Facebook sperrt Hamed Abdel-Samad

Facebook sperrt Hamed Abdel-Samad


Für diesen Text wurde Hamed Abdel-Samad von Facebook gesperrt:

Facebook sperrt Hamed Abdel-Samad

"Ihr Feiglinge! Viele junge Muslime/Muslimas leben im Westen und genießen die Vorzüge der Freiheit, sie setzen sich aber für diese Freiheit kaum ein. Viele sind gut gebildet und haben einen guten Job, bleiben aber in den Zwängen der Religion und der eigenen Community verhaftet. Ihre Bildung und Engagement stellen sie selten im Dienste der Aufklärung und des Gemeinwesens, sondern eher im Dienste des Islam oder der Parallelgesellschaft. Sie kritisieren die rechte Ideologie, solange sie von Bio-Deutschen kommt, aber wir hören von ihnen kaum Kritik gegen die reaktionären Islamverbände, die nationalistischen Grauen Wölfe oder die patriarchalischen Strukturen in den eigenen Familien. Im Gegenteil, viele von ihnen sind Krawatten-Islamisten, die Erdogan, die Grauen Wölfe und die Muslimbruderschaft unterstützen und das Patriarchat verteidigen. Sie zitieren Kant und Adorno, um die Aufklärung zu relativieren und den Islamismus zu verniedlichen. Sie verlangen Sonderrechte für Muslime in Deutschland, lehnen aber die Minderheitenrechte für Kurden in der Türkei oder für Christen in der arabischen Welt ab. Selbst viele muslimische Intellektuelle und Journalisten sind in diesen Sippen verhaftet und werben ständig um Verständnis für den Islam und die Parallelgesellschaft, statt ihre Leute mit Kritik herauszufordern. Selbst wenn diese Kritik manchmal kommt, ist sie oft leise und relativiert sich nach zwei Sätzen, indem die Debatte in Richtung Kampf gegen Islamophobie driftet.

Migrantenkinder der zweiten und dritten Generationen wissen ganz genau, was schief läuft in der Erziehung und in den Communities, und haben selbst oft darunter gelitten, nehmen aber ihre Leute sippenhaft in Schutz, wenn Kritik von außen kommt. Statt Selbstkritik zu üben, geben sie den Anderen die Schuld für die Misere. Die Frauenhäuser sind voll von entrechteten muslimischen Frauen, aber viele gebildete Muslimas machen eher Kampagnen für das Kopftuch und Burkini. Statt sich vom Joch der patriarchalischen Tradition zu emanzipieren, starten sie Initiativen und Projekte, um einen Propheten, der Frauen als Kriegsbeute nahm und ein sechs-jähriges Mädchen heiratete, als Vorbild für den modernen Menschen zu rehabilitieren!

Ich sage Euch, Ihr seid Feiglinge und Heuchler! Ihr seid keine freien mündigen Bürger, sondern Untertanen Eurer Religion und Eurer Community! Und wenn Ihr genauso vehement gegen die Missstände in Euren eigenen Reihen vorgehen würdet wie gegen Islamkritik, wäre diese Kritik überflüssig! Wenn Ihr mehr Mut zeigen würdet statt Opferhaltung, wäre die Gesellschaft reicher. Wenn Ihr Euch für die Freiheit aller einsetzen würdet, statt nur Sonderbehandlung für Euch zu verlangen, wäre viel gewonnen!"

Hamed Abdel-Samad kann nur mit Personenschützern sein Haus verlassen. Seine Freunde kann er nur geheim treffen. Sein unbeschwertes Leben wurde ihm genommen, weil er die Freiheit der Meinung lebt und den Islam kritisiert. Er lebt unter ständiger Lebensgefahr, weil er Homosexuelle nicht verurteilt, für Frauenrechte streitet, das Kopftuch für Frauen nicht fordert, Juden nicht hasst und den Islam an seinen fundamentalistischen Stellen kritisiert. Das ziehen viele Muslime in Europa als Grund heran, Hamed Abdel-Samad umbringen zu wollen.

Seine wichtigste Waffe im Kampf gegen die Fundamentalisten, die ihn töten wollen, ist das freie Wort und die Möglichkeit, seine Worte zu veröffentlichen.

Das Unternehmen Facebook ist ein Kind unserer aufgeklärten Gesellschaft. Für diese Freiheit sind viele Männer und Frauen gestorben, die für das freie Wort gestritten haben, wie Hamed Abdel-Samad. Ausgerechnet diesem Mann entzog Facebook nun eine seiner wichtigsten Selbstverteidigungswaffen und sperrte ihn.

Es ist nicht das erste Mal, das Hamed Abdel-Samad gesperrt wurde. Vor genau einem Jahr wurde er von Twitter gesperrt. Er kommentierte damals:

„Nachdem ich Bilder und Posts eines algerischen Islamisten veröffentlicht habe, der in seiner Heimat für Gewalt gegen religiöse Minderheiten im Gefängnis war und nun in Deutschland Asyl beantragt, hetzte er und seine Freunde gegen mich im Netz und verlangten meine Seite zu attackieren. Facebook reagierte nicht, Twitter aber wohl. Islamisten werden in Schutz genommen und sie dürfen weiterhin gegen den Westen hetzen, aber Kritiker des Islamismus werden gesperrt. Wir bewegen uns definitiv in die falsche Richtung!“

Hamed Abdel-Samad sieht sich einem Zermürbungskrieg ausgesetzt, bei dem ein Meldemobs in der virtuellen Welt gegen einen Mann vorgeht, der in der realen Welt ständig auf der Flucht ist vor Fundamentalisten, die ihn töten wollen. Ein Meldemob beherrscht die Netzwerke. Heute gilt, bringe nur genug Menschen gegen Dich auf und eine Sperrung wird sehr wahrscheinlich.

Die Art und Weise wie Facebook seine Seiten verwalten, ist ein Angriff auf den liberalen Geist der Individualität, wo der Gedanke der Freiheit und die persönliche Entfaltung zählen und nicht der Mob.

Einige mögen nun einwenden, Hamed Abdel-Samad habe zu viel Kritik geübt. Es gibt aber kein Zuviel an Kritik. Es gibt nur ein Zuviel an Beleidigtsein. Gegen Kritik, die schmerzt, möge sie nun schmerzen, weil sie wahr ist oder schmerzen, weil sie unwahr ist, hilft nicht mehr hinhören als Sofortmaßnahme und Gegenrede als zivilisierte Form der Verteidigung. Eine Rede jedoch zu verbieten, weil man glaubt, sie könne Gewalt befördern, ist ein Präventivschlag. Ein solcher Schlag sollte, wenn überhaupt, nur in ganz engen Grenzen gestattet sein, nämlich wenn ein physischer Angriff sicher und unmittelbar bevorsteht. Niemand aber ist in Gefahr, weil Hamed Abdel-Samad redet. Hamed Abdel-Samad aber ist in Gefahr, weil er redet!

Im Jahr 2016 wurde Abdel-Samad angezeigt und von der Berliner Staatsanwaltschaft verhört, weil er Mohamed als „Massenmörder und krankhaften Tyrann“ bezeichnet hatte. Das Verhör war ein eklatanter Verstoß gegen die Meinungsfreiheit und ich schäme mich, in einem Land zu leben, wo es Gesetze gibt, die so ein Verhör ermöglicht haben. Hamed Abdel-Samad schrieb damals:

„Wie kann man eigentlich Volksverhetzung messen? Zählt man die Köpfe, die wegen meines Buches abgetrennt wurden, kommt man auf die Zahl Null. Auch wurden deshalb keine Menschen vertrieben oder von ihrer Arbeit entlassen. Wie viele Menschen sind aber seit dem Erscheinen meines Buches im Namen von Mohamed und dem Koran getötet worden?

Wie viele Menschen wurden vertrieben, versklavt oder vergewaltigt? Wer soll wen eigentlich anklagen? Islamkritiker in der islamischen Welt müssen mit Todesstrafe, Gefängnis oder Auspeitschung rechnen. Auch in Europa werden sie von radikalen Islamisten bedroht. Für Politiker sind sie unerwünscht oder mindestens ‚nicht hilfreich‘. Von Linken und Dialog-Profis werden sie schikaniert, diffamiert und kritisiert. Dass auch die deutsche Justiz sich an dieser Sanktionierung beteiligt, ist für mich ein Skandal!“

Auf die Frage, ob Hamed Abdel-Samad die Konfrontation suche, sagt er:

„Nein, ich suche das Gespräch und daraus wird eine Konfrontation. Hab ich irgendjemanden beleidigt? Habe ich irgendjemanden angeschrieen? Nein! Die Leute kommen auf mich zu und schreien.“

Hamed Abdel-Samad beleidigt und provoziert nicht. Menschen fühlen sich durch Hamed Abdel-Samed beleidigt. Deshalb aber seine Worte zu sperren, ist genauso falsch wie eine vergewaltigte Frau zu kriminalisieren, weil sie einen zu kurzen Rock getragen haben soll.

Der Mantel des Schweigens ist für die Redefreiheit das, was der Schleier und das Kopftuch für die Rechte der Frau ist. Jede Frau darf selbst entscheiden, ob sie einen Schleier tragen möchte und jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob und zu was er schweigen und reden will. Es darf keinen Zwang geben, weder für den Schleier noch für den Mantel des Schweigens!

Hamed Abdel-Samad ist ein anständiger Mensch der Aufklärung. Er macht auf Missstände aufmerksam und zeigt mit dem Finger auf den Sumpf, aus dem immer wieder Blasen des Hasses aufsteigen. Er gibt einfach nicht auf, auch wenn es manchmal weh tut und er unter Tränen erklärt (Ab Minute 49:30):

 

„Ich mag Orte, wo Menschen mit dem Herzen dabei sind, auch wenn ich nicht mehr religiös bin, aber ich mag sehnsuchtgeladene Orte, wo die Menschen weinen, wo die Menschen ihre Sehnsüchte aussprechen. Das Letzte, was ich will, ist letzten Endes Gefühle von irgendjemanden zu verletzen, ich meine, dass er sagt, ich hätte dann …“

Hier überkamen ihm die Gefühle. Er weinte.

„Wenn ich jedes Mal immer darauf achten muss, dass der oder der oder die verletzt sein könnte oder das wäre zu viel, hör da auf, das ist eine Selbstzensur, die sehr gefährlich ist für einen Schriftsteller. Ein Schriftsteller lebt davon, dass er einfach seine Meinung sagt und sich darauf verletzt, dass die Anderen …“

Hier überkamen ihm erneut die Tränen.

„Glaubst Du, dass ich das aus Spaß mache. Glaubst du, dass ich so leben will?“

Lieber Hamed Abdel-Samad,

Du kämpfst für mich. Du kämpfst für uns. Du bezahlst einen hohen Preis dafür. Ich glaube nicht an Helden, aber ich glaube an heldenhafte Taten. Du vollbringst sie jeden Tag. Danke dafür, vielen, vielen Dank! Und den Damen und Herren bei Facebook sei gesagt: Schämt Euch!

 

Gerd Buurmann / Tapfer im Nirgendwo


Autor: Gerd Buurmann
Bild Quelle:


Donnerstag, 29 November 2018

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