Reaktionen und Hintergründe: Nach der Aufnahme eines Phantasiestaates in die UNESCO

Reaktionen und Hintergründe:

Nach der Aufnahme eines Phantasiestaates in die UNESCO


Nach der Aufnahme eines Phantasiestaates in die UNESCO

Man könnte sich die Betrachtung dessen, was gestern am Sitz der Nicht-Regierungs-Organisation im Range einer Behörde am East River, im Hause des Herrn Ban Ki-moon, geschehen ist, einfach machen und es auf die folgende Formel summieren: Jede UNESCO bekommt die Mitglieder, die sie verdient.

 

Von Gerrit Liskow

 

Das würde allerdings unterschlagen, dass auch die Mitglieder dieser UN-Bildungsagentur die UNESCO bekommen, die sie verdienen. Und es würde ferner nichts darüber aussagen, was die bestehenden Mitgliedsstaaten dafür getan haben, dass es dazu kommen konnte, dass die PA des „gemäßigten“ Palästinenser-Präsidenten - in ihrer Funktion als Nachfolgeorganisation der PLO (Stichwort: Kill the Jews) - einen Sitz in der UNESCO bekam.

Das ist derselbe Mahmoud Abbas, der sein Diplom von der Universität Moskau dafür bekam, dass er eine instrumentelle Beziehung zwischen dem Zionismus der 1930er Jahre und dem deutschen Faschismus „bewies“, oder vielmehr: konstruierte, um den Staat Israel „politisch“ unmöglich zu machen; die Schwundstufe davon ist bekanntlich Ina Lorenz‘ Behauptung, Nationalsozialismus und Zionismus hätten „hinsichtlich einer forcierten Auswanderung“ identische Ziele verfolgt.

Mahmoud Abbas war in seiner „Diplom“-Arbeit nicht weit von der Unterstellstellung entfernt, die Juden hätten den Holocaust „inszeniert“ um sich Flächen im damaligen Britischen Mandat unter den Nagel zu reißen; wann haben wir das denn zuletzt gehört?

Der Uni Moskau war das im Jahr 1983 akademische Meriten wert, wie gesagt. Denn wenn es Reichtum gibt, der arm macht, muss es wohl auch Bildung geben, die blöd macht. Und genau das ist die „politische“ Agenda, die nun mit einer Mitgliedschaft der PA bei der UNESCO belohnt worden ist; man kann es auch den Zusammenhang von Gesellschaftsform und Denkform nennen.

Für Schulbücher, in denen der jüdische Staat nicht existiert und für Bildungsfernsehen, in dem gezeigt wird, wie kleine palästinensische Kinder mit Kulleraugen immer vor Pessach knapp werden, weil die Juden, pardon: die Zionisten, dann ihre Blut-Matze backen, ach ja.

Das Ganze geschieht bekanntlich im Auftrag und auf Rechnung der Brüsseler Beamtendiktatur am Sitz der EU(dSSR), also auf Kosten auch der aufrechten Deutschinnen und Deutsche, die nach einer Studie der Uni Bielefeld „wissen“: „Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser“ und „Israel nutzt den Holocaust für politische Zwecke aus“.

Das sind immerhin mindestens die Hälfte aller Deutschen (m/w), und ihr „Wissen“ wird sorgsam gehegt und gepflegt, denn es markiert die Stelle, wo der Traditionsfaschismus deutscher Prägung ganz zwanglos seinen Übergang in den Neo-Nazismus spezifisch „linker“ Schule finden kann, etwa bei der „Palästina-Solidarität“ oder in den „Occupy“-Formen der sozialen Gerechtigkeit.

Dessen Schwundstufe lässt sich bei der Stiftung EVZ studieren, die einer Lehrerin vom Gerhard-Hauptmann-Gymnasium in Wernigerode viel Geld dafür gab, deutsche Kinderinnen und Kinder bildlich darstellen zu lassen, dass es der „Judenschule“ in Israel schon wieder viel zu gut geht; wofür man in Sachsen-Anhalt doch die Hochschulreife bekommt!

Zu erinnern ist aber auch an jene Stammheim-WG, die viel darüber delirierte, von den „Nazis eines Nazi-Staates“ den Prozess gemacht zu bekommen – ohne dass sie oder ihre „UnterstützerInnen“ viel davon ahnten, dass ihre „politischen“ Wahrnehmungen ganz maßgeblich dem Auge des Betrachters, und mithin ihnen selbst, geschuldet sein könnten.

Gudrun Ensslin und Carl-Heinz Raspe sind heute das sozial verbindliche Rollenvorbild jedes sozialrevolutionären deutschen Bonnie-and-Clyde-Verschnitts, ob nun von attac! oder bei den Grünen. Außer den Fernsehsendungen von Guido Knopp wird an diesem „Erfolg“ wohl auch ein historisch bedingtes Bedürfnis jener Deutschinnen und Deutschen seinen Anteil haben, die sich ihre Befreiung vom historischen Faschismus niemals verziehen haben.

Diese „politische“ Erbschaft – die Traditionslinie nationaler Befreiung von den Tagen des Muftis über die Tage der RAF bis hin zu den einschlägig bekannten Lokal-Chargen der deutschen „Links“-Partei (mit oder ohne festen Sitzplatz im Reichstagsgebäude) kultiviert die deutsche Journaille; von ihrer „linken“ Avantgarde (taz, ND, junge Welt) bis in den bürgerlichen Mainstream (Zeit, Spiegel, FAZ).

Man weiß, was man sich schuldig ist, denn nicht umsonst ist Deutschland eine „Kulturnation“; der Skandal ist deshalb eben nicht die Aufnahme der Abbas-PA in die UNESCO. Sondern der Skandal besteht noch immer ganz wesentlich darin, dass Kräften, die da weiter machen möchten, wo das Deutsche Reich in der Folge des 8. Mai 1945 zu seinem größten Bedauern aufhören musste, in Deutschland in besonderem Maße die Sympathien der Öffentlichkeit zuteilwerden.

Der Skandal ist, dass die Sympathien der staatlichen und halbstaatlichen Kulturindustrie der Sache der Palästinenser gehören – und das vor allem, ohne sehr viel von eben diese Sache zu verstehen oder auch nur davon wahr haben zu wollen, denn sonst wäre es unmöglich zu sagen: „Free Gaza“ ohne „from Hamas“ dazu zusetzen.

Dass Hillary Clinton in ihrer Funktion als US-Außenministerin deshalb nun in Deutschland nur als Spielverderberin und böse Hexe des Westens zu „verstehen“ ist, rundet das Selbstzeugnis zur „demokratischen Reife“ des „wiedergutgewordenen“ Deutschlands ab.

Denn es hat die US-Außenministerien etwas Vernünftiges – und nicht etwas Gemütliches – getan und der UNESCO unverzüglich alle Zahlungen gestrichen. Was die Möglichkeit ist, sich nicht der indirekten Kollaboration mit der Hamas-Fatah schuldig zu machen. Nicht ohne Grund sind zwei Drittel heute so genannten Palästinenser in den israelisch verwalteten Gebieten von Judäa und Samaria der Meinung, die Zwei-Staaten-Lösung wäre nur eine vorübergehende Lösung.

Der Skandal ist ferner, dass die Öffentlichkeit diese Dauerwerbesendung für Aufklärungsverrat, die der NDR in Hamburg unter dem Markennamen deutsche Tagesschau produziert, auch noch zur Kasse gebeten werden soll – und zwar ob sie will oder nicht.

Aber eine solide entwickelte „Palästina-Solidarität“ ist offenbar eine ausgezeichnete Voraussetzung für Vertragsbeziehungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Allen, die mal ganz besonders tief in die Abgründe dieser deutschen Finsternis blicken möchten, sei die Lektüre der Leser/innen-Kommentare des „Spiegel“ empfohlen; man wird im Hause Augstein diesmal nicht wieder behaupten können, man habe „von nichts gewusst“.

Es ist ein bezeichnendes Selbstzeugnis, das diese deutsche Öffentlichkeit sich ausstellt, wenn sie sich in ihrer Funktion als das „wiedergutgewordene Deutschland“ (Eike Geisel) instinktsicher mit Kräften identifiziert, die nicht nur gegen Freedom & Democracy sind, sondern – wenn diese Kräfte könnten, wie sie wollen – gegen jegliche gesellschaftliche oder individuelle Emanzipation.

Es dauerte bekanntlich nicht lange, bis sich alle „nennenswerten“ deutschen Nahost-Experten und mit ihnen die gesamte deutsche Journaille darüber einig waren, dass Sharia super ist, solange man beim Abhacken von Körperteilen bloß einigermaßen „gemäßigt“ zur Sache geht; den Rest sollen „die Kaffer“ doch bitte unter sich abmachen, nicht wahr, liebe deutsche „Nah-Ost-Experten“?

Wie schön, dass Arabien von Algier bis Kairo jetzt endlich wieder so authentisch und natürlich, so exotisch und folkloristisch, vor allem aber so „orientalisch“ wird, wie diese deutsche Journaille sich diese Weltgegend gerne denken würde; insbesondere so „orientalisch“, wie der Mittlere Osten von Ankara bis Teheran es heute schon ist.

Und: Solange sich die letzte früh vertrocknete Oberstudienrätin (m/w) sich beweisen möchte, dass „diese Zitrone noch sehr viel Saft hat“ (wie es die späte Lotti Huber einmal sagte), wird ein Künstler wie Manolito Simonet in Deutschland immer nur als Salsa- und eben nicht als Jazz-Musiker auftreten können - sonst wäre er als Kubaner nicht „authentisch“! Was vermag die Empirie gegen den Willen deutscher Oberstudienräte (m/w)? Weniger als nichts.

Symptomatisch sind eben nicht allein die Liebes-Objekte und projektiven Stellvertreter der deutschen „Palästina-Solidarität“, die Terroristen der Al-Quds-Brigaden, des Volkstümlichen Widerstands-Komitees (PRC) oder der sogenannten Salafisten, die ihre Raketen nun wieder verstärkt auf Israel regnen lassen.

Sondern symptomatisch ist eben vor allem deren „parlamentarischer“ Arm, von der Hamas über die Fatah bis zur deutschen „Links“-Partei und jener SPD, die es sich in Bad Boll mit den Freunden von Ismael Hanniyeh gemütlich gemacht hat. Wozu überhaupt - um eine geordnete Übergabe der Region „from the river to the sea“ an ihre „angestammten“ Bewohner zu „diskutieren“?

Dieselbe SPD „kritisiert“ nun in Gestalt ihres stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gernot Erler das deutsche Votum gegen die Aufnahme der PA in die UNESCO auf eine Art und Weise, die man nur als Aufschrei der gequälten Kreatur bezeichnen kann.

Herrn Erlers beherzte und aufrichtige Selbstblamage in Form einer „politische“ Liebeserklärung an die Sache der PA sympathisiert freiwillig-unfreiwillig mit der Agenda „Israel-Kritik“ à la Hamas-Fatah, deren Wirken derweil der israelische Süden intensiv erleidet; das ist indes kein „Antizionismus“, sondern lediglich deutsche „Palästina-Solidarität“ – denn einer muss den Bluthund machen.

Denn auch bei der SPD weiß man, was man sich und seiner „politischen“ Klientel in Zeiten der „Finanzkrise“ schuldig ist. Nur blöd, dass das „Politische“ ihrer vermeintlich linken Agenda besser nicht in einer gesellschaftlichen, sondern einer privaten Diskursform aufgehoben wäre.

Die deutsche „Links“-Partei ist in diesem Zusammenhang nicht nur als Passagierin auf irgendwelchen sogenannten „Frauendecks“ türkischer Faschisten und „Pax Christi“-Filialen bemerkenswert, sondern vor allem in ihrer Funktion als Avantgarde jenes nationalen Mainstreams, dem der „Flottillen-Beschluss“ des Deutschen Bundestages geschuldet war.

Ein Beschluss, der bekanntlich einstimmig gefasst wurde, und zwar ohne, dass es eines Kaisers bedurfte. In ihm wurde das antiisraelische Pogrom als „legitimes“ Mittel der palästinensischen Außenpolitik definiert. Aber diese Selbstakklamationsveranstaltung im Deutschen Bundestag eine Krull-Oper zu nennen, wäre eine gegenseitige Verharmlosung von Geschichte und Gegenwart.

Es mag, so beweisen es die deutsche Tagesschau und die Kommentar-Spalten des „Spiegel“, diesem „widergutgewordenen“ Deutschland solange nicht gelingen, aus dem Schatten seiner Geschichte zu treten, in die es sich selbst stellt, solange mit der moralischen und gerade deshalb zutiefst politischen Unmündigkeit der Gattung „politisches“ Kapital im In- und Ausland zu machen ist.

 

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Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Mittwoch, 02 November 2011

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