Rabbi Michael Boyden kommentiert: Ägypten treibt in den Islamismus

Rabbi Michael Boyden kommentiert:

Ägypten treibt in den Islamismus


Ägypten treibt in den Islamismus

Die ersten Ergebnisse der Wahlen in Ägypten deuten an, was ernst zu nehmende Kenner des Nahen und Mittleren Ostens bereits vorhergesagt hatten: Die Moslem Bruderschaft gewann über 40% und die radikale Salafi al-Nour weitere 20% der Stimmen. Die beiden Top-Stars des politischen Islam verfügen also offenbar über zwei Drittel der Sitze im ägyptischen Parlament.

Während der Pressesprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, bekundete: „Im wesentlichen ist es der demokratische Prozess, um was es geht“, sind etliche, auch die Kopten, die 10% der ägyptischen Bevölkerung ausmachen und deren Kirchen in den letzten Wochen abgebrannt wurden und deren Gemeindemitglieder verfolgt wurden, mehr als nur ein wenig beunruhigt durch Wahlergebnisse, die übrigens auch noch nicht eine einzige Frau ins ägyptische Parlament gebracht haben.

Es ist damit zu rechnen, dass der Erfolg der Islam-Parteien sogar noch größer sein wird, wenn die Menschen in den abgelegenen Wahlbezirken zu den Wahlen gehen. Es versteht sich von selbst, dass der Oberste Militärrat „zutiefst besorgt und verwundert“ ist von Wahlergebnissen, die Ägypten sehr wohl in eine Theokratie nach iranischem Vorbild verwandeln könnten.

Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Vorsitzende des Politbüros der Hamas, Dr. Mousa Abu Marzouk, entzückt von diesen Wahlergebnissen ist und Berichten zufolge bereits bekundete, dass der Wahlerfolg der Islamistischen Parteien den Palästinensern helfen werde. Es ist daran zu erinnern, dass die Hamas 1987 als Filiale der Ägyptischen Moslem Bruderschaft gegründet wurde und es ein Blick in den Gaza-Streifen sollte genügen um zu verstehen, in welchem Ausmaß es der Hamas gelungen ist, der lokalen Bevölkerung die Shari’ah aufzuzwingen.

Israel, das eine 240 Kilometer lange Grenze mit Ägypten teilt, sieht die Wahlergebnisse verständlicherweise mit Sorge, insbesondere angesichts der bereits erklärten Absicht der Moslem Bruderschaft, die Camp David Vereinbarung von 1979 und daraus resultierende Verträge neu zu bewerten.

Alle, die den Sturz von Präsident Hosni Mubarak befürwortet haben, dessen Diktatur zwar Stabilität in der Region bewirkte, wenngleich zu einem zweifelhaften Preis, sollten sich nun fragen, ob die demokratischen Wahlen, für die sie sich verwendet haben, tatsächlich ein Regime bringen wird, das – in den Worten von Jay Carney –Menschenrechte und Demokratie respektiert, der Gewalt abschwört und sich für die Integration und Achtung von Minderheiten einsetzen wird

Etliche zweifeln daran. Kairo ist nicht Washington und Ägypten ist nicht Schweden. Der Arabische Frühling wirkt zunehmend wie ein Sprungbrett, mit dem man zwar einige Diktatoren aus dem Amt jagen kann, das aber auch zumindest einige von ihnen durch fundamentalistische Regime ersetzt, die nicht bloß undemokratisch sind, sondern die – aus einer pro-westlichen Perspektive – noch unberechenbarer sein könnten, als alles, was ihnen vorausgegangen ist.

Im Februar hatte ich geschrieben: „Wenn ich höre, dass sowohl Präsident Obama als auch Präsident Achmedinejad ihre Freude über das Ergebnis der Lotus Revolution in Ägypten zum Ausdruck bringen, bin ich besorgt: Einer von beiden hat offensichtlich etwas Entscheidendes nicht ganz richtig verstanden.“ Heute bin ich nicht weniger besorgt, sondern eher mehr…

 

Übersetzung: Gerrit Liskow / Bild: Symbol der Muslimbruderschaft

 

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Donnerstag, 15 Dezember 2011

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