Trump und der Friedensnobelpreis

Trump und der Friedensnobelpreis


Haben norwegische Politiker doch einen Sinn für Humor?

Trump und der Friedensnobelpreis

Von Amir Taheri, Gatestone Institute

  • Auf den ersten Blick mag Donald Trump tatsächlich einen Anspruch auf den Friedensnobelpreis haben. Er hat die Normalisierung zwischen Israel und zwei seiner ehemaligen arabischen Feinde vermittelt, und es wird erwartet, dass weitere folgen werden. Möglicherweise hat er auch den letzten Konfliktherd im ehemaligen Jugoslawien beseitigt, indem er eine Einigung zwischen Serbien und dem Kosovo vermittelt hat.
  • Trump, der Friedensstifter? Die linken Eliten auf beiden Seiten des Atlantiks reagieren auf diesen Satz mit einem herzlichen "Ha! Ha! Ha! Ha!" oder mit einem wütenden Aufschrei: "Skandal!"
  • Was für die Nobelpreisrichter zählt, ist, dass er es getan hat; er hat Frieden gebracht, wo es Konflikte gab.
  • Doch wenn sie Trump den Nobelpreis verleihen, wird er der fünfte US-Präsident sein, der diese Auszeichnung erhält. Und wenn er sie bekommt, dann wäre er der verdienstvollste von allen.

Oder haben sie absichtlich provoziert, indem sie Präsident Donald Trump mitten in der größten Rufmordkampagne, der sich ein westlicher Politiker in letzter Zeit gegenübersah, für den Friedensnobelpreis nominieren?

Auf den ersten Blick mag Trump tatsächlich einen Anspruch auf den Preis des Dynamitherstellers haben. Er hat eine Normalisierung zwischen Israel und zwei seiner ehemaligen arabischen Feinde vermittelt, und es wird erwartet, dass weitere folgen werden. Vielleicht hat er auch den letzten Konfliktherd im ehemaligen Jugoslawien beseitigt, indem er eine Einigung zwischen Serbien und dem Kosovo vermittelt hat.

In beiden Fällen ist es ihm gelungen, historische, emotionale und ideologische Hürden zu nehmen, von denen viele, darunter auch dieser Schreiberling, glaubten, dass sie in absehbarer Zeit nicht überwunden werden könnten. Wie er es geschafft hat und mit welchen hinterhältigen Maßnahmen er die Geschäfte zum Abschluss gebracht hat, ist Spekulationssache. Doch was für die Nobelpreisrichter zählt, ist, dass er es getan hat; er hat Frieden gebracht, wo es Konflikte gab.

Trump, der Friedensstifter? Die linken Eliten auf beiden Seiten des Atlantiks reagieren auf diesen Satz mit einem herzlichen "Ha! Ha! Ha! Ha!" oder mit einem wütenden Aufschrei: "Skandal!"

Doch, Moment mal, bei genauerem Hinsehen kann man vielleicht eine andere Geschichte erzählen. Erstens ist Trump mit Ausnahme von Dwight Eisenhower der einzige US-Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg, der seine Nation in keinen Krieg geführt hat, weder in einen großen noch in einen kleinen.

Präsident Harry Truman hat Amerika in den Koreakrieg geführt. John F. Kennedy hat die USA in den Vietnamkrieg involviert. Sein Nachfolger Lyndon Johnson weitete den Krieg bis nach Laos aus. Richard Nixon und Gerald Ford verlängerten den Krieg und dehnten ihn bis nach Kambodscha aus. Ronald Reagan führte seinen Mini-Krieg in Grenada sowie Stellvertreterkriege in El Salvador und Nicaragua und half gleichzeitig den britischen Verbündeten im Falkland-Konflikt.

George H. W. Bush führte die Invasion im Irak sowie einen kleinen, aber kostspieligen Einmarsch in Somalia. Bill Clinton zog die USA in den Jugoslawien-Konflikt hinein. George W. Bush zog ein doppeltes Spiel auf, indem er zuerst in Afghanistan und dann im Irak einmarschierte. Hintenherum verwickelte Barack Obama die USA in den Libyen-Krieg, während er den größten Drohnenkrieg der Geschichte in Afghanistan, Pakistan und dem Jemen begann. Er hetzte auch die Araber zur Rebellion gegen ihre Regierungen auf, weigerte sich dann aber, einen Finger zu rühren, um ihnen zu helfen, und entzündete damit das Feuer der Bürgerkriege, insbesondere in Syrien. Seine Unterstützung für die Mullahs von Teheran ermutigte diese auch, ihre Bemühungen um den Aufbau eines Imperiums zu beschleunigen, was einen Großteil des Nahen Ostens in Gewalt und Krieg stürzte.

Im Gegensatz dazu weigerte sich Trump, der Deal-Maker, militärische Maßnahmen gegen Nordkorea zu ergreifen, und ignorierte dabei falkenhafte Berater. Er akzeptierte es sogar, sich in den Augen vieler zu erniedrigen, indem er den nordkoreanischen Despoten Kim Jung-Un mit Anstand behandelte. Trump zog auch einer Reihe geplanter Luftangriffe gegen die Islamische Republik Iran den Stecker.

Nicht zuletzt versuchte Trump, ein Abkommen mit den afghanischen Taliban auszuhandeln.

Man kann diese Handlungen gutheißen oder auch nicht, und in einigen Fällen, insbesondere bei der Legitimierung der Taliban, kann man sogar ein Gefühl des Verrats haben. Doch was die Nobelpreisrichter betrifft, so zielten all diese Handlungen darauf ab, Frieden zu schaffen.

Ich bezweifle, dass die linken Eliten, die das Nobelpreis-Spiel kontrollieren, am Ende auf Trump setzen werden. Aber wenn sie es tun, wird er der fünfte US-Präsident sein, der die Auszeichnung erhält. Und wenn er sie bekommt, dann wäre er der verdienstvollste Preisträger von allen.

Der erste, der den Nobelpreis erhielt, war Theodore Roosevelt im Jahr 1906 für die Vermittlung eines Waffenstillstands im russisch-japanischen Krieg, den Russland verloren hatte. Die Vermittlung beseitigte nicht den Kern des Konflikts um das Ochotskische Meer, wobei Russland seine Verluste im Zweiten Weltkrieg wieder gut machte und den japanischen Kurilen-Archipel annektierte. Roosevelt, liebevoll "Teddy" genannt, war weit entfernt von einer Ikone des "Friedens und der Liebe". Er führte Krieg, um die Eroberung der Philippinen zu vollenden, und setzte sich für den Eintritt in den Ersten Weltkrieg ein. Schlimmer noch, der liebe "Teddy" war ein Förderer der Eugenik und ordnete an, dass "Kriminelle sterilisiert und geistig Behinderten das Nachkommen-haben verboten werden soll".

Der zweite der vier war Präsident Woodrow Wilson im Jahre 1919. Wilson, der für seinen "liberalen Internationalismus" gefeiert wurde, hatte die USA in den Ersten Weltkrieg geführt, an dessen Ende er eine 14-Punkte-Erklärung veröffentlichte, in der er zahlreichen "Nationen" und Proto-Nationen in Europa und im Nahen Osten Selbstbestimmung versprach. Großbritannien und Frankreich ignorierten die Erklärung und erweiterten ihre Imperien mit einer Reihe von Verträgen von Versailles bis Lausanne und Montreux.

Während seiner Präsidentschaft hatte der Friedenspreisträger Wilson mehrere Kriege geführt, insbesondere eine Invasion in Mexiko, um Vera Cruz zu erobern und den Despoten Victoriano Huerta zugunsten des "liberalen" Venustiano Carranza zu destabilisieren. Wilsons Außenminister William Jennings Bryan hielt eine gute Rede für die linken Eliten, erreichte aber wenig. Wäre er heute hier gewesen, hätte Wilsons dünn getarnter Rassismus allein ihn disqualifiziert.

Der dritte Nobelpreisträger war Jimmy Carter für "seine jahrzehntelangen unermüdlichen Bemühungen, friedliche Lösungen für internationale Konflikte zu finden und die Demokratie voranzubringen". Da Carter nur vier Jahre lang Präsident war, ist nicht klar, woher diese "jahrzehntelangen Bemühungen" kamen. Auf jeden Fall hat Carter mit der Bewaffnung, Ausbildung und Finanzierung der ersten Mudschaheddin einen Krieg begonnen, der in Afghanistan immer noch andauert. Carters Mini-Invasion im Iran im Stil der Keystone-Cops-Invasion zur Freilassung von US-Geiseln zeigte, dass er vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckte; er wusste nur nicht genau, wie er es anstellen sollte.

Der vierte Nobelpreisträger war Barack Obama, der ausgewählt wurde, noch bevor er Präsident geworden war. Sein Fall illustrierte das, was Coleridge 1817 "eine Aussetzung des Unglaubens" nannte, als die Nobelpreisrichter entschieden, Obama für das zu ehren, was er in Zukunft tun könnte. Dass Obama sich nicht gerade als Meister des "make love, not war" herausstellte, wie die Nobelpreisrichter erwartet hatten, ist nebensächlich. Seine Fans mögen ihn, weil er ihre Sprache redete, ohne dass er auch den Weg gegangen wäre.

Trumps Botschaft "make deals, not war" ist intellektuell nicht sexy genug für die linken Eliten, die die Norm für Gimmicks im Nobelpreisträger-Stil setzen. Es kann sein, dass er den Nobelpreis noch gewinnt, aber halten Sie bis dahin besser nicht den Atem an.

 

Gatestone Institute - Amir Taheri war von 1972 bis 1979 Chefredakteur der Tageszeitung Kayhan im Iran. Er arbeitete an oder schrieb für unzählige Publikationen, veröffentlichte elf Bücher und ist seit 1987 Kolumnist bei Asharq Al-Awsat. Er ist der Vorsitzende von Gatestone Europa. / Übersetzt von Daniel Heiniger


Autor: Gatestone Institute
Bild Quelle: Tia Dufour / Public domain


Mittwoch, 30 September 2020