Liebe Rebecka,
die Fernsehberichte täuschen nicht, wenn zu sehen ist, welchen "Vorbildern" die linke bis linksfaschistische Fraktion der 68er hinterherlief. Und es ist tatsächlich zu vermuten, daß viele, bestenfalls naive Mitläufer darunter waren, die einer schwärmerischen Stimmung nachhingen.
Innerhalb dieser politischen Fraktionen gab es stasitreue Stalinisten, Maoisten, Vietkong, Revolutionäre nach südamerikanischem Vorbild und Antisemiten, die vorgaben, den "Kampf" der Palästinenser zu unterstützen.
Die gefährlichen Leute unter ihnen lassen sich in zwei Typen unterscheiden. Die gewalttätigen Neospießer nach sowjetischem und maoistischischem Modell und die idiotischen Politkriminellen á la Andreas Baader, die in der 68-er Bewegung eine Spielwiese für ihre autoritären und antisemitischen Phantasien fanden, die sich vom gleichen Tun der Väter rein äußerlich und in der Sprache unterschied aber nicht "inhaltlich".
Daneben gab es eine Vielzahl an Strömungen bei den 68-ern, die vor allem rein kultureller und gesellschaftspolitischer Natur waren. Und diese Strömungen haben Deutschland nachhaltig aus den miefigen, verklemmten und kleinkarierten 50-er Jahren geholt. Alles, was seither in diesen Bereichen geschah, wäre ohne diese! 68-er nicht möglich gewesen.
Daraus entstand, man kann sich das Heute gar nicht mehr vorstellen, eine utopische Stimmung Anfang der 70-er Jahre, die von einem unbegrenzten Zukunftsoptimismus geprägt war.
Wir mussten unsere Lehrer duzen, die sich als Teamer bezeichneten und durften ihre Lobgesänge auf den wahren, reinen, den guten Sozialismus über uns ergehen lassen.
Das Jahr 2000 war eine sagenhafte Zukunft, wo anstatt Autos Fluggeräte den Stadtverkehr prägten und Roboter in den Wohnungen die Hausarbeit und das Kochen übernahmen.
In der Musik, der Mode, dem Theater waren zuvor unvorstellbare Dinge zu sehen und zu hören, selbst im "Tatort" wurden heftige Liebesakte gezeigt.
Der erste Riss im schönen Schein war dann München 72, woran ich mich wie gestern erinnern kann, denn ich gehörte einer Arbeitsgruppe an, die eine komplette Dokumentation über die sportlichen Ereignisse der Olympiade anfertigte.
Damals war ich davon überzeugt, dieser entsetzliche Spuk würde, muss, schnell vorübergehen. Das antiisraelische Geschwafel der Linken nahm ich nicht ernst. Welch ein Irrtum.
Von der damaligen Utopie klingt heute nur noch eine Ahnung nach, die sich im inhaltsleeren Posing der Hippster nach dieser Sehnsucht wiederspiegelt.