Künstlerportrait Josef Tabachnyk: Ein Leben voller politischer und persönlicher Brüche. Ein Leben in künstlerischer Kontinuität.Künstlerportrait Josef Tabachnyk:
Ein Leben voller politischer und persönlicher Brüche. Ein Leben in künstlerischer Kontinuität.
Skulptur braucht keine zusätzlichen Worte. Formen benötigen Platz für das Leben, Freiheit für die Bewegung. Die Silhouette zieht den Betrachter an, die Phantasie überwindet das Gewicht und die Bedingtheit des Materials. Sie sucht im Inneren der Formen, im Raum zwischen Ihnen und um sie herum nach deren ausgestrahltem Inhalt. Diese Magie schafft nur das Empfinden der Großartigkeit der Schöpfung“ (Josef Tabachnyk)
Der Zwölfjährige Josef Tabachnyk freute sich jedes mal, auf den Besuch im Kultur- und Technikhaus für sowjetische Kinder in Schytomir, 130 km westlich von der Hauptstadt der Ukraine, Kiew gelegen. In der Nachkriegszeit gab es zu wenig Spielzeug für die Kinder. Aber es gab Plastilin, eine wachsähnliche, leicht formbare Knetmasse, aus der sich, gestützt mit Eisendraht viele kleine Spielzeuge und bunte Soldaten basteln ließen. Die Kriegserzählungen der Eltern und älterer Verwandter wurden beflügelt von der reichen Fantasie aller Spielenden in Szenen umgesetzt. Die Tage erfüllten sich in dieser Weise, bis es am Abend wieder nach Hause ging. Dem Vater blieb die Tätigkeit seines Sohnes, bei der er sich recht geschickt anstellte, nicht lange verborgen. Und da ein jüdischer Junge mehr können muss, als seine Altersgenossen, um als echter Homosowjetikus akzeptiert zu werden, nahm er dieses neu entdeckte Talent seines Sohnes zum Anlass, ihn zu einem alten jüdischen Lehrer zu schicken, der zweimal die Woche, wechselnd zwanzig bis fünfzig Jugendlichen bei der Ausformung ihrer gestalterischen Fähigkeiten zur Seite stand und für die kleinen angehenden Künstler Ausstellungen in Stadt, Land und sogar im Ausland organisierte.
Das gestalterische Lernen fiel bei dem Jungen auf einen gut vorbereiteten Boden. Josef hatte Talent und Glück und bestand im Alter von 14 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Kunstschule für begabte Kinder T.G. Schewtschenko in Kiew im Bereich Bildhauerei, die in einer Jahrgangsstufe nur jeweils sechs Schüler aufnahm. Dazu muss man noch als Hintergrund wissen, dass zu Zeiten der Sowjetunion Hoch- und Kunstschulen nur 2 Prozent Juden aufnehmen durften. Sechs Jahre lebte er in Kiew im Wohnheim und befasste sich an der Schule sechs Tage die Woche, sechs Stunden am Tag mit Kunst: Zeichnen, Portraits, Modellieren....... „Normale Schulfächer wie Literatur; Geschichte; Physik, Mathematik Anatomie, Kunstgeschichte und Architektur kamen nach der Anfangszeit noch dazu. Es gab vier Ausstellungen pro Jahr, in welchen die Arbeiten der Schüler begutachtet und benotet wurden und etliche Wettbewerbe. Nach dem Schulabschluss und gewappnet durch die ausgezeichnete Ausbildung traute sich der inzwischen junge Mann den großen Sprung zu und der hieß St. Petersburg.
Die Kunstakademie in St. Petersburg, 1757 gegründet von Graf Iwan Iwanowitsch Schuwalow unter dem Namen „Akademie der Drei Edelsten Künste“, erhielt in seinem Haus ihr erstes Domizil. Später wurde sie in „Kaiserliche Kunstakademie“ umbenannt und zog in ein eigenes Gebäude, im neoklassischen Stil, am Ufer der Newa, gegenüber dem Winterpalast gelegen. Mehr als 200 Jahren lang entwickeln sich in ihren Räumen tausende hervorragender Meister, welche dem Kunstgeschehen in Russland ihre Stempel aufdrückten. Später, in der Sowjetunion wurde der Name zweimal geändert: Erst in „Russische Kunstakademie“ und dann in „Kunstakademie der UdSSR“.
Ihrem hohen Rang entsprechend, beherbergte sie auch einen Bereich, in Ministeriumsrang, der für das künstlerische Leben in der ganzen UdSSR zuständig war. Zur Kunstakademie: https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Kunstakademie
Das Institut Ilia Repin für Malerei, Bildhauerei und Architektur an dem Tabachnyk studierte, gehörte zur Kunstakademie und war auch in deren Räumen untergebracht.
Josef Tabachnyk: “Es war sehr schwer, sich für die Kunstakademie zu qualifizieren. Ein Großteil der Plätze war vorab schon für Studenten der verschiedensten Republiken vergeben. Um die freien Plätze drängten sich jeweils etwa fünfhundert Bewerber von denen Fünfzig zur Aufnahmeprüfung zugelassen wurden.” Und es gab ja auch noch die einschränkende Regelung, hinsichtlich des Anteils der Juden in Bildungseinrichtungen. Trotz aller dieser Hürden geschah das beinahe Unwahrscheinliche: Josef Tabachnyk wurde zur Aufnahmeprüfung zugelassen und bestand diese mit überzeugenden Leistungen. Damit war er Student an der Fakultät für Bildhauerei. Von den 60 dort immatrikulierten Studenten waren nur zwei jüdisch.
Tabachnyk weiter: "Die beiden ersten Jahre haben alle Studenten der Fakultät zusammen studiert. Danach wurde auf die Ateliers der drei Professoren aufgeteilt. Ich hatte das Glück, im Atelier des berühmten Professors Michail Konstantinowitsch Anikuschin, der sich die Begabtesten der Studenten aussuchen konnte, unterzukommen.”
Die Kunstakademie unterhielt Auslandsbeziehungen und unterstützte den Studentenaustausch. Josef Tabachnyk nutzte die Möglichkeit einen Monat lang die Kunstakademie in Dresden zu besuchen. Das war 1974. Er sagt über diese Zeit: “Wir waren in Bautzen, Naumburg, Altenburg, Erfurt, Weimar, Leipzig, Berlin, Potsdam und besuchten verschiedene Museen. Ich habe in dieser Zeit zum ersten Mal beeindruckende gotische Kunst gesehen. Die Erfahrungen in der DDR waren gleichzeitig ein Schock und ein Wunder. Das Leben dort war im Vergleich zu uns paradiesisch. Es gab mehr Freiheit, auch künstlerisch. In Dresden hat man anderes gezeichnet, modelliert, als in St. Petersburg. Zwei, drei Jahre habe ich mit diesen intensiven Eindrücken gelebt und wusste seitdem, dass es einen anderen Ort gibt, wo Menschen anders lebten und mehr Freiheit hatten, als in der Sowjetunion.”
Nach sechs Jahren schloss Josef Tabachnyk sein Studium mit dem Bildhauerdiplom ab und ging zurück nach Schytomir.
Freie Künstler gab es in der Sowjetunion nicht. Tabachnyk war im Betrieb des Künstlerverbandes, der 12 Bildhauer beschäftigte, tätig. Dem Künstlerverband war in jeder großen Stadt der Sowjetunion ein Betrieb zugeordnet. In der Ukraine gab es 25 solcher Betriebe. Neben den Künstlern beschäftigte der Betrieb etwa einhundert weitere Menschen, die technische Arbeiten übernahmen: Formenbauer, Steinmetze, Schweißer, Bronzegießer, Galvaniker. Die Betriebe des Künstlerverbandes erhielten ausschließlich terminierte staatliche Aufträge. Tabachnyk führt aus: “Wenn ein Auftrag kam hat derjenige, dem der Auftrag zugeordnet wurde, eine Skizze gemacht. Die Skizze wurde dann von einer Jury bewertet. Jeder gestalterische Schritt unterlag der Prüfung durch eine solche Jury, die auch die weitere Ausarbeitung des Projekts festlegte. Es gab zwei oder drei Stufen der Prüfung. Für die letzte Stufe musste man nach Kiew. Der bisherige Statuts des künstlerischen Projekts wurde dort von etwa 20 Personen, darunter auch etliche Künstler, bewertet und freigegeben, dann erst konnte man weiterarbeiten. Dieses Verfahren ging zu Lasten der künstlerischen Freiheit. Die Möglichkeiten waren sehr sehr beschränkt. Ich habe versucht, das, was an Freiräumen blieb, möglichst kreativ zu füllen.”
Die Bildhauer im Betrieb schufen Skulpturen unterschiedlicher Größe, viele davon für den öffentlichen Raum, auf Plätzen und an diversen Gedenk- und Erholungsorten, sowie an anderen Stellen. Es gab auch jedes Jahr einige Ausstellungen. Diese konnten ebenfalls nicht frei mit Arbeiten beschickt werden. Die Themen und wer was ausstellt wurden detailliert administrativ festgelegt. Der ganze Prozess war zudem massiv durch Korruption und Seilschaften beeinflusst
Eine eindrucksvolle Granitskulptur aus der Anfangszeit in Schytomir ist das Denkmal für die fünf niedergebrannten Dörfer in Slawetschna, an der weißrussischen Grenze, das 1980 entstand.
Denkmal für die verbrannten Dörfer (Foto: von Josef Tabachnyk (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Josef Tabachnyk wurde Mitglied des sowjetischen Kunstverbandes (später: ukrainischer Künstlerverband), der nur die besten Künstler in seine Reihen aufnahm.
Die Sowjetunion erlebte ab 1986 unter dem neuen Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow einen gravierenden Umbruch.
Josef Tabachnyk: “Mit der Perestroika gab es mehr künstlerische Freiheit und viele neue Themen, aber weniger Aufträge und damit weniger Geld. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine gingen die Aufträge dann ganz massiv zurück. Es gab mehr nationale, ukrainische und andere Inhalte, die zur Zeit der Sowjetunion verpönt gewesen waren Das habe das besonders eindrücklich im Jahr 1995 in Nowohrad-Wolynskyj erlebt, als der örtlich Verantwortliche die Errichtung des Denkmals, zur Gedanken an die für die Opfer des Faschismus, das auf dem Massengrab von 800 jüdischen Kindern und Ihren Müttern errichtet werden sollte. Der junge Bürgermeister betonte, ihm läge daran, dass das ein wirklich jüdisches Denkmal – mit hebräischen Buchstaben beschriftet - werden sollte. Ein Ansatz, der ein echtes Novum darstellte, da zuvor, in der sowjetischen Zeit, der jüdischen Opfer der Schoah nicht separat gedacht werden durfte.
Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem Massengrab für die im 2. Weltkrieg erschossenen Juden (Foto: von Josef Tabachnyk (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Josef Tabachnyk weiter: "Ein Jahr später, nachdem ich den ausgeschriebenen Stadtwettbewerb in Schytomir mit meinem Vorschlag gewonnen hatte, konnte ich das Denkmal für die Opfer der Tragödie im Wald von Bogunija schaffen. In Bogunija waren im zweiten Weltkrieg 110.000 Kriegsgefangene und Einwohner erschossen worden. Das sechseinhalb Meter hohe Denkmal ist aus drei drei zusammengesetzten Granitblöcken errichtet, auf denen Gesichter der Menschen im Angesicht des Todes abgebildet sind. Dafür hatte ich Fotos deutscher Offiziere verwendet." Eine liegende Bronzefigur ist in diese Komposition kontrastierend eingefügt.
Denkmal für die Opfer des Faschismus (Foto: von Josef Tabachnyk (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Um die finanziellen Schwierigkeiten, wegen der zurückgegangenen Aufträge wenigstens teilweise auszugleichen, war Josef Tabachnyk neben seiner Tätigkeit im Betrieb, des ukrainischen Künstlerverbandes, als Lehrer an einer Kunstschule aktiv.
In Folge der Umbrüche durch die Perestroika gab es noch weitere spürbare Veränderungen.
Josef Tabachnyk: "Das religiöse Leben, das zu Zeiten der Sowjetunion extrem eingeschränkt war, nahm langsam, aber stetig einen Aufschwung. Die verschiedensten Religionsgemeinschaften hatten Zulauf und begannen sich neben der Russisch-Orthodoxen Kirche zu etablieren. Viele Kirchen wurden gebaut und auch das jüdische Leben, das fast erloschen gewesen war, regte sich unübersehbar. Das drückte sich unter anderem auch in der Errichtung von Synagogen aus - die sowjetische Zeit hatte nur eine von ehemals 34 Synagogen in der Ukraine überlebt.
Diese Entwicklung beeinflusste auch die Arbeit von Josef Tabachnyk.
Tabachnyk: “Ein junger Rabbiner hat mich immer wieder mit der Erstellung kleiner Skulpturen und Reliefs beauftragt. Sie wurden als Geschenke für Menschen im Ausland, die den Aufbau der jüdischen Gemeinden in der Ukraine unterstützten, verwendet.”
Er bekam auch zu einem großen Auftrag des American Jewish Joint Distribution Committee, das in Kiew Chesed awot gemacht hat: Ihm wurde die Gestaltung einer Wand im Gebäude des JOINT, mit riesigen Reliefs aus Holz und Keramik, übertragen. Zu sehen sind da Synagogen der Welt, eine Frau, welche die Schabbatkerzen auf einem großen Tisch voller erwartungsvoller jüdischer Menschen anzündet und ein fliegender Geiger, der eine fröhliche Melodie spielt. Tabachnyk: "Kurz vor der Fertigstellung hat dann ein Rabbiner aus der Schweiz entschieden, dass das eine ausgezeichnete Arbeit ist und mich beauftragt, eine weitere Wand in ähnlicher Weise zu gestalten." Die Finanzierung für dieses künstlerische Projekt kam aus der Schweiz. Der JOINT hat auch aus der Serie “kleine Denkmale für große Menschen” mehrere Skulpturen, einen Lebensbaum aus Holz und die Skulptur “Tanzende Juden mit der Thora” gekauft.
Den politischen Umbrüchen in der Ukraine folgte die Einleitung eines tiefgreifenden persönlichen Umbruchs bei Josef Tabachnyk.
1993 beantragten er und seine Frau Inessa beim Deutschen Konsulat die Papiere zu einer Übersiedlung nach Deutschland. Fast drei Jahre später kam die Genehmigung. 1997 folgte der praktische Schritt. Als Gründe für diese einschneidende Entscheidung nennt Josef Tabachnyk: “Wir haben in der Ukraine keine Zukunft gesehen. Dazu hat das Aufkommen sehr national orientierter Themen, Gruppen und Parolen, die sich an die Zeiten von Bogdan Chmelnitski und Symon Petliura und an die Stimmung im Zweiten Weltkrieg angelehnt haben, als Millionen von Juden erniedrigt und ermordet worden waren, uns ein sehr schlechtes Gefühl gegeben. Der Gedanke gerade nach Deutschland zu gehen, war mir wegen meiner positiven Eindrücke beim Aufenthalt in Dresden nicht fremd. Auch der Klang der deutschen Sprache war mir nicht unvertraut, da meine Eltern unter sich und mit Verwandten und Bekannten jiddisch gesprochen hatten. Zudem hatte ich bei meinem Aufenthalt in Dresden ja auch ein wenig Deutsch gelernt."
In Deutschland führte der Weg nach Nürnberg, mit einer kurzen Unterbrechung durch einen Aufenthalt in Weiden, in der Oberpfalz. In der Nähe von Nürnberg hatte Josef Tabachnyk, nach intensiver Suche, Arbeit in einem Steinmetzbetrieb gefunden. Die Tätigkeit dort lag weitab von jeglichem künstlerischen Anspruch. Sechs Jahre war er in diesem Unternehmen tätig. Daneben gestaltete er zu Hause kleine Plastiken. Dabei entstand auch eine Serie abstrakter Skulpturen. 1997 beteiligte er sich an einer Ausstellung „Petersburger Händler“ im ehemaligen Karmeliterkloster in Frankfurt am Main. Der Kontakt entstand über die Frankfurter Jüdischen Gemeinde. Organisiert wurde die Ausstellung von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ZWST. Josef Tabachnyk nahm auch an Ausschreibungen und Ausstellungen in Nürnberg teil.
Bei einer dieser Ausstellungen in Nürnberg war jemand aus der Abteilung Bau und Design des Sportartikelherstellers adidas AG, aus Herzogenaurach auf seine Arbeiten aufmerksam geworden. Daraufhin kam im Jahr 2005 eine Aufforderung der Firma, zu einer Beteiligung an einem von adidas weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb. adidas hatte ein ehemaliges Militärgelände an seinem Firmenstandort Herzogenaurach aufgekauft und dort ein neues Stadion gebaut, in dem sich dann die argentinische Nationalmannschaft auf die in Deutschland stattfindende Weltmeisterschaft vorbereitete. In diesem Stadion sollte eine Skulptur des Firmengründers, Aldi Dassler aufgestellt werden. Tabachnyk reichte drei Skizzen ein. Alle eingegangenen Skizzen wurden von der nächsten noch lebenden Verwandten von Adi Dassler, seiner Schwiegertochter bewertet. Aus der Vielzahl der eingegangenen Vorschläge wählte sie die Skizzen von Josef Tabachnyk mit den Worten “das ist er”, aus.
Im Mai 2006 wurde die Skulptur eingeweiht. Auf der Tribüne des Stadions war viel Prominenz versammelt, darunter die ehemaligen Nationalspieler Uwe Seeler, Andreas Brehme und Horst Eckel.
Maxim 560 Adi Dassler Skulptur (Foto: von Maxim560 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Dieser Auftrag war der entscheidende Ausgangspunkt für das Aufleben der künstlerischen Tätigkeit von Tabachnyk in Deutschland. Es kamen eine Fülle weitere Aufträge, so z. B. die Erstellung der Bronzesplastic Eisbärengruppe für den Nürnberger Tiergarten (2007). Dabei handelt es sich um eine Eisbärenmutter mit ihrem Jungen in einer spielerischen Szene.
Sein Entwurf setzte sich bei dem Wettbewerb zur Erstellung eines Willy-Brandt Denkmals, den die Stadt Nürnberg ausgeschrieben hatte gegen die anderen eingereichten Entwürfe durch. Am 09. November 2009 wurde die Bronzeskulptur enthüllt. Anwesend waren, neben Josef Tabachnyk, der Oberbürgermeisters der Stadt, Ulrich Maly, und viele Weggefährten Willi Brandts, darunter Ulrich Vogel.
Willy Brandt Memorial (Foto: von Vitold Muratov (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Weitere Arbeiten für den öffentlichen Raum folgten. Gegen die Teilnahme an einem Wettbewerb hat sich Tabachnyk aber vehement gesträubt. Seine Frau Inessa hatte 2011 im Internet gelesen, dass die Fördergemeinschaft der Freunde des Hauptstadtzoos in Berlin einen Wettbewerb zur Erstellung einer Skulptur für den verstorbenen Eisbären Knut, der damals ein anhaltendes Pressethema war, ausgeschrieben hatte. Tabachnyk erzählt schmunzelnd: "Meine Frau hat mir gesagt: Wenn Du gewinnst, wird dir das mehr Beachtung verschaffen, als deine anderen Skulpturen. Um Ruhe zu haben, habe ich letztlich meiner Frau nachgegeben und mich mit zwei Eisbärenskizzen beteiligt. Insgesamt wurden von 42 Bildhauern aus verschiedenen Ländern Vorschläge eingereicht. Meine Frau hat jeden Tag im Internet geschaut, ob über meinen Entwurf gesprochen würde. Es gab sehr viele Berichte zum Wettbewerb, auch viele Besprechungen zu den unterschiedlichsten Entwürfen, über meine Vorschläge hat aber niemand etwas geschrieben. Das geschah erst sehr spät......
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Zwei Tage vor der Verkündung der Entscheidung zum Knut-Wettbewerb habe ich dann aus der New York Times erfahren, dass mein Vorschlag "Knut der Träumer" der Favorit war. Siehe: “
http://www.nytimes.com/2012/01/14/world/europe/germany-a-bear-will-dream-in-bronze.html?_r=2
Der Direktor des Zoos hat zu mir später gesagt: Wir kennen ihre Arbeiten, wir haben sie uns angesehen. Sie zeigen, dass sie nicht nur Skizzen machen, sondern das auch sehr gut zu Ende bringen können. Wir glauben, dass sie für uns eine gute Arbeit machen werden.”
Nach Bekanntgabe der Entscheidung gab es in Berlin eine Pressekonferenz, bei der die Weltpresse versammelt war. Etwa 200 Personen waren anwesend. Josef Tabachnyk hatte in der Nacht schlecht geschlafen und morgens gegen vier Uhr mit dem Zug nach Berlin gefahren. Halb müde kam er auf der Pressekonferenz an. Dort war ein Riesentrubel: Die Journalisten wollten Informationen und haben ihn fotografiert. Er hat auch eine kleine, vorbereitete Rede gehalten. Das Echo auf die Konferenz waren weltweite Artikel in den Medien.
Die Bronzeplastik "Knut dem Träumer" auf zwei Eisschollen aus weißen Granit wurde im Jahr 2012 enthüllt.
Knut der Tröumer (Foto: von Maxim560 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Nach dem großen, international registrierten Erfolg mit „Knut der Träumer“ gab es viele weitere Aufträge. Einer davon ist der “Fallrückzieher” vor dem Gebäude der Zeitschrift “Kicker” in Nürnberg, im Jahr 2014.
Kicker-Statue mit Bildhauer Josef Tabachnyk (Foto: von Kunstfreund1970 (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
Eine andere Skulptur das Denkmal für den ersten Siedler-Gründer “Milo” in Meilenshofen bei Eichstätt, 2015
((Empfohlen: Link zu Milo – Bilder im Mailanhang))
Mich hat bei meinen Besuchen bei Josef Tabachnyk sehr beeindruckt, wie er die vielen Veränderungen in seinem Leben gemanagt und welche künstlerische Breite er im Laufe der Jahre dabei entwickelt hat.
Ich wünsche ihm noch viele kreative Jahre und viele neue Aufträge.
Falls Leser dieses Artikels qualifiziertes Interesse an einem Kontakt mit Josef Tabachnyk hat, ist das über folgende, von mir eingerichtete Mailadresse möglich: reaction@online.de
© Gerhard K. Nagel
N
achtrag zum Artikel:
Viele Würdigungen von Josef Tabachnyk konnten aufgrund der Stofffülle und eines geordneten Überblicks im Artikel nicht erwähnt werden. Einige markante, keineswegs auch nur annähernd vollständige Informationen werden hier noch nachgeholt:
Werke Josef Tabachnyks wurden und werden in vielen Gemeinschaftsausstellungen europaweit gezeigt: Beteiligungen an Ausstellungen in Nürnberg, Kunsthaus (2003, 2006, 2008, 2009, 2010, 2012, 2014, 2016), Fürth (1999), Frankfurt (1997), Skopje, Mazedonien (2006), Nizza (2010), Gera (2012). Aktuell ist Tabachnyk in der Ausstellung im historischen Museum in Prag über Karl den Großen (mit Kopien historischer Stücke aus dem ersten jüdischen Friedhof in Nürnberg), vertreten.
Außer Plastiken hat Josef Tabachnyk Zeichnungen (Portraits und Grafiken) und Ölbilder geschaffen. Sehr erwähnenswert ist auch noch eine spezielle Reihe von kleinen plastischen Arbeiten, die er “kleine Denkmale für große Menschen” nannte (darunter: Albert Einstein, Sigmund Freud, Heinrich Heine, Marc Chagall, Jakob Wassermann, Hermann Kesten, Theodor Herzl, Scholem Aleijchem, Baruch Spinoza, Felix Mendelssohn, Amadeo Modigliani, Franz Kafka) Auch expressionistische Miniaturen und Keramikreliefs, verschiedene Tiere und viele Arbeiten, die sich mit jüdischen Themen befassen.
Artikel in russischsprachigen Medien über Josef Tabachnyk
Sowjetisch Geimland (Yiddish International), „Sculptor Josef Tabachnyk“, No. 2, p. 144-147, Moskow ,1991
Alef (Russian International): “Josef Tabachnyk – Jewish Sculptor from Nuremberg“, No. 998, p. 27-29, 2010
Russisch-israelisches Portal im Internet: «Мы здесь»
„Josef Tabachnyk – jüdische Bildhauer“, № 279, 13.10.2010
Russischsprachige jüdische Zeitung „evreyskaya“, Deutschland
„Raum und Meister“, Nr.2 (90), Febr. 2010
http://newswe.com/index.php?go=Pages&in=view&id=2762
№370, 12.09.2012
http://newswe.com/index.php?go=Pages&in=view&id=5249
Russischsprachige jüdische Zeitung „Europa-Ekspress“, Deutschland, Mensch,
„Neues Projekt von Josef Tabachnyk“, Nr.15 (735), 15.04.2012
Reports in deutschen und internationalen Medien zur Skulptur „Knut der Träumer“ (Beispiele)
Deutsche Medien:
Spiegel : http://www.spiegel.de/international/germany/memorial-of-famed-polar-bear-knut-unveiled-at-berlin-zoo-a-863133.html
Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/verstorbener-eisbaer-wettbewerb-ueber-knut-denkmal-entschieden/6064556.html
Berliner Morgenpost: http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article105910821/Knut-kehrt-als-Denkmalin-den-Zoo-zurueck.html
Deutsche Welle:
https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=uk&u=http://www.dw.com/uk/%25D1%2583%25D0%25BA%25D1%2580%25D0%25B0%25D1%2597%25D0%25BD%25D1%2581%25D1%258C%25D0%25BA%25D0%25B8%25D0%25B9-%25D1%2581%25D0%25BA%25D1%2583%25D0%25BB%25D1%258C%25D0%25BF%25D1%2582%25D0%25BE%25D1%2580-%25D1%2581%25D1%2582%25D0%25B2%25D0%25BE%25D1%2580%25D0%25B8%25D1%2582%25D1%258C-%25D0%25BF%25D0%25B0%25D0%25BC%25D1%258F%25D1%2582%25D0%25BD%25D0%25B8%25D0%25BA-%25D1%2583%25D0%25BB%25D1%258E%25D0%25B1%25D0%25BB%25D0%25B5%25D0%25BD%25D1%2586%25D1%258E-%25D0%25BD%25D1%2596%25D0%25BC%25D1%2586%25D1%2596%25D0%25B2/a-15670345&prev=search
Internationale Medien:
New York Times (USA): http://www.nytimes.com/2012/01/14/world/europe/germany-a-bear-will-dream-in-bronze.html?_r=1
Nachrichtenagentur Reuters: http://uk.reuters.com/article/uk-germany-knut-idUKLNE80G03820120117
Luxemburger Wort (Luxemburg): https://www.wort.lu/de/lifestyle/eisbaer-knut-hat-ein-eigenes-denkmal-5087d2cae4b09fe6339128dc
The Telegraph (Großbritannien): http://www.telegraph.co.uk/news/picturegalleries/picturesoftheday/9020176/Pictures-of-the-day-17-January-2012.html?image=9
Salzburger Nachrichten (Österreich): http://www.salzburg.com/nachrichten/welt/chronik/sn/artikel/eisbaer-knut-denkmal-in-berlin-enthuellt-33428/
Le Figaro (Frankreich: http://www.lefigaro.fr/flash-actu/2012/10/24/97001-20121024FILWWW00459-l-ours-knut-a-son-memorial.php
Dagbladet (Dänemark): http://dagbladetringskjern.dk/foto/fotogalleri-isbjoernen-knut-har-faaet-sit-egte-mindesmaerke
Het Laatste Nieuws (Belgien): http://www.hln.be/hln/nl/2/Reizen/article/detail/1522746/2012/10/24/IJsbeertje-Knut-heeft-standbeeld-in-Berlijn.dhtml
The Economic Times (Indien): http://economictimes.indiatimes.com/slideshows/day-in-pics/january-17-2012/knut-the-dreamer-by-sculptor-tabachnyk/slideshow/11525926.cms
Le Matin (Schweiz): http://www.lematin.ch/culture/animaux/L-ours-polaire-Knut-a-son-memorial-au-zoo-de-Berlin/story/24063620
Idnes (Tschechien): http://zpravy.idnes.cz/ledni-medved-knut-ma-pomnik-v-zoo-v-berline-fj2-/zahranicni.aspx?c=A121024_191948_zahranicni_brd
acasa (Rumänien): http://casa.acasa.ro/animale-de-companie-288/celebrul-urs-polar-knut-are-o-statuie-la-berlin-173629.html
7sur7 (Belgien): http://www.7sur7.be/7s7/fr/2668/Especes-Menacees/article/detail/1524083/2012/10/26/Une-statue-celebre-l-ours-Knut.dhtml
terra (Sri Lanka): http://www.7sur7.be/7s7/fr/2668/Especes-Menacees/article/detail/1524083/2012/10/26/Une-statue-celebre-l-ours-Knut.dhtml
Webnoviny (Slowakische Republik): http://www.webnoviny.sk/zaujimavosti/clanok/966602-berlinska-zoo-usmrtila-matku-popularneho-medveda-knuta/
Ohtuleht (Estland): http://www.ohtuleht.ee/496608/jaakaru-knut-valati-pronksi
Yaban (Türkei): http://www.yabantv.com/haber/9117-knuta-anit-heykel
Weitere Informationen:
Webpage: http://www.iosif-tabachnik.de/monuments.htm
Deutsches Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Tabachnyk
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Josef_Tabachnyk
Russisches Wikipedia: Memorial for victims of fascism (Zhytomyr)
(http://ru.wikipedia.org/?oldid=62597650)
Memorial for burnt villages (http://ru.wikipedia.org/?oldid=62697267)
Monument for victims of fascism (Novograd-Volynskyi)
(http://ru.wikipedia.org/?oldid=62078573)
Foto oben: Josef Tabachnyk mit seinen Werken (Foto: von Maxim560 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)
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Bild Quelle:
Donnerstag, 07 Juli 2016