Martin Schulz - Hoffnungsträger mit Erfolgsaussicht?

Martin Schulz - Hoffnungsträger mit Erfolgsaussicht?


Wenn die Sonne der Sozialdemokratie sehr tief steht, werfen sogar Zwerge lange Schatten: Das ist die Stunde von Martin Schulz.

Martin Schulz - Hoffnungsträger mit Erfolgsaussicht?

von Ramiro Fulano

 

Fett schwimmt oben, liebe Leserinnen und Leser. Viele Jahre lang hat er als rechte und linke Hand dem trinkfreudigen und demokratisch nicht einmal fadenscheinig legitimierten EU-Präsidenten Jean-Clown, pardon: Jean-Claude Juncker das Glas gehalten. Währenddessen hat die Brüsseler Beamtendiktatur ihre Pleitezone von Portugal über Spanien und Italien bis Griechenland in Grund und Boden „gerettet“ - bis zu 50% Jugendarbeitslosigkeit, eine verlorene Generation (und es wird seit Jahren nicht besser).

 

Doch nun soll Martin Schulz ausgerechnet „Deutschland in Europa“ wieder flottbekommen. Dazu „prädestiniert“ ihn aus Sicht der deutschen Journaille seine Erfahrung als Vorsitzender der Straßburger Puppenkiste (vulgo: EU „Parlament“); so heißt es zumindest im Tal des Schwachsinns zwischen TAZ und Spiegel.

 

Nachdem Herr Schulz das Seine dazu beigetragen hat, die EU in den Ruin zu regieren, als er die Gesetze der Kommission vom EU „Parlament“ abnicken ließ, soll Germany anscheinend in denselben Genuss wie seine Peripherie kommen und von ihm nach Strich und Faden abgewickelt werden. Für die gute Sache, als die sich das eingeborene Bessermenschentum „Europa“ imaginiert. Bitte retten Sie uns nicht, Herr Schulz!

Wer die deutsche Hofberichterstattung verfolgt, könnte den Eindruck erlangen, dass von dem krautigen Sozialdemokraten mit der Ausstrahlung eines mittelständischen Betriebsratsvorsitzenden oder kleinstädtischen Kontaktbereichsbeamten irgendwelche politischen „Impulse“ ausgingen.

 

Aber wer die deutsche Sozialkleptokratie schön länger kennt, weiß, dass sie nur eins im Sinn hat, wenn sie von „Impulsen“ redet: die Erhöhung von Steuern, Sozialabgaben, Umlagen, Abgaben und Gebühren über jedes erträgliche Maß. Wie wusste bereits Lenin so richtig? Man muss die Bourgeoisie zwischen den beiden Mühlsteinen Steuer und Inflation zerreiben – selbstverständlich im Namen der „sozialen Gerechtigkeit“. Nicht wahr, liebe Sozis?

 

Ergo: noch mehr „Mehr Europa“, noch weniger „Demokratie wagen“, mehr Martin Schulz und herzlich willkommen im Arbeitslager der deutschen Sozialdemokratie, liebe Leserinnen und Leser. Wenn es nach den Bundestagswahlen für eine Koalition mit den Ökopathen reicht, wird vielleicht sogar ein Archipel Öko draus. Und dann ist Schluss mit lustig, nicht wahr, Frau Göring-Eckardt?

 

Doch der Wahnsinn hat auch hier Methode. Denn selbstverständlich ist es nicht aus Zufall so gekommen. Erinnern wir uns an die Zeit vor dem Euro: Damals hatte auch in der EU jedes Land seine eigene Währung und konnte sich durch deren Abwertung als Wirtschaftsstandort etwas attraktiver gestalten; Italien hat von dieser Möglichkeit seit dem zweiten Weltkrieg ausgiebig und erfolgreich Gebrauch gemacht.

 

Doch seit der Einheitswährung geht das nicht mehr: Italien darbt seit zwanzig Jahren. Spanien, Portugal und Griechenland sind jenseits von Billiglohnbranchen wie Tourismus und Gastronomie wirtschaftlich nicht mehr existenzfähig und müssen von den Nettobeitragszahlern der Brüsseler Beamtendiktatur alimentiert werden – damit die Risse im Mauerwerk unter der EU-Tapete nicht allzu offensichtlich werden. Die Sozialdemokraten nennen das „Solidarität“ und „soziale Gerechtigkeit“: Leute erst überflüssig machen und dann mit Almosen abspeisen. Nicht wahr, Herr Schulz?

 

Im Ausland ist der Euro inzwischen völlig zurecht und absolut zutreffend als Lohn- und Währungsdumping made in Germany verschrien. Denn natürlich geht der direkte Effizienz-Vergleich zwischen einer Stunde Arbeitszeit in Griechenland und einer Stunde Arbeitszeit in Germany immer zugunsten des zuletzt genannten Standorts aus. Die betriebswirtschaftliche Konsequenz der Standortkonkurrenz vertieft die strukturelle Krise in den Pleitestaaten des Euro-Raums.

 

Aber das war vorher schon klar und höchstwahrscheinlich so gewollt. Denn das ist gut für die deutsche Wirtschaft: Sie schafft sich damit die lästige Konkurrenz vom Hals und züchtet sich ein billiges, williges Arbeitskräftereservoir heran. Und wenn wir mit China konkurrieren wollen, dann sollten wir beim Lebensstandard der Beschäftigten hier in Germany anfangen, nicht wahr, lieber BDI?

 

Der Schaden, den die Einheitswährung in den wirtschaftlich schwächeren Staaten in Ost- und Südeuropa angerichtet hat, ist offensichtlich, wird aber zweckdienlich ignoriert. Er bleibt einer der wesentlichen Gründe, aus denen das Freilandexperiment mit dem Euro nicht nur moralisch gescheitert ist.

 

Denn auch für die einheimischen Arbeitskräfte ist es recht schlecht gelaufen. Die Realeinkommen des in der wirklichen Welt (und nicht bei „Vater Staat“) beschäftigten Personals der VEB Deutschland AG schrumpfen seit Jahren sowohl im Inlands- als auch im Auslandsvergleich.

 

Das sind die Früchte, die die deutsche Wirtschaft aus jahrzehntelanger „Lohnzurückhaltung“ erntet: eine epidemische Altersarmut und Subsistenz auf Hartz-IV-Niveau, dem neuen Maxi-Lohn. Und wer hat das wesentlich mit zu verantworten? Martin Schulz, Lichtgestalt und Hoffnungsträger der deutschen Sozialdemokratie, Friedensfürst und Eurokrat. Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.

 

Aber damit wird es solange weitergehen, bis auch der letzte Sozialdemokrat verstanden hat, dass Vater Staat ihm nicht geben kann, was er ihm nicht vorher weggenommen hat. Und das kann dauern.

 

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Herr Schulz vor dem Hintergrund seiner Ausbildung über die nötigen intellektuellen Fähigkeiten verfügt um zu verstehen, dass er uns die Misere, die er jetzt kurieren möchte, über weite Strecken seiner politischen Laufbahn selbst eingebrockt hat. Aber denken soll Herr Schulz auch nicht – Hauptsache er funktioniert. Dann nützt er der Brüsseler Beamtendiktatur am meisten.

 

Denn es würde sich für die meisten Damen und Herren, die sich in der antidemokratischen Pseudo-Nation „Europa“ an ein weiches, warmes Plätzchen am Futtertrog gebumst haben, wohl einiges ändern, wenn der EU nach dem zweitgrößten auch ihr größter Nettobeitragszahler abhanden ginge. Immerhin lässt „Deutschland in Europa“ sich den Spaß mit der EU rund 350 Millionen Euro pro Woche kosten.

 

Und außerhalb der Politik besteht wahrlich nur wenig Nachfrage nach Politikerinnen und Politikern.

 

PS Kann der Spiegel aus „politischen“ Gründen nicht mehr zwischen einem demokratisch legitimierten US-Präsidenten und einem IS-Terroristen unterscheiden? Will das deutsche Nachrichtenmagazin sich wirklich als journalistischer Kolotomiebeutel auf dem freien Markt der Ansichten und Meinungen positionieren? Zwei rhetorische Fragen, vermutlich.  

 

 

 

Foto: Martin Schulz bei einem Auftritt 2009 (Foto: von Mettmann (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons)


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Montag, 06 Februar 2017