Wie Gendern zu Genderei und letztlich zu Genderismus wird

Wie Gendern zu Genderei und letztlich zu Genderismus wird


Eine sehr persönliche Abrechnung mit heutigem Geschlechter-Deutsch

Wie Gendern zu Genderei und letztlich zu Genderismus wird

Von Wolfgang Will

Die sehenswerte Bockwindmühle im östlichen Berliner Stadtteil Marzahn sucht einen neuen Betreiber. Also wird inseriert „Müller oder Müllerin gesucht“.

Fragen dazu – etwa?

Die geschlechterversessenen NeuTeutschler unserer Zeit, die sich gern als linguistische Revoluzzer gebärden, würden natürlich andere Schreibweisen benutzen.

Vielleicht „Müller*in“ oder  „Müller°in“ oder „Müller=In“.

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York.

Dem schriftlichen Blödsinn scheinen keine Grenzen gesetzt! Selbst eine so angesehene Tageszeitung wie Berlins „Tagesspiegel!“ druckte kürzlich in einem Kommentar auf Seite 1 „Schauspieler*innen“, „Fußballer*innen“ und wieder „Schauspieler*innen“ wie auch „Kommissar*innen“.

In e i n e m Kommentar, in e i n e r Spalte auf der Seite 1!

So etwas firmiert unter dem Begriff „gender“. Das ist ursprünglich griechisch, aus dem Englischen übersetzt „Geschlecht“.

Wie dem Reservistenmagazin „loyal“ kürzlich zu entnehmen war, hat dieses Gendern auch bei der Bundeswehr schon zur Genderei geführt. Ein weiblicher Oberst könnte zur „Oberstin“ werden oder ein Feldwebel zur „Feldwebelin“. Der sprachliche, schriftliche Genderismus ufert regelrecht aus.

Wie wär`s mit „Frau Leutnantin“ oder „Leutnantine“?

Ein Leserbrief in „royal“ lässt zumindest ein wenig Hoffnung auf Vernunft sprießen. Denn da formulierte Edeltraut Wolf aus Dresden: „Ob Gendersprache überall verstärkt Einzug halten sollte, auch in der Bundeswehr., darüber hege ich Zweifel. Gleichberechtigung kann oder muss man anderweitig festrnachen. Daran hat die Bundeswehr bekanntermaßen seit Jahren mit Erfolg gearbeitet. Außerdem klingt die Anrede „Frau Oberleutnant“ aus meiner Sicht als Frau eleganter als „Frau Oberleutnantin“. Kurz und gut: Gendersprache sollte nicht übertrieben werden“.

Wie wahr, wie intelligent!

Gleichberechtigung: Sie hat gerade in Deutschland, das auf diesem Sektor viele Jahrzehnte lang zu den Versager-Nationen zählte, eine geradezu beispielhafte Stellung eingenommen. Das bezeugen die Statistiken in allen Branchen, diese Gleichberechtigung ist besonders plakativ in den Medien zu bemerken.

Deshalb auch sind gesetzliche Vorschriften, wonach in bestimmten Gremien eine „weibliche Quote“ vorgeschrieben wird, absolut überflüssig, wie etwa „halbe-halbe“ in Aufsichtsräten. Auch das kommt der Genderei sehr nahe. Denn wenn Frauen willens und fähig sind – dann können und werden sie auch entsprechend Karriere machen.

Nur: So unverblümt wagt das niemand auszusprechen, weder Mann noch Frau. Eine äußerst rühmliche Ausnahme hierbei ist Kasper Rorsted, der Chef von Adidas. Dessen Ansicht dazu ist bemerkenswert – Rorsted wörtlich:

„Die gesetzliche Quote wird uns nicht helfen. Das ist keine nachhaltige Lösung. Wir liegen bei Adidas über der Quote, weil wir es aus Überzeugung tun. Wenn du ein diverses Führungsteam möchtest, funktioniert das nicht über Nacht, aber es klappt . . . Die Konsequenz von Leistung ist, dass alle gleichberechtigt behandelt werden. Ich habe bis jetzt keine Frau getroffen, die sich vor der Beurteilung nach Leistung versteckt hat“.

Genderismus in erweitertem Sinn macht sich auch in der neuzeitlich-willkürlichen Deutung spezieller Wörter bemerkbar. Nur zwei Beispiele:

0 Zigeuner. Dass dieser im Grunde liebenswerte Begriff „rassistisch“ ausgelegt wird, ist nicht etwa dieser Volksgruppe – den Roma und Sinti – zuzuschreiben. Das ist vielmehr das Werk übereifriger Deutsch-Deuter. In anderen Sprachen ist das undenkbar.

0 Indianer. So geografisch falsch diese Bezeichnung auch ist – sie ist in unserem Zeitalter absolut nicht rassistisch. „We are proud Indians“ wird man von den Rothäuten der USA immer wieder hören, „Wir sind stolze Indianer“. Von „Indigenen“  (Einheimischen, Eingeborenen) keine Spur. Nur Sprach-Revoluzzer wollen uns auch das Wort „Indianer“ vergällen.

Zurück nach Berlin-Marzahn. Die erste Mühle dort gab es nachweisbar 1815. Die heutige wurde 1997 fertiggestellt. Die gesuchte Fachkraft muss keine Müllerausbildung haben – „das lernt man in der Mühle“, heißt es.


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Flinga, Public domain, via Wikimedia Commons


Montag, 15 Februar 2021