Zu Frau Wagenknechts Aussagen in der FAZ: Die \"Links\"-Partei - und wie sie den Terror sieht

Zu Frau Wagenknechts Aussagen in der FAZ:

Die \"Links\"-Partei - und wie sie den Terror sieht


Frau Wagenknecht ist ja so schlau! Deshalb weiß sie auch, dass der islamistische Terror nur am Westen liegt, und nicht etwas an der politischen Instrumentalisierung einer religiösen Selbstermächtigungsideologie.

Die \"Links\"-Partei - und wie sie den Terror sieht

von Ramiro Fulano
Jüngst gab Frau Wagenknecht zu verstehen, dass der sogenannte Westen „selbst schuld!“ ist und ISIL herangezüchtet hätte. Frau Wagenknecht sagte in ihrer Funktion als Vorsitzende der „Links“-Partei wörtlich: 
„Ohne den Irak-Krieg gäbe es den IS nicht. Ohne die Bombardierung Libyens und die Destabilisierung Syriens wäre er längst nicht so stark. Der Westen, vor allem die USA, haben dieses Monster mit ihren Kriegen großgemacht.“
Das kann man vielleicht denken, wenn man auch dreißig Jahren nach dem Fall der Mauer noch immer nicht gelernt hat, über seinen engen politischen Tellerrand zu gucken und im sattsam bekannten ideologischen Mustopf der Linken schmort.
Aus diesen beiden Gründen hat Frau Wagenknecht offenbar nicht die geringste Ahnung, wovon sie spricht.
(Was für ihre politische Karriere nicht weiter besorgniserregend sein dürfte, denn sowohl im Kreise ihrer Kollegen als auch bei ihrer politischen Klientel wird es allgemein gerne gesehen, wenn Ahnung und Meinung in einem direkt entgegengesetzten Verhältnis zueinanderstehen.)
Ein Blick auf den empirischen Befund – also die realexistierende Wirklichkeit (nicht das zum Fetisch geronnene politische Bewusstsein im Kopf von Frau Wagenknecht) zeigt indes folgendes: Auch, aber nicht nur, der Westen wird vom islamistischen Terror heimgesucht. Denn den meisten islamistischen Terroranschlägen fallen nicht etwa „Westler*“, sondern Moslems zum Opfer.
Und das absolut unabhängig davon, ob sich deren Regierungen an Kampfeinsätzen in Libyen und Syrien, oder Afghanistan und dem Irak, beteiligt haben, oder nicht.
Zwischenfazit: Zum einen ist Frau Wagenknechts Pseudo-Analyse des IS eurozentrisch reduziert und zum anderen „übersieht“ sie die konkrete Bedrohung, der Moslems auf der ganzen Welt durch den islamistischen Terror ausgesetzt sind, mehr oder weniger zweckdienlich.
Dieser Terror hat seit dem 11. September 2001 mit Stand von heute 27.523 Menschen das Leben gekostet – der weit überwiegende Teil von ihnen wie gesagt andere Moslems.
So eine „Kleinigkeit“ übersieht oder vergisst man natürlich schon mal, wenn es der politischen Willensbildung dient, und wenn morgen eine Kleinstadt ausgelöscht würde, wäre das nicht weiter schlimm, nicht wahr, Frau Wagenknecht? Natürlich nur, solange sich das dem Westen in die Schuhe schieben ließe…
Aber der politisch gewordene Wahnsinn der Linken ist damit nicht zu ende. Denn zum selben Anlass behauptete Frau Wagenknecht, ob man nun in Pariser Konzertsälen und Straßencafés Menschen abknallt oder die terroristische Infrastruktur des Islamischen Staates neutralisiert, wäre genau dasselbe:
„Natürlich ist es kein geringeres Verbrechen, unschuldige Zivilisten in Syrien mit Bomben zu ermorden, als in Pariser Restaurants und Konzerthäusern um sich zu schießen.“
Den Zwang, so etwas zu sagen, verspürt man natürlich nur dann, wenn man sich für den religiösen Fanatismus seiner politischen Bettgenossen entschuldigen und die Terroristinnen und Terroristen des Islamischen Staates vor sich selbst beschützen möchte (damit man noch lange etwas von ihnen hat).
So, wie Frau Wagenknecht die Dinge sieht, muss man sie wahrnehmen, wenn man die Aktionen eines demokratischen Rechtsstaates nicht von den Aktionen einer Terror-Sekte unterscheiden kann – oder unterscheiden möchte. Denn machen wir uns nichts vor, liebe Leserinnen und Leser: Wenn es um politische Selbstermächtigung geht, macht der Linken niemand etwas vor.
Nun kann es natürlich sein, dass Frau Wagenknecht sich von Straßencafés und Live-Musik terrorisiert fühlt. 
Immerhin ist die blindwütige Hetze gegen die Latte-Macchiato-Front ein beliebter Freizeitspaß der Linken, und wenn der Musikschuppen auf dem Kiez nicht um fünf nach zehn die Musik leiser dreht, laufen bei der Polizei die Telefone heiß, weil jeder alternative Ordnungshüter seinem uffjeklärten Bewusstsein Luft machen muss.
Allerdings greifen diese Zeitgenossinnen und Zeitgenossen bisher noch nicht zu einer AK-47 um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen (und das kann nicht allein daran liegen, dass derlei politische Produktionsmittel in Germany nicht verfügbar wären, denn sie sind es).
Aber selbstverständlich lebt „Mutter Courage“ Wagenknecht nicht schlecht vom wesentlichen und bestimmenden Konflikt unserer Zeit. Die Auseinandersetzung zwischen dem politischen Islam und dem sogenannten Westen wird sie deshalb auch in Zukunft halb richtig und deshalb ganz verkehrt „analysieren“.
Immerhin besteht ja die nicht ganz unwahrscheinliche Chance, dass sie ein paar verlorene Seelen für ihre politische Selbstmordsekte rekrutieren kann. Denn bei ihrem persönlichen Lebensstandard schränkt Frau Wagenknecht sich wahrscheinlich nicht so gerne ein – dafür hat man doch seine politische Klientel, nicht wahr, liebe Linke? 
Solidarisch sollen eben immer die sein, die sich diesen Luxus am wenigsten leisten können…
* Ob auch „Ostler“ dem IS zum Opfer fallen können, wird im Karl-Liebknecht-Haus zurzeit noch kontrovers diskutiert.
 

Foto: Frau Wagenknecht in Pose (Foto: Foto: Sven Teschke / , via Wikimedia Commons)


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Dienstag, 29 Dezember 2015