Im Online-Kurs zum Faktenchecker

Im Online-Kurs zum Faktenchecker


Möglicherweise haben Sie von dem `Recherchebüro Correctiv´ noch nie etwas gehört, obwohl Sie jeden Tag SPON, WON, die FAZ und die taz lesen.

Im Online-Kurs zum Faktenchecker

Von Henryk M. Broder

Zumindest haben Sie noch keinen Artikel gelesen, der mit „Recherchebüro Correctiv“ bzw. „Recherchenetzwerk Correctiv“ unterschrieben war. Das kommt daher, dass „Correctiv“ keine Artikel produziert, sondern sich darauf fokussiert, Fehler in den Arbeiten von Leuten zu suchen, die noch selber schreiben. Man könnte von einem „sekundären Journalismus“ sprechen, der eben nicht „creativ“, sondern „correktiv“ ist. 

Aber das ist noch nicht alles. Das „Recherchebüro Correctiv“ bildet jetzt „Bürger aus ganz Deutschland zu Faktencheckern“ aus. Faktenchecker wird ein Beruf! Wie Eventmanager, Integrationshelfer und Kampftrinker! Bis jetzt „haben knapp 300 Leute ihr Interesse an dem Projekt angemeldet“, etwa 65 haben nach „erfolgreicher Teilnahme“ an einem „Onlinekurs“ ein „Zertifikat“ bekommen, das sie als geprüfte Faktenchecker ausweist. Die Bezahlung der freien Faktenchecker „erfolgt auf Honorarbasis“. Hier steht, wie das im Einzelnen abläuft. Die Absolventen der Journalistenschulen steigen demnächst wahrscheinlich gleich auf Faktenchecker um, erstens, weil sie nicht schreiben können und zweitens, weil dafür niemand bezahlen will.

Nun hat sich einer dieser Spezialisten der Achse angenommen, war ja zu erwarten, sozusagen als Gesellenstück. Nach den islamistischen Oster-Anschlägen in Sri Lanka gab die grüne Fraktionsvorsitzende KGE bekannt, sie weile „in Gedanken bei den Angehörigen“ und stellte fest: „Terror&religiöser Hass-egal gegen oder von wem-hat in dieser Welt nichts zu suchen!"

Der Faktenchecker von „Correctiv“ monierte nicht, dss KGE den Singular benutzt, wo der Plural angebracht wäre, also haben statt hat, er monierte auch nicht, dass die Forderung von KGE, die so tut, als wäre sie eine Theologin, theologisch gesehen reiner Unsinn ist und auch nicht, dass sie einen Terroranschlag zum Anlass nahm, pauschalisierend alle Religionen zu ermahnen, wohl wissend, dass es vor allem eine der großen monotheistischen Religionen ist, die besonders Hass- und Terror-affin ist.

Nein, der Faktenchecker vom „Recherchebüro Correctiv“ nahm Anstoß an der Überschrift des Beitrags: Christen, hört auf, Moscheen und Synagogen anzuzünden! und behauptete rotzfrech, wir hätten den Satz KGE „in den Mund" gelegt. 

Wir würden KGE nie etwas in den Mund legen, nicht einmal ein „After-eight“-Täfelchen, und wenn, würden wir es in dicke Anführungszeichen verpacken. Der Satz ist eine ironische Fortschreibung und Konkretisierung des Gemeinplatzes von KGE, Terror und Hass hätten in dieser Welt nichts zu suchen, egal gegen oder von wem. Denn es passiert doch recht selten, dass Christen eine Synagoge, Juden eine Kirche oder beide gemeinsam eine Moschee anzünden. Ein wenig öfter kommt es dagegen zu pyrotechnischen Umbaumaßnahmen von Kirchen und Synagogen durch Angehörige oder Symapthisanten der dritten großen monotheistischen Religionsgemeinschaft.

Aber das muss ein Faktenchecker, der ein Zitat von einem Stilmittel, das man Sinnumkehrung nennt, nicht unterscheiden kann, nicht wissen. Für den Job reicht es, wenn er den IQ eines Algorhitmus hat, der Rabatt und Rabatz nicht auseinanderhalten kann. Ist doch alles irgendwie das Gleiche, und wenn Faktenchecking Spaß machen soll, darf man es nicht allzu genau nehmen, schon gar nicht bei Hilfskräften, die auf Honorarbasis bezahlt werden wie Schiffsschaukelbremser auf einer Kirmes. 

 

Erstveröffentlicht bei der Achse des Guten - Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.


Autor: Henryk M. Broder:
Bild Quelle: Bundesarchiv CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons


Dienstag, 07 Mai 2019