Die Corona-Sehnsucht nach dem Kommunismus

Die Corona-Sehnsucht nach dem Kommunismus


Die Corona-Krise fördert schaurige Wünsche zutage, wie den einer jungen, offenbar gänzlich unbedarften Österreicherin, die sich selbst als linksradikal bezeichnet.

Die Corona-Sehnsucht nach dem Kommunismus

Von Vera Lengsfeld

Gefunden wurde der Tweet von Stefan Krikowski von der Lagergemeinschaft Workuta.

Schöndorfer will keine anderen Menschen mehr überzeugen, sondern „Wahrheiten“ einfach mal so raushauen. Wobei sie offenbar keine Ahnung von der historischen Wahrheit hat.

Das Erschreckende ist, dass ihre Botschaft am Karfreitag auf Twitter mit 465 „gefällt mir“ Angaben kommentiert wurden. Am selben Tag starb Gerhard Weinstein, dessen Leben vom Kommunismus zerstört wurde. Deshalb möchte ich hier an ihn erinnern.

Gerhard Weinstein: Einstiger „Staatsfeind der DDR“ tot

Berlin, 13.04.2020/cw – Sein Leben las sich wie eine historische Tragödie. Im Vorfeld, das heißt ein Jahr vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, 1932 geboren, wurde das früh erkrankte Kleinkind von seiner Mutter 1934 in ein Heim weggegeben. Über die Hintergründe kann im Nachhinein nur spekuliert werden. Die Mutter, Tochter einer Halbjüdin, war eben aus diesem Grund vom Vater ihres Kindes verlassen worden. Hatte sie ihr Kind aus Angst in fremde Hände gegeben? Gerhard Weinstein starb heute im Alter von 88 Jahren. Er wurde am Morgen vom Pflegedienst tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Im Januar 2018 entdeckten die Berliner Wasserwerke beim Bau eines Rückhaltebeckens die Tunnelreste eines von Weinstein 1963 an der Bernauer Straße gebauten Fluchttunnels. Medien in aller Welt berichteten über den lange Zeit nach dem Mauerfall sensationell wirkenden Tunnelfund. Der Ort des ursprünglichen Tunneleinstiegs war durch einen Gebietsaustausch zwischen der DDR und West-Berlin 1988 gänzlich in das Hoheitsgebiet der DDR gelangt und damit in Vergessenheit geraten. Wie aber wurde Weinstein zum Fluchthelfer und dadurch zum „Staatsfeind der DDR“? Erst 1985, vier Jahre vor dem Fall der Mauer, wurde die Fahndung nach ihm „wegen Erfolglosigkeit“ eingestellt.

 

Vera Lengsfeld, Publizistin, war eine der prominentesten Vertreterinnen der demokratischen Bürgerrechtsbewegung gegen die "DDR"-Diktatur, sie gehörte 15 Jahre dem Deutschen Bundestag als Abgeordnete der CDU an. Vera Lengsfeld publiziert auch in der Achse des Guten und in der Jüdischen Rundschau.


Autor: Vera Lengsfeld
Bild Quelle: Renardo la vulpo / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)


Mittwoch, 15 April 2020