Diskussionsbeitrag: Soumission - von der Bereitschaft, sich dem Islam zu unterwerfen

Diskussionsbeitrag:

Soumission - von der Bereitschaft, sich dem Islam zu unterwerfen


Ende Mai schickten die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt eine großzügig angelegte Delegation auf Sondierungsreise nach Teheran. Doch die Folgen bereiten den Beteiligten nun eher Schmerzen als große Freude.

Soumission - von der Bereitschaft, sich dem Islam zu unterwerfen

von Tomas Spahn

 

Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erleben. Auch wenn es nur nachträglich ist. Diese Erfahrung müssen derzeit einige Damen machen, die zwischen dem 28. Mai und dem 2. Juni an einer „Markterkundungsreise“ (so das teilnehmende Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaats Sachsen) unter Leitung des mecklenburgischen Infrastrukturministers Christian Pegel (SPD) nach Teheran und Isfahan teilnahmen. Denn diese Damen – immerhin acht der 14 weiblichen Mitreisenden – finden sich nun mit einem Hijab um den Kopf in einer Broschüre ohne Impressum, welche laut Sächsischem Ministerium von der Iranischen Außenhandelskammer in Teheran erstellt und verbreitet wurde. Der Hijab, das ist jenes Kopftuch, das der Islam seit der klerikalen Revolution im Iran jeder Frau gleich welcher Religion als Zeichen der Unterwerfung unter den in den Fußstapfen Mohammeds schreitendem Klerus zwangsverordnet hatte.

 

Soumission?

 

Soumission – Unterwerfung – nannte der französische Autor Michel Houellebecq seinen jüngsten Roman. Er beschreibt dort, wie die französischen Parteien in gemeinsamer Front gegen den Front National einen Muslim zu Staatspräsidenten wählen – und wie erst schleichend und dann immer offensichtlicher die aufgeklärte, laizistische Republik der Franzosen in einen islamischen Gottesstaat umgewandelt wird.


Soumission – das und nichts anderes haben jene nun plötzlich im Licht der Öffentlichkeit stehenden acht Damen vollzogen, als sie sich in vorauseilendem Gehorsam und der unsäglichen bundesdeutschen Vizebundestagspräsidentin nacheilend den Unterwerfungsfummel des Islam um den Kopf wickelten. Angeblich, so die Pressestelle des sächsischen Landesministeriums, folgten die Damen lediglich einer entsprechenden Aufforderung des Auswärtigen Amtes in Berlin. Dort werde darauf hingewiesen, dass „das Kopftuchtragen für Frauen und Mädchen im Iran strafrechtlich vorgeschrieben in der Öffentlichkeit (ist). Dies wussten alle mitreisenden Frauen der Delegation und haben sich an diese Vorschrift selbstverständlich gehalten.“

 

Selbstverständlich Soumission!

 

Selbstverständlich? Was ist „selbstverständlich“ daran, dass sich eine vorgeblich emanzipierte europäische Frau dem Diktat eines rückwärtsgewandten Klerus unterwirft? Und glauben die Damen im Ernst, die Iraner hätten sie als Mitglieder einer offiziellen Delegation verhaftet und in den iranischen Knast gesteckt , wenn sie sich dem verweigert hätten? Selbst wenn es so wäre, dann hätten sie als emanzipierte Frauen damit unter Beweis gestellt, dass sie ihre Führungsfunktion in den Ministerien und Unternehmen zu Recht besetzen – und nicht nur als Frauenquotlerinnen dort hilfsweise platziert wurden.


Um ihre Emanzipation kämpfende Frauen im Iran sind mittlerweile so weit, dass sie sich ihre Haartracht radikal abschneiden und den Glatzkopf unbedeckt präsentieren, um so dem Diktat alter, religionsgreiser Männer zu entgehen. Deutsche Frauen, die in vorgeblich offizieller Mission in dieses Land der Frauenunterdrückung reisen, aber dokumentieren ihre Soumission schon bei der Anreise.


Wäre es nicht so traurig, so könnte man nur noch den Kopf schütteln. Kein Wunder also, dass „EMMA“ umgehend den Vorgang aufgriff und einmal mehr diese Damen des Verrats an der Frauenbewegung zieh. Solche Frauen, die vorgeblich westeuropäisch erzogen sein sollen, verraten ihre unterdrückten Geschlechtsgenossinnen in vorauseilender Unterwerfung – und sie verraten damit die europäischen Suffragetten, die vor einhundert Jahren die Gleichberechtigung der Frauen erkämpften.

 

Die soumissionierte Brigade der Demanzipation

 

Ohnehin darf die Frage gestellt werden: Wenn nun schon jeder weiß, dass Frauen in der Klerikalgerontokratie des schiitischen Islam nichts anderes sind als zu verhüllendes Beiwerk und unbekopftuchte Mitreisende laut Auswärtigem Amt als lästige Staffage von der Strafverfolgung bedroht sind – warum nimmt man sie dann auf Steuerzahlerkosten mit auf eine solche Reise? Offensichtlich brauchte Delegationsleiter Pegel Begleitung – und griff auf seine Büroleiterin Mareike Donath zurück. Parteifreund und Ministerpräsident Erwin Sellering steuerte ebenfalls eine Dame zur Unterwerfungsbrigade bei: Andrea Katharina Herrmannsen, Abteilungsleiter für Internationales in der Staatskanzlei.


Noch interessierter am Erkenntnisgewinn seiner Mitarbeiterinnen war das freistaatlich beteiligte Sächsische Landesministerium des ebenfalls der SPD angehörenden Martin Dulig. Kopfmäßig fest umwickelt finden sich in der demanzipierten Frauenfront Abteilungsleiterin Barbara Meyer und Referentin Kerstin Rhodius.


Dann sind da noch die Damen der IHK Schwerin, Stephanie Schwarzenbach und Lan Janet Krause, sowie zwei Damen aus bedeutenden Wirtschaftsunternehmen wie dem 15-Mann-Betrieb der Teterower Wohnungswirtschaft, die sich soumissioniert nicht nur der Delegation anschlossen, sondern entsprechend verhüllt in der Broschüre der iranischen Außenhandelskammer auftreten. Ach, Sie, lieber Leser, fragen sich gerade, was Teterow ist? Das ist ein verträumtes 9.000-Seelen-Dorf im Herzen der Mecklenburgischen Schweiz. Da ich dort 1990 einige Monate zum Leidwesen der Altkader damit beschäftigt war, das DDR-Landratsamt an westdeutsche Gepflogenheiten anzunähern, dabei ein wenig den regionalen Tourismus ankurbelte und eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft aus der Taufe hob, kann ich Ihnen einen Besuch nur empfehlen. Sie werden sofort verstehen, was Bismarck mit dem ihm zugeschriebenen Zitat meinte, wonach die Mecklenburger den Weltuntergang erst mit fünfzig Jahren Verspätung wahrnehmen würden.

 

Spuren verwischen

 

Wie auch immer – die erlauchte Delegation dieser vom Außenministerium mit organisierten Reise findet sich nun in Teilen mit kopfumwickelten Gesichtern in einer Broschüre, die laut Aussage des Sachsenministeriums von eben dieser AHK aus Teheran erstellt wurde. Die besagten Fotografien seien dort aus „pragmatischen Erwägungen“ übernommen worden. Dabei hätte es den Damen frei gestanden, auch andere Fotos ihres Konterfeis als jene aus den in vorauseilendem Gehorsam gemäß den angeblichen Vorgaben des Außenamtes erstellten Visa zu nutzen – wovon jedenfalls die sechs anderen weiblichen Delegationsmitglieder Gebrauch machten, die als emanzipierte Frauen ihre ansehnliche Haarpracht offen tragen. Darunter, auch das sollte nicht unerwähnt bleiben, mit Ines Massih-Richter von der Marketingesellschaft Sachsen-Anhalt und Martab Shafaati von einer Greifswalder Ingenieursgesellschaft offenbar zwei Frauen, die sich der anti-emanzipatorischen Funktion des Hijab deutlich besser bewusst waren als jene administrativen Damen aus Mecklenburg und Sachsen.


So liegt das soumissionierte Kind nun im Brunnen und das sächsische Ministerium ist heftig darum bemüht, die Angelegenheit herunterzufahren. Der Link, unter dem die nette Broschüre bis zu meiner ersten Anfrage in der dortigen Pressestelle abzurufen war, erfreut den Suchenden nun mit einer Fehlermeldung. Das nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Facebook-Teilungen zum zeitgeschichtlichen Zeugnis gewordene Dokument ist plötzlich verschwunden. Aber keine Sorge – wir haben es gesichert. Eher unterhaltsam auch der Versuch des Ministeriums, die öffentlich verbreiteten Fotos der Damen einer vom Steuerzahler finanzierten, offiziellen Delegation nun unter Persönlichkeitsschutz stellen zu wollen. Zu spät – Du rettest den Freund nicht mehr – lässt sich hier mit Rückgriff auf den großen deutschen Dichter Friedrich Schiller feststellen. Denn nicht nur EMMA, selbst der grüne Chef der Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, haben die Aufnahmen der soumissionierten, verhüllten Damen längst über die sozialen Medien einer weltumspannenden Öffentlichkeit präsentiert. Und damit einmal mehr gezeigt, dass den Vertretern unserer Ministerien offenbar jegliches Gespür nicht nur für die Situation der unterdrückten Frauen des Islam gänzlich abgeht.


Denn es sei auch die Frage gestattet, ob es sich bei solchen vom Steuerzahler finanzierten Reisen tatsächlich um ernst zu nehmende Wirtschaftsanbahnung handelt – oder vielleicht dort der Aspekt des Sightseeing in exotischen Ländern für treue Mitarbeiter im Vordergrund steht.


Wir dürfen gespannt sein, welche konkreten Nutzen der wirtschaftlichen Dynamik nun auf Basis dieser „Markterkundungsreise“ entstehen werden – wenn dann die iranischen Kaufleute in Scharen das friedliche Mecklenburg stürmen, um im netten Teterow den Hauptsitz ihres iranischen Großunternehmens für die Einfuhr von Schweinefleischprodukten und goldenem Rapsöl zu begründen.

 

PS: Selbstverständlich haben wir den betroffenen Damen die Möglichkeit eingeräumt, zu ihrem glorreichen Auftritt als islamische Frau Stellung zu nehmen. Sollte sich daraus ein bedeutender Erkenntnisgewinn schöpfen lassen, werden wir hier selbstverständlich darüber berichten.

PPS: Wir baten die Damen um Stellungnahme bis 8. Juni 2016, 10.00 h. Reaktion: Nichts – niente – nada … unter dem Hijab abgetaucht und verschwunden.

 

Apropos verschwunden: Hier das „verschwundene“ Original

 

Broschuere_Delegationsreise_Sachsen

 

 

Erstveröffentlicht bei Spitzwege / Foto: Screenshot der erw. Broschüre


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Mittwoch, 08 Juni 2016