Ich bin ein Schmuddelkind!

Ich bin ein Schmuddelkind!


Schmuddelkinder sind ärmer als die Elite. Ihr Umgangston ist rauer als in den guten Stuben. Ich bin ein Schmuddelkind.

Ich bin ein Schmuddelkind!

Von Gerd Buurmann

Wenn etablierte Medien etwas berichten, das falsch ist, wenn öffentlich-rechtliche Sender ihre Sicht der Dinge senden, wenn hoch dotierte Journalisten wie Claas Relotius Geschichten, Zahlen und Geschehnisse erfinden, kann ich noch so sehr mit Bildern, Fakten und Berichten vom Ort des Geschehens kommen, um zu zeigen, dass da etwas nicht stimmt, als Blogger bin ich stets das Schmuddelkind, dem nicht zu trauen ist; und das ist auch gut so. Kritische Geister vertrauen nicht einfach so. Sie trauen sich vielmehr, ihren eigenen Verstand zu nutzen. Kritik macht uns besser. Die Frage ist allerdings, wer misstraut den etablierten Medien und wie gehen diese Medien mit dem Misstrauen um?

Tapfer im Nirgendwo hat nicht so viel Geld wie der WDR. Der Ton auf meinem Blog ist nachweislich gossenhafter als bei der WDR Lokalzeit. Das heißt aber nicht, dass ich, Gerd Buurmann, nicht mit der selben Hingabe und der selben Menschlichkeit am Werk bin, wie eine öffentlich-rechtliche Redaktion, die auch nicht mehr oder weniger objektiv ist als ich. Wir sind alle Menschen, mit der Ausnahme, dass ich niemanden zwinge, meine Werke zu kaufen. Der WDR schon!

Ich berichte mal über eine typische Situation, in die ich geriet, nachdem ich es gewagt hatte, dem WDR Fake News vorzuwerfen. Kurz nach der Demonstration „Nicht mit uns! Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror“ auf dem Kölner Heumarkt am 17. Juni 2017 schrieb ich unter dem Titel „Ohne Worte“:

„Heute fand in Köln die Demonstration der Muslime gegen islamischen Terror statt. Erwartet wurden 10.000 Menschen. Es kamen weniger als 1.000!“

Die Zahl hatte ich ermittelt, da ich selbst vor Ort gewesen war und gezählt hatte, was aufgrund der geringen Anzahl von Demonstranten problemlos möglich war und weil ich in Anwesenheit von Henryk M. Broder bei der Polizei nachgefragt hatte, die vor Ort allerdings noch eine kleinere Menge angab. In späteren und offiziellen Angaben sprach die Polizei dann von 1.000 Teilnehmern zu Spitzenzeiten. Die Tagesschau sprach jedoch von über 2.000 Menschen und der WDR sah sogar über 3.000 Menschen.

Ich stellte daraufhin in meinem Artikel „Handwerkliche Mängel“ die Frage:

„Wer zählt da eigentlich bei der ARD? Donald Trump? Ich finde das Erfinden von Menschenmassen und „alternative Fakten“ bei Donald Trump ebenso albern wie bei Lamya Kaddor. Sie offenkundig nicht. Schade. Darf ich ab sofort auch 7,50 Euro Rundfunkgebühren monatlich bezahlen und behaupten, es wären 17,50 Euro gewesen?“

Daraufhin erhielt ich einige geschmacklose Vorwürfe wie diese:

„Herr B., die AfD hat bestimmt noch einige Mitarbeiterposten für Sie frei – oder auch die Neonazi-Vereinigung „Identitäre Bewegung“ für Marktschreier wie Sie. Na, Interesse?“

„Polizeiangaben sind um 3.500. Du hättest auch ordentlich recherchieren können. Aber offenbar ist Dir Propaganda wichtiger.“

Die Polizei hatte eine solche Angabe nie gemacht. Die Veranstalter hatten lediglich behauptet, die Polizei hätte das gesagt. Als ich daher erwiderte, ich sei vor Ort gewesen und könne belegen, dass die Zahl falsch sei, kam die Antwort:

„Tja, ich wohne ein paar hundert Kilometer weg und muß mich auf offizielle Zahlen verlassen.“

Die offiziellen Zahlen kamen vom WDR und von der Tagesschau. Sie waren falsch, sorgten aber dafür, dass meine Aussagen als Lügen, Propaganda und Neonazigerede bezeichnet wurden.

Das passiert, wenn öffentlich-rechtliche Medien unsauber arbeiten, aber die Zahlung erzwingen mit der Behauptung, nur so könnten Sie objektiv sein und Fehler vermeiden. In diesem Fall waren sie es nicht. Sie machten einen Fehler. Ich aber musste mir die Beleidigungen gefallen lassen.

Als Schmuddelkind hat man es schwer, gegen die angeblich sauberen Männer und Frauen zu bestehen und ihren Schmutz zu kritisieren. Dabei sind diese Männer und Frauen gar nicht sauberer. Sie sind nur extremer parfümiert und zwar mit Düften, die finanziert wurden von allen Menschen, die eine Nase haben und aufgrund dieser Nase zu der Entrichtung von Gebühren gezwungen wurden, angeblich, damit es weniger stinkt. Wie sehr es dennoch unter dem Parfüm stinken kann, zeigt die lange Liste der journalistischen Fehlleistungen, die ich in dem Artikel „Ich klage an!“ gesammelt habe. Und in dieser Liste gehe ich nur auf die Fehler bei der Berichterstattung über Israel ein.

Viele Fehler, die in meinem Artikel „Ich klage an!“ angesprochen werden, mussten von den Verantwortlichen korrigiert werden. Oft, weil ich über diese Fehler berichtet und hartnäckig bei den Redaktionen nachgefragt hatte. Hätte mein Blog einige diese Fehler nicht so konsequent thematisiert, wären sie vielleicht mit ihren Lügen davongekommen, so wie der WDR vielleicht auch nie die herausragende TV-Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“ gesendet hätte, hätte ich nicht konsequent aus meiner Gosse Tapfer im Nirgendwo geschrieben.

Ich bin ein Schmuddelkind und als solches gelte ich als polemisch, undifferenziert und einseitig. Diese Vorwürfe verletzen mich jedoch nicht. Menschen tendieren nämlich dazu, jene als polemisch, undifferenziert und einseitig zu bezeichnen, deren Meinung sie nicht teilen. Ihnen werfen sie vor, die Themen zu verflachen. Es fällt Menschen leicht, mit jenen zu kommunizieren, die die Dinge ähnlich sehen. Diese halten sie für intelligent und sympathisch. Schwieriger wird es, wenn Menschen sich uneinig sind, dann heißt es gleich, man sei nicht objektiv.

Es gibt keine objektive Berichterstattung! Jede Nachricht ist zugleich auch Meinung!

Jede Nachricht ist allein schon deshalb Meinung, weil vorher entscheiden wurde, über dieses Ereignis zu berichten, während andere Ereignisse unter den Tisch gefallen sind. Nehmen wir nur mal die Tagesschau. Sie hat ganze fünfzehn Minuten, um die Nachrichten der Welt für ein deutsches Publikum zu präsentieren. Wer die Weltgeschehnisse mit Schwerpunkt auf Deutschland und Fussball auf 15 Minuten zusammenstaucht, kann unter keinen Umständen objektiv sein. Die verschiedenen Tageszeitungen in Deutschland beweisen, wie unterschiedlich der Blick auf die Welt ausfallen kann. Objektivität ist bestenfalls die Summe aller subjektiv berichtenden Medien.

Es gibt keine Neutralität. Jedes Buch, jeder Verlag, jeder Blog, jeder Sender wird von Interessen geleitet. Auch die Tagesschau ist subjektiv! Sie wird von Menschen gemacht. Menschen haben Meinungen, Einstellungen und Interessen. Die eigene Subjektivität zu dementieren, ist verlogen. Objektivität ist ein Mythos!

Ich habe daher wenig Angst vor Leuten, die ihre Interessen offen artikulieren, sondern vor jenen, die behaupten objektiv, differenziert und neutral zu sein. Sie erinnern mich an Fundamentalisten, die behaupten, Gott verstanden zu haben. Sie begegnen allen anderen Menschen mit einer unsäglichen Überheblichkeit. Kritik ist für sie sofort Polemik und ein Witz eine unentschuldbare Beleidigung. Manchmal rufen sie zum Wohl des Volkes sogar zur Zensur. Dabei ist eine Institution, die Zensur üben darf, noch gefährlicher als ein Rassist, der menschenverachtende Parolen brüllt.

Eine Millionen Menschen, die ihre fehlerhaften Ansichten verbreiten, sind deutlich ungefährlicher als ein Mensch, der seine fehlerhaften Ansichten mit privilegierter Technologie herausbrüllt und eine Millionen Menschen hören schweigend zu. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind solche Schreihälse. Jedes Medium, sei es nun ein Blog oder eine Sendeanstalt, ist fehlerhaft. Warum bekommen daher einige Menschen in Deutschland Megaphone aus öffentlicher Hand gestellt?

Wer behauptet, objektiv zu sein, formuliert einen Machtanspruch. Nur Subjektivität ist Freiheit! Aufklärung bedeutet, sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines Dritten zu bedienen und sich mündig aus den Angeboten der Subjekte ein eigenes Bild zu machen. So wie einst der Buchdruck die Menschen aufforderte, nicht mehr blind der Kirche und dem Kaiser zu vertrauen, so müssen wir heute lernen, nicht mehr blind der Tagesschau, CNN, dem Spiegel und der Welt zu vertrauen.

In der Zeit vor dem Internet waren die Menschen nicht besser informiert. Es gab einfach nur viel mehr Menschen, die über die selbe Sache informiert waren. Was das Tagesthema war, entschied vor dreißig Jahren in Deutschland noch die ARD mit der Tagesschau und die BILD. Heute aber ist das anders. Das Internet hat dafür gesorgt, dass Millionen Menschen eine Informations-Unabhängigkeit erklärt haben. Das bedeutet natürlich auch, dass es unübersichtlicher geworden ist. Wer früher eine Meinung hatte und wollte, dass sie gehört wird, musste einen Brief schreiben und dann eine Hose anziehen, rausgehen, den Brief versenden und darauf hoffen, der Brief möge eine Plattform finden. Heute können wir in Unterhose im Bett an unserem iPad sitzen und unsere Gedanken in die Welt gießen. So wie ich es gerade mache.

Wir werden uns fremder werden, weil es kein großes Lagerfeuer am Samstag Abend mehr gibt, wo die ganze Nation nach der Tagesschau zusammenkommt, um zu erkennen, dass Gottschalk der große Einheitsspender ist, auf den sich alle irgendwie einigen können. Dafür aber wird unsere Welt bunter werden, individueller und abenteuerlicher. Ja, dabei wird auch gelogen. Das passiert halt in einer Demokratie.

In einem Königreich muss man einen König schmieren, um was zu erreichen, aber in der Demokratie muss man viele Bürgerinnen und Bürger überzeugen. Darum können Könige und Diktatoren auch atemberaubend schnell bauen, während in Demokratien Flughäfen, Philharmonien und Bahnhöfe ewig dauern. Jeder redet halt mit und keiner hat die Macht allein in seinen Händen, auch nicht, wenn er Recht hat!

Natürlich birgt das Internet auch Gefahren, aber auch der Buchdruck brachte Katastrophen mit sich. Die erste Hochphase der Zensur kam mit der Erfindung des Buchdrucks. Pessimisten sahen in dem Buchdruck nämlich damals das Ende der Welt nah und beklagten sich über einen Verlust des guten Anstands. Der Buchdruck, so raunten die Kritiker, würde das Gewöhnliche, Ordinäre und Schundhafte fördern und so war es auch. Mit dem Buchdruck erlebte die gossenhafte, polemische und pornografische Literatur einen Aufschwung, wie ein paar Jahrhunderte später durch das Internet.

Der Buchdruck machte zudem den Beruf des Kopisten überflüssig. Vor dem Buchdruck vervielfältigten Kopisten in Handarbeit Schriften. Sie waren überwiegend Mönche. Mit der Erfindung des Buchdrucks verlor die Kirche diesen großen Herrschaftsanspruch über die Verbreitung von Wissen. Die Kirche wehrte sich daher verständlicherweise und unkte, mit dem Buchdruck verschwimme die Grenze zwischen relevantem und unnützen Wissen.

So wie die kirchlichen Kopisten damals in dem Buchdruck das Ende des anständigen Wissens sahen, so gerieren sich heute die großen Medienkonzerne und die staatlich geförderte Fernsehsender bei dem Internet als die Bewahrer des sittlichen, guten, anständigen Journalismus‘. Oft haben sie dabei nichts als Verachtung übrig für die Schmuddelkinder vom Internet und malen Horrorbilder an die Wand, indem sie behaupten, mit den neuen Medien würde alles viel schlechter werden.

Dank des Internets prallen jetzt deutlich mehr Subjekte unkontrolliert aufeinander. Das können wir beklagen, aber es wird sich nicht ändern. Als der Mensch das Feuer für sich entdeckte, ging dadurch auch viel in Flammen auf und Schaden wurde angerichtet, aber dennoch emanzipierte das Feuer den Menschen und daher lernte er, mit der Gefahr umzugehen.

Martin Luther konnte Dank des Buchdrucks nicht nur seine Thesen der Reformation vervielfältigen, sondern auch seine judenfeindlichen Traktate. Genauso werden judenfeindliche Schriften heute massenhaft im Internet geteilt. Dank des Buchdrucks und des Internets bekamen nicht nur viel mehr Menschen Zugang zu Bildung, es konnten auch mehr Menschen ihre Meinung veröffentlichen und zwar unabhängig vom Inhalt. Der Buchdruck presste den Judenhass in den Mainstream, so wie heute das Internet.

Das Internet stellt uns vor ganz neue Herausforderungen. Die Erfindung ist jedoch da. Sie wird uns nicht mehr verlassen. Die Frage ist daher, wie gehen wir mir den neuen Gefahren um? Ein Verbot wird nichts bringen! Stattdessen sollten wir dem freien Markt der freien Gedanken vertrauen. Der stinkende Prophet auf der Orangenkiste in der dunklen Ecke des Marktplatzes entlarvt sich selbst. Internetseiten zu löschen, im Glauben, man würde dadurch etwas verhindern, ist so produktiv, wie Bücher zu verbrennen. Die Gedanken sind frei!

Wir sind alle subjektiv und einseitig, allein schon deshalb, weil es immer die Anderen geben wird und keine Aussage ohne Gegenteil ist.

Ein WDR-Redakteur sagte einst, er sei stolz, dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ein so hohes Vertrauen genießen. Es sei froh, dass die Bürgerinnen und Bürger an die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten glaubten. Vertrauen und Glauben sind jedoch höchst religiöse Prinzipien. An Wissen und Information soll man jedoch nicht glauben. Der Motor der Wissenschaft ist nicht Glauben sondern Zweifel. Ein Medium, an das man glauben können soll und das auch noch vorgibt, das Gewandt der Objektivität zu tragen, obwohl es nackt ist, sollte uns alle beunruhigen.

Objektivität ist nicht etwas, das mit Zwang und staatlicher Gewalt geschaffen werden kann. Der Staat kann Objektivität nicht schaffen, sondern nur schützen, indem er als Hüter der Grundrechte aller auftritt. So schwer es auch fällt, der Staat muss das Recht auf freie Meinung verteidigen, auch wenn die Meinung nicht allen Bürgerinnen und Bürgern gefällt.

Es ist nicht klug, Medien blind zu vertrauen. Alle haben eine Agenda! Ich habe auch Interessen und ich verheimliche sie nicht. Jeder weiß, wo ich stehe. Ich bin ein Schmuddelkind.

 

Tapfer im Nirgendwo


Autor: Gerd Buurmann
Bild Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-81192-0004 / Heilig, Eugen / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]


Montag, 24 Dezember 2018

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