däubler-Gmelin nicht in das neue Kabinett, das er einige Wochen später bildete.[2]

 

Solche Beleidigungen, die verwendet wurden, um Aufmerksamkeit zu erregen und Menschen zu beleidigen, sind in den Mainstream eingebracht worden und werden sogar von nationalen Führungskräften benutzt. Drei mexikanische Präsidenten, darunter der aktuelle Präsident Enrique Peña Nieto verglichen Trump mit Hitler.[3] Eine kleine amerikanische Organisation, das Anne Frank Center for Mutual Respect[4] – das den Namen der bekanntesten Holocaustopfers für politische Zwecke missbraucht – postete auf Twitter eine Liste angeblicher Ähnlichkeiten zwischen Trump und Hitler.[5]

 

Zu den Politikern außerhalb der Vereinigten Staaten, die mit dem Naziführer gleichgesetzt wurden, gehört Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihr Besuch in der Tschechischen Republik im August 2016 löste massive Proteste gegen ihren Umgang mit der Migrationskrise aus. Protestierende schwenkten Plakate, auf denen sie als Hitler dargestellt wurde.[6]

 

Auch außerhalb der Kreise der Neonazis findet man Bewunderung für Hitler. Die libanesische Sängerin Najwa Karam hat 50 Millionen Platten verkauft. Sie war das arabische „Gesicht“ der großen französischen Kosmetikfirma L’Oreal und diente als Jurorin in der arabischen Version von „Deutschland sucht den Superstar“, Arabs Got Talent. In der Sendung Talk of the Town des libanesischen Fernsehens wurde sie aufgefordert, Eigenschaften von sechs berühmten Männern auszuwählen, um den „idealen Mann“ zu schaffen; sie wählte Hitler wegen seiner „überzeugenden“ Redefähigkeit.[7] Ein amerikanischer weißer Rassist änderte 2017 seinen Nachnamen zu Hitler.[8]

 

Hitlers Name wird zudem in antisemitischen Verleumdungen verwendet. Im Februar 2011 veröffentlichte ein palästinensisches Magazin den Artikel eines 10-jährigen palästinensischen Mädchens, das einen Traum wiedergab, in dem Hitler ihr sagte: „Ja, Ich habe sie [die Juden] getötet, damit ihr alles wisst, dass sie eine Nation sind, die in aller Welt Zerstörung verbreitet.“ Dieses Magazin wurde von der UNESCO bezuschusst. Nach Protesten stoppte die UNESCO die Finanzierung dieser Veröffentlichung im Dezember 2011.[9]

 

2015 wurde der maltesische EU-Beamte Stefan Grech beschuldigt, er habe antisemitische Hassrede gerufen und eine [nichtjüdische] EU-Bedienstete angegriffen. Grech soll die Angestellte mit einer Tafel des Diktators Benito Mussolini auf den Kopf geschlagen und sie als „dreckige Jüdin“ bezeichnet haben; er habe gesagt: „Hitler hätte euch Juden erledigen sollen.“[10][11][12]

 

Der niederländische Oberrabbiner Binyamin Jacobs berichtet, dass niederländische Jugendliche bei einer Gedenkveranstaltung für Holocaustopfer während seiner Rede „Heil Hitler“ brüllten.[13] Das ist Teil eines allgemeineren Auftretens des Hitlergrußes. Seine Verwendung kann von indirektem Propagieren des Holocaust bis zur Identifzierung mit ihm in Neonazi-Bewegungen reichen.

 

Im Juli 2017 stand ein Schotte vor Gericht, weil er dem Hund seiner Freundin beibrachte, auf Äußerungen wie „Sieg heil“ und „Vergast die Juden“ den Hitlergruß zu geben. Er postete das auf YouTube, wo es millionen Male angesehen wurde. Der Mann entschuldigte sich später bei der jüdischenn Gemeinde. Im März 2018 wurde er von einem Gericht wegen Begehens eines Hassverbrechens für schuldig befunden.[14]

 

Teilweises Reinwaschen der Verbrechen Hitlers ist auch außerhalb von Neonazi-Gruppen zu finden. 2005 erklärte der niederländische protestantische Prediger Kees Mos in einer respektierten Kirche in der vornehmen niederländischen Stadt Wassenaar: „Der Jude in uns ist gemäß des Matthäus-Evangeliums ein Verräter.“ Mos fügte hinzu: „Das ist die Sünde des Juden, dass er es ablehnte menschlich zu sein.“ Er fuhr damit fort: „Wir haben Hitler in den vergangenen Jahrzehnten als Monster hingestellt, aber es gibt keine Monster.“

Ein ähnliches Motiv wurde von Björn Höcke verwendet, ein prominenter gewählter Repräsentant der rechtsgerichteten AfD. Er nannte Berlins Holocaust-Mahnmal „ein Monument der Schande“. Zudem bestritt er, dass Hitler absolut böse war. Höcke merkte an: „Wir alle wissen natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.“[15]

 

Eines der bizarrsten Beispiele für die Gleichsetzung des Holocaust ereignete sich, als der Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, sich 2016 Hitler verglich. Er sagte, Hitler habe drei Millionen Juden massakriert – eine falsche Zahl, die wahre lautete sechs Millionen – und er wolle in den Philippinen drei Millionen Drogenabhängige töten.[16]

 

Historische Ereignisse und Personen verblassen im Verlauf der Zeit. Die offensichtlich gesteigerte Erwähnung des Namens Hitlers in der Öffentlichkeit kann nicht nur mit der Zunahme des Antisemitismus erklärt werden. Dies und die Desensibilisierung bezüglich seiner Verwendung gehören zu den wichtigsten Indikatoren des allmählichen Zerfalls des normativen Verhaltens in westlichen Zivilgesellschaften.

 

 

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/irak-krise-daeubler-gmelin-bush-und-hitler-a-214597.html

[2] www.theguardian.com/world/2002/sep/20/usa.iraq2

[3] www.reuters.com/article/us-mexico-trump/two-former-presidents-of-mexico-compare-trump-to-hitler-idUSMTZSAPEC2S8JNRJU

[4] Anne Frank-Zentrum für gegenseitigen Respekt

[5] www.newsweek.com/anne-frank-center-trump-germany-world-war-ii-647888

[6] http://www.express.co.uk/news/world/703986/Angela-Merkel-German-leader-compared-Hitler-anti-migrant-protest-Prague-refugees

[7] www.wiesenthal.com/atf/cf/%7B54d385e6-f1b9-4e9f-8e94-890c3e6dd277%7D/TOP-TEN-2013.PDF

[8] http://www.usatoday.com/story/news/nation-now/2017/03/24/name-change-to-hitler-official/99587276/

[9] Jordana Horn: UNESCO to Stop Support for Palestinian Magazine. In: Jerusalem Post, 25. Dezember 2011.

[10] www.timesofisrael.com/case-of-eu-official-who-shouted-anti-semitic-hate-speech-lands-in-brussels-court

[11] www.israelnationalnews.com/News/Flash.aspx/390120

[12] www.timesofmalta.com/articles/view/20170610/local/maltese-eu-official-accused-of-slurs-faces-court-at-last.650327

[13] Binyomin Jacobs, “Geef tolerantie plek in onderwijs,” Reformatorisch Dagblad, July 6, 2010.

[14] http://www.telegraph.co.uk/news/2018/03/20/youtube-user-convicted-hate-crime-pet-dogs-nazi-salutes/

[15] www.newsweek.com/jews-germany-anti-semitic-hitler-afd-579952

[16] http://edition.cnn.com/2016/09/30/asia/duterte-hitler-comparison/index.html

 

Dr. Manfred Gerstenfeld war jahrelanger Direktor des Jerusalem Centers for Public Affairs (JCPA). Er ist Kommentator der Tageszeitung The Jerusalem Post und beim Nachrichtensender Arutz Sheva.

 

 

Heplev - Foto: Hitler (re) im Gespräch mit seinem Bündnispartner "Großmuffti" Al-Husseini (Foto: By לשכת העיתונות הממשלתית [Public domain], via Wikimedia Commons)


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Dienstag, 24 April 2018