Hurrah: Frankfurter Kuratorium gewinnt Butler-Preis

Hurrah:

Frankfurter Kuratorium gewinnt Butler-Preis


Frankfurter Kuratorium gewinnt Butler-Preis

Während der akademische “Fortschritt” seinen Lauf nimmt und in einem hässlichen Moment des historischen Treppenwitzes der Adorno-Preis an Judith Butler verliehen wird, möchte ich für einen Augenblick innehalten und vorschlagen, dem Preiskommittee ebenfalls einen Preis zu verleihen: den Butler-Preis für intellektuelle und soziale Regression, den hat sich das Kuratorium nämlich redlich verdient.

Denn die Verleihung des Adorno-Preises an Frau Butler ist letztlich nur das kurze Ende eines langen Gedankens. Zu den zweifelhaften, und gerade deshalb bezeichnenden Meriten dieses selbstzweckhaften Frankfurter Kuratoriums zählt nicht allein die Dotierung von Frau Butler; auch die Preise für Jean-Luc Godard und Alexander Kluge legen ein beredtes Zeugnis vom spiritus rector der Jury ab.

Herr Kluge, der für die Damen und Herren Preisrichter nicht nur als Regisseur, sondern genau wie Frau Butler als “Philosoph” gilt, machte einst keinerlei Hehl daraus, dass er im Zweifel darüber sei, ob Veit Harlan überhaupt ein Antisemit gewesen sei.

Ja richtig, das ist genau derselbe Veit Harlan, der mit “Jud Süß” einen der wahnhaftesten und eben deshalb effektivsten antisemitischen Propagandastreifen gedreht hat, den die Welt je gesehen hat. Der ist nach Alexander Kluges Meinung womöglich gar kein Antisemit gewesen - sondern was? Künstler? Doch lesen wir Kluges apologetische Ausführungen zu Harlan im Wortlaut selbst:

"Man kann [ihn] ja erst einmal verurteilen als Nationalsozialisten. Ja? Und dann anschließend fragen: ´Was hat er da gemacht?´ Denn manche Nationalsozialisten haben nur Bier getrunken und Schinken gegessen. Ja? Andere haben organisiert und Straßen gebaut und die anderen haben hier Filme gemacht."

Kluge im selben Zusammenhang: Er wolle die gegen Harlan erhobenen “Vorwürfe” (anhand derer Harlan sich hinlänglich überführt) “erst prüfen”. Sie sehen, sehr verherte Leserinnen und Leser: Alles halb so wild – die einen haben Bier getrunken, die anderen Schinken gegessen, und wieder andere haben organisiert, Straßen gebaut und Filme gedreht. Und Kluge, was hätte der denn wohl gemacht? Am liebsten vielleicht alles zusammen?
(hat tip: http://fernseherkaputt.blogspot.ch/2012/09/besser-kein-adorno-preis.html)

Wenn Sie sich nun an Lars von Trier erinnern und seinen freiwillig-unfreiwilligen Trieb, letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes ein Liebesttändchen für Hitler zu singen, und sich fragen, ob wohl viele Regisseure einen an der Marmel haben, dann wäre das nur die halbe Pointe, sehr verehrte Leserinnen und Leser.

Der Punkt, um den es geht, ist nämlich weniger der Geisteszustand von Herrn Harlan, Herrn Kluge oder Herrn von Trier, denn darüber kann angesichts ihrer einschlägigen Äußerungen wenig Zweifel bestehen, sondern das kognitive Inventar des illustren Kreises*, der an einen Herrn Kluge oder eine Frau Butler einen Adorno-Preis verleiht, dessen Namensgeber sich im Grabe umdrehen würde, wenn er wüsste, wofür er herhalten muss, um diesen Punkt geht es mir.

Nämlich die “politische” Wiedergutwerdung von Germany mit deutlich “gedenkpolitischen” Ober-, Unter- und Zwischentönen: in Frankfurt/Main hat das neudeutsche Establishment aus Theodor Wiesengrund-Adorno post mortem ein Kosher-Siegel des Gewissensweltmeisters gemacht.

Aber nicht nur die Auszeichnung von Frau Butler und Herrn Kluge spricht eine deutliche Sprache von der “politischen” Heimat des Frankfurter Kuratoriums und des wiedergutgewordenen Deutschlands, sondern auch die Auszeichnung, die es dem enfant terrible der nouvel vague, beides a.D., Jean-Luc Godard, verliehen hat.

Jean-Luc Godard ließ sich, als sein künstlerischer Stern in den 70ern auch in der BRD endlich strahlte, aber sein Talent aber bereits im Schwinden war, vom ZDF interviewen und schwafelte etwas über ein Filmschaffen, das nach Freiheit streben würde, “wie die Palästinenser”. Währenddessen fummelte Godard an einem Stück Papier rum und hielt diesen Zettel mehrfach in die dankbar hingehaltene Kamera des ZDF.

Zu sehen war ein Magen David, unzweideutiges Markenzeichen des jüdischen Staates, der an den Spitzen die Haken eines Hakenkreuzes trug. Um jede Verwechselung, was damit gemeint war, auszuschließen, stand dieses Zeichen in einem weißen Kreis auf jenem rotem Grund, der den historischen Faschismus für seine Sympathisanten als revolutionäre Bewegung kenntlich machen sollte.(http://www.perlentaucher.de/blog/275_godards_haesslichste_stunde)

Es ist nur zu vermuten, was dieses denunziatorische “Erkennungszeichen” auch für Godard und seine Anhänger so attraktiv machte: erlaubte das von ihnen präsentierte “politische” Konstrukt es doch, aus den Juden, pardon, den Israelis, von heute die Nazis von damals zu machen – und aus den Tätern von heute die Juden von damals.

Was in den 70ern im ZDF recht war, scheint auch dem Kuratorium des Adorno-Preises billig: Ein Geschichtsrevisionismus, der aus den historischen Opfern die aktuellen Täter macht, und aus den Tätern die Opfer. Gerade so, wie es auch Judith Butler tat, als sie Hizbollah und Hamas in den Adelsstand sozial progressiver Bewegungen erhob.

Nicht schlecht für einen Preis, der eigentlich nur als PR-Gag aus der Trickkiste des Standortmarketings gemeint war. Der Butler-Preis liegt zur Abholung in unseren Redaktionsräumen bereit.

* Das Kuratorium des Adorno-Preises 2012: Dr. Bernadette Weyland (Vors. Stadtverordnetenversammlung); Ulrich Krebs (Vors. Kulturausschuss), Felix Semmelroth (Kulturdezernent), Prof. Dr. Axel Honnetha (Institut für Sozialforschung), Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber (Direktor Sigmund Freud Institut), Martina Löw (Soziologin), Marlene Streeruwitz (Schriftstellerin), Rainer Forst (Philosoph), Jürgen Kaube (Kritiker). Oberbürgermeister Peter Feldmann, Vorsitzender dieses Gremiums, hatte am Tag der Preisverleihung etwas Besseres vor. (http://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=495)

 

Gerrit Liskow

 

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Dienstag, 11 September 2012

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