Berichterstattung deutscher Medien zeichnen falsches Bild: Das Feuer hat Israel nicht besiegt

Berichterstattung deutscher Medien zeichnen falsches Bild:

Das Feuer hat Israel nicht besiegt


Update 8 : 30 Uhr: In Haifa hat leichter Regen eingese4tzt. Es ist auch merklich kühler geworden.

Update 6.12.,  7 : 00 Uhr: In einem internationalen Großeinsatz sind die Waldbrände im Norden Israels unter Kontrolle gebracht worden. "Es gibt keine größeren Brandherde mehr, wir müssen nur noch verhindern, dass neue Feuer entstehen", sagte Feuerwehrchef Schimon Romah. Durch die seit Donnerstag wütenden Brände kamen 41 Menschen ums Leben, rund 5000 Hektar Wald wurden zerstört, 17.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.


 

Die Berichterstattung der Tagesschau zu den Waldbraenden in Israel ist leider symptomatisch fuer viele Berichte in Deutschland, der Welt und leider sogar in Israel selbst, die die Aussmasse der Waldbraende als direkte Folge eines schlecht ausgeruesteten Israel beschreiben und ein Bild von israelischer Ohnmacht zeichnen, was so einfach nicht stimmt…

 

von Ulrich J. Becker, Jerusalem

 

Richtig ist, dass die Feuerwehr in Israel in den letzten Jahren sehr um neue Mittel gebeten hat und vor schlechter Ausruestung warnte (als uebrigens ein leitender Feuerwehrbeamter im israelischen Fernsehen angab, dass seit dem letzten Jahr – Bibis Regierung – die Situation und die Hilfe von der Regierung wesentlich besser wurde, wurde er mal lieber schnell abgewuergt, denn was wuerde einigen Linksliberalen in der israelischen Presse jetzt besser passen, als Bibi wenigstens fuer diese Katastrophe verantwortlich zu machen, wenn er doch vom Volk fuer alles andere eher unterstuetzt wird. Aber keine Angst, dazu war Bibi auch hier wieder zu gut vor Ort und am Steuer.).

 

Richtig ist, dass Benjamin Netanjahu auslaendische Loeschflugzeuge und andere Hilfe erbat, um das Feuer so schnell wie moeglich zu loeschen um keine Risiken einzugehen. Richtig ist, dass es ueber 40 Tote gab.

 

Aber…

 

Im Enddefekt moechte ich behaupten, dass – die Umstaende bedenkend – die israelische Brandbekaempfung sogar besser als durchschnittlich ist.

 

Die hohe Zahl der Opfer enstand durch sehr tragische Unfaelle gleich zu Beginn der Braende, die offenbar in ihrer Staerke und Geschwindigkeit unterschaetzt wurden: Ein Bus und zwei Polizeistreifen wurden auf einer Landstrasse von Feuerwaenden eingeschlossen und fast alle Insassen starben in den Flammen. Bei Waldbraenden auf der Welt geschehen aehnliche Dinge leider immer wieder (hier Biespiel in Spanien), obwohl die vielen Insassesen des Busses hier die Zahl der Toten besonders hoch sein liess.

 

In Israel gibt es im Grunde leider nicht viele echte Waelder und deswegen sind Erfahrungen und noetige Vorbereitungen auf grosse Waldbraende eher gering, auch wenn es sie – vor allem auch im Karmelgebirge – immer wieder gab. Aber niemals in diesen Aussmassen.

 

Diesmal traf eine Kombination aus extrem trockenen Wetter und einem aussergewoehnlich langen Winter auf relativ schnelle und unberechenbare Winde, die das Feuer in einer Geschwindigkeit von 500 Metern in der Minute in sich staendig aenderne Richtungen schoss.

 

So ein Szenario ist leider auch mit bester Ausruestung nur schwer einzudaemmen. Ein erfahrener Loeschflugzeugflieger, der auch jetzt taeglich Einsaetze ueber dem Karmel fliegt, sagte im israelischen Fernsehen, dass das Feuer am ersten Tag so gewaltige Zuege annahm, dass selbst normale Loeschflugzeuge – ganz zu schweigen von Feuerwehren am Boden – keine Chance gehabt haetten und nicht einmal in die Naehe der riesigen Feuer- und Rauchsaeilen gelangen konnten.

 

Sobald sich die Situation etwas gab, ging man aber zu vollem und recht effektiven Einsatz ueber, auch wenn in vielen Faellen Bodeneinsaetze das Terrain nicht zuliess.

 

Er sprach auch davon, dass er die momentane Panikmache in den Medien nicht unterstuetzen kann, wonach Israel absolut machtlos und hoffnungslos unvorbereitet sei und man sofort alle moeglichen Einkaeufe und Revolutionen machen muesse.

 

Er berichtete davon, wie Israel mit seinen vier normalen, gut abgestimmten Loeschflugzeugen im 2. Libanonkrieg die etlichen Feuer, die staendig durch einschlagende Rakten der Hisb’Allah in ganz Nordisrael entfacht wurden, recht gut im Griff hatten und auch sonst eine sehr gute Antwort auf alle Braende in Israel darstellen, und dass es sich jetzt hier wirklich um ein aussergewoehnliches Ereignis handelt, dass einmal in vielen Jahren passiert und auf dass man nicht viel anders reagieren kann.

 

Man konnte auch verfolgen, dass die Abstimmungen zwischen allen Einsatzkraeften und Behoerden sehr gut funktionierte, dass schnell und effektiv evakuiert wurde, dass Anlaufstellen, Telefonnummern, Verpflegung, Wasser, etc. aussergewoehnlich gut lief – vielleicht sogar wegen Uebungen nach dem 2. Libanonkrieg. Und tatsaechlich gab es bis jetzt auch keine weiteren Opfer nach dem anfaenglichen tragischen Desaster. Auch die komplizierte Koordinierung von verschiedenen, internationalen Loeschflugzeugen und Hubschraubern in seinem sehr kleinen Luftraum weist auf gute Organisation hin.

 

Und auch wenn die Einschaetzungen bei mindetens einer Woche bis zur Loeschung lagen, werden – so wie es aussieht – die Loeschkraefte die Lage schon sehr viel schneller im Griff haben und loeschen sogar jetzt schon einen Brandherd nach dem anderen. Darueber hinaus loeschte man im ganzen Land uebernatuerlich viele durch Brandstiftung gelegte weitere Feuer und war eben nicht ‘ohnmaechtig’.

 

Natuerlich ist es richtig, dass die auslaendischen Flugzeuge bei den heutigen und gestrigen Erfolgen sehr wichtig waren, aber wenn ein Land – z.B. in Europa – von heftigen Waldbraenden ueberrschaft wird, fordert es auch Hilfe aus den Nachbarlaendern an und in Europa gibt es dazu sogar ein Koordinierungszentrum in Belgien.

 

An den Loescharbeiten des grossen Feuer in der Lueneburger Heide von 1975 z.B. beteiligten sich auch franzoesische Loeschflugzeuge. Selbst das grosse Russland bat um auslaendische Hilfe (u.a. aus der Ukraine und Italien), als die grossen Waldbraende dieses Jahres (die uebrigens 50 Todesopfer forderten und ueber zwei Wochen andauerten) wueteten. Die Weltmacht USA brauchte fuer das Loeschen der grossen Waldbraende von 2007 in Kalifornien 19 Tage.

 

Daher sind solche Saetze, wie dieser hier von Oliver Mayer-Rueth in der Tagesschau, eher Quatsch:

 

“…Schande! – Wie kann es sein, dass Israel nicht selbst fertig wird, mit so einer Situation?“

 

Und was bedeutet ‘fertig werden’? Das Ziel Israels ist die schnellst moegliche Loeschung und dazu braucht man soviel Untertstuetzung wie nur moeglich. Wenn es Israels Ziel waere, keine auslaendische Hilfe zu rufen, sondern alles alleine zu machen, wuerde es halt spaeter Herr der Lage werden, mehr Wald und Haeuser wuerden verbrennen und es wuerde laenger dauern, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass es mehr Todesopfer dadurch geben wuerde und auch vor dem internationalen Hilferuf konnte das Feuer niemals direkt in eine groessere Ortschaft eingedringen, sondern hat immer nur einzelne Haeuser am Waldesrand verbrannt, was tragisch genug ist, aber nicht ein Land zeigt, dass gerade verbrannt wird.

 

Zum Glueck sind Israelis sehr selbstkritisch und machen fuer alle Probleme immer ersteinmal sich selbst, den eigenen Staat und mangelnde Vorbereitung verantwortlich, aber dass auslaendische Medien Israel jetzt als das sonst so starke, jetzt ohnmaechtige, Israel zeichnen, dass vom Feuer vollkommen ueberrumpelt wurde und eine ueberraschende Schwaeche zeigt, ist einfach falsch und zeugt vielleicht mehr als alles andere von einem uebermaechtigen Bild das man vom Judenstaat im Kopf hat – Leute: Keine Weltmacht der Welt kann wirklich so einen Feuersturm in ein paar Minuten loeschen, und braucht nun mal massive Luft- und Bodenkraefte wenn man aktiv und schnell loeschen moechte. Bitte ein bisschen Proportionen! Schon so sahen die schwaechlichen Mediendarstellungen Israels genug boeswillige Leute als Anlass weitere Feuer zu legen.

 

Und regional betrachtet (Hisb’Allah, Hamas, Syrien, Iran) sind solche israelischen Ohnmachtsmaerchen nicht gerade foerderlich…

 

Nachtrag:

 

Auch dieser Bericht von SPIEGEL-Online mit dem Titel “Wir haben die Kontrolle verloren” ist leider mal wieder voller Fehler:

 

Die Menschen starben nicht in Fahrzeugen die sie in “Sicherheit bringen sollten“, sondern sie waren – teilweise der Gefahr trozend – in Richtung des Feuers gefahren, um ein Gefaengnis zu evakuieren.

 

Die Flammen wurden auch nicht “angefacht von Mittelmeerwinden“, sondern von trockenden Ostwinden, die meist weniger Luftfeuchtigkeit haben, als die Mittelmeerwinde.

 

Die toten Gefaengniswaeter fuer “palaestinensische Gefangene“, wie der SPIEGEL aus irgendwelchen Gruenden angeben muss, waren auch nicht “auf dem Weg zu einem Lehrgang“, sondern kamen im Gegenteil von einem Offizierlehrgang fuer Gefaegniswaerter, der gleichzeitig die Bereitschaftgruppe fuer Evakuierungen von Gefaegnissen und anderen Notfaellen ist.

 

Ist es wirklich so schwer ein paar Dinge richtig aus den israelischen Medien abzuschreiben?


Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Sonntag, 05 Dezember 2010

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