Staatsknete für Antisemitismus: Alles nur ein Spiel?

Staatsknete für Antisemitismus:

Alles nur ein Spiel?


Alles nur ein Spiel?

Wer die „Anne-Frank-Karte“ zieht, darf die West Bank „kolonisieren“, wer „jüdische List“ einsetzt, gewinnt. Selbstverständlich ist das alles nicht so gemeint, wie es klingt, liebe Leserinnen und Leser, und es ist natürlich auch kein Antisemitismus; zumindest behaupten es die Verantwortlichen beim niederländischen Staatsfunk und im Kultusministerium so. Na dann ist doch alles gut!

Der VPRO mit Sitz in Hilversum/Niederlande, wurde 1926 als „Freidenkender Protestantischer Rundfunksender“ gegründet. „Seither entwickelte sich VPRO zum innovativsten und alternativsten Sender im nationalen niederländischen Radio und Fernsehen“, schwärmt der deutsche Wikipedia Eintrag, und fügt hinzu: „So war 1967 die erste nackte Frau im dortigen Fernsehen auf VPRO zu sehen. Vom Anspruch her ist das Programm ähnlich wie ARTE, oft jedoch skurriler.“

VPRO steht also für nackte Frauen, arte und „Skurrilität“ – na, was kann denn da noch schief gehen? Gerade vom zuletzt genannten Punkt, der „Skurrilität“ des VPRO, kann man sich angesichts eines „Spieles“ überzeugen, dass auf der Website dieses öffentlich-rechtlichen Senders insbesondere jungen, jugendlichen und jung gebliebenen Zuschauern (m/w) angeboten wird.

„Siedler von der West Bank“ ist eine offensichtliche Kopie der Kosmos Verlag Cash-Bringers „Siedler von Catan“, und hätte als solche kaum einfältiger ausfallen können - was dem Erfolg dieses „Spieles“ offenbar keinerlei Abbruch tut, im Gegenteil. Seitens des deutschen Rechteinhabers, dem Kosmos Verlag, war in dieser Angelegenheit niemand zu erreichen; eine Klage wegen einer Urheberrechtsverletzung scheint von daher wohl eher zweifelhaft zu sein.

Bei „Siedler der West Bank“ geht es darum, Diamanten und Schlamm aus dem Toten Meer „auszubeuten“; dabei hilft laut Spielanleitung die „national-typische Händlermentalität““, auf die dreimal Bezug genommen wird – recht passend für ihr einstiges Handelsimperium, dass die Holländer in der „Tulpenkrise“ verzockt haben.

Man kann in diesem "Spiel" übrigens nicht nur die „Anne Frank Karte“, sondern auch die „Mahmoud Achmedinejad Karte“ spielen. Das bedeutet dann im Sinne dieses „Spieles“, dass man „Eroberungen“ vor Gegnern schützen und gleichzeitig Ressourcen von den Mitspielern erpressen kann; einem ähnlichen Zweck scheint in der Ideologie von „Siedler der West Bank“ das „Anne Frank Haus“ zu dienen, das man errichtet um sich praktisch „unbesiegbar“ zu machen.

All das kommt von Menschen, die sich selbst als „liberale Protestanten“ (m/w) bezeichnen und sich wohl auch als solche wähnen (also von Leuten, von denen ich nichts Anderes erwarten würde) und die nicht nur im Lande der Tulpen und Holzschuhe heimisch sind; ob ARD, ZDF oder arte bereits an einer Version für den deutschen Markt arbeitet, ließ sich bislang nicht in Erfahrung bringen, aber vielleicht wäre ja Madame Tussauds Berliner Filiale interessiert?

Immerhin sind „Die Siedler der West Bank“ tagesaktuell voll auf der Höhe jener deutschen „Israel-Kritik“, die man aus dem deutschen Staatsfunk und von Ruprecht Polenz (CDU) kennt: „Hab Bäume gefunden und Holzspäne daraus gemacht: Nicht jeder kann die israelischen Siedlungen leiden – am wenigsten die Terroristen!“; mit solchen „Israel-kritischen“ Texten wird der antisemtische Terror quittiert, der aus Sicht der Autoren dieses „Spiels“ lediglich „Ressourcen“ kostet – und keine Menschenleben?

Alles, wie gesagt, eine skurrile „Satire“, und beim VPRO und im Kultusministerium versteht man die ganze Aufregung nicht. Vielmehr unterstellt man den Kritikern dieses „Spieles“, dass sie ihnen etwas ans Zeug flicken wollen. Marina Alings, die Pressesprecherin des VPRO betonte, ihre Organisation sei der Ansicht, dass die Details von „Siedler der West Bank“ etwas „subtiler“ hätten ausfallen können; aber den Antisemitismus-Vorwurf findet sie auf jeden Fall schon mal „unpassend“.

Weniger pikiert und eher borniert angesichts der Kritik zeigte sich Freek Manche, der Sprecher des niederländischen Kultusministeriums und betonte, er habe eigentlich keine nennenswerte Meinung zu „Die Siedler der West Bank“, vor allem aber verstünde er nicht, wieso das „Spiel“ von der VPRO-Website entfernt werden sollte.

Das niederländische Kultusministerium kommt für 89% des VPRO-Etats auf, in Summe gut 51 Millionen Euro, und es scheint mir eher unwahrscheinlich, dass die Autoren des „Spiels“ davon nicht wenigstens eine „Aufwandsentschädigung“ erhalten haben.

Der niederländische Vertriebspartner des "Originals", 999 Games, betonte angesichts der niederländischen Kopie sein „Bedauern“ – aber nicht etwa wegen der enthaltenen „politischen“ Anspielungen, die man weder kritisieren noch affirmieren wollte, sondern zu denen man sich lieber in Schweigen hüllt.

Etwas anderer Meinung ist Dr. Shimon Samuels vom Simon Wiesenthal Center. Anspielungen auf „jüdische List“, auf die „Ausbeutung“ von Mineralien oder die Anschuldigung, den Namen von Anne Frank „auszunutzen“ oder zu „missbrauchen“ sind nach seinen Worten altbekannte Klassiker des modernen Antisemitismus.

Zu „Siedler der West Bank“ an sich betonte er, es sei dieses „Spiel“ eher etwas für Neo-Nazis und Leute wie Ahmedinejad; interessanter Weise reicht die sogenannte West Bank in diesem öffentlich-rechtlichen „Spiel“ vom Jordan bis zum Mittelmeer, unterstellt also dem jüdischen Staat in Gänze, ein „Besatzungsprojekt“ zu sein – von dem die ganze West Bank „befreit“ werden müsste?

Immerhin „wissen“ dank der langfristigen Gehirnmassage durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch in Deutschland fast die Hälfte aller Menschen, dass Israel die Shoah „ausnutze“, um sich auf der sogenannten West Bank unziemlich auszubreiten, wie eine Studie der Uni Bielefeld und der Friedrich Ebert Stiftung unlängst ermittelte – what a little TV can do.

 

Gerrit Liskow

 


Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Donnerstag, 15 März 2012

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