Die unheimliche Macht der Juden

Die unheimliche Macht der Juden


Ein neuer „Spiegel“-Artikel im „Stürmer“-Stil bedient die antisemitische Wahnvorstellung von der jüdischen Weltverschwörung

Die unheimliche Macht der Juden

Von Dr. Rafael Korenzecher

Wir haben es noch nicht geschafft, uns von dem kübelweisen Unrat zu erholen, den eine Sendung des Ersten Programms des öffentlich-rechtlichen Gesinnungssenders ARD über Israel und den vermeintlichen Umgang seiner Rechtsprechung mit den von den Juden ach so schrecklich entrechteten arabischen Judenmördern und Terroristen vor wenigen Tagen verbreitet hat.

Noch haftet uns die „Süddeutsche Zeitung“ bestens im Gedächtnis, die ihre Leser mit hübschen antisemitischen Karikaturen bedient, indem sie einmal Facebook-Zuckerberg als Datenkrake mit Schläfenlocken die gesamte Welt umspannen und sich einverleiben lässt, ein anderes Mal ein als jüdischer „Stürmer“-Prototyp mit dicken Lippen und abstehenden Ohren karikierter Netanyahu die Welt mit einer zionistischen Rakete bedroht oder ein hässlicher jüdischer Moloch sich ans Verspeisen der Weltkarte macht. Israel-Dämonisierung sowie einseitige Berichts-Ausblendung islamischer Mordattacken auf Israel und die Juden, Schuldumkehr und Bagatellisierung der Raketen und Feuer-Angriffe auf Israel aus Gaza gehören zum festen, unentwegt bemühten Repertoire unserer 68er-durchseelten Mainstream-Medien.

Dass auch der „Spiegel“ seit langem ganz offensichtliche erhebliche Probleme mit allen Gruppen und Initiativen hat, die sich gegen eine einseitige links-ideologische Dauerverurteilung Israels stellen, ist aus seiner einseitigen Berichterstattung gegen Israel sattsam bekannt.

Nun hat er sich aber ganz im Sinne unserer etablierten linken und Islam-affinen politischen Zeitgeistes selbst übertroffen und uns ganz besonderes Juden-feindliches Déja-Vue Erlebnis verschafft und uns ohne jeden Beweis mit Andeutungen und Sachverdrehungen vor der Unterwanderung und Übernahme des Bundestages und wichtiger Teile seiner Mitglieder durch eine vermeintlich von der Regierung Israels oder sogar dem Mossad gesteuerte jüdische Lobby gewarnt, die hinterhältig mit Bestechung, Geld, Einladungen, tollen Reisen nach Israel zur Gehirnwäsche in die Höhle des Löwen und allerlei anderen unsauberen Tricks die MdB’s und die deutsche Nahost-Politik auf ihren Kurs ausrichtet.

„Lobbyismus im Bundestag: So steuern zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik“ lautete die erste, später klammheilig etwas modifizierte Spiegel-Aussage . „Ein deutsch-jüdischer und ein proisraelischer Verein haben im Bundestag ein enges Netzwerk gespannt – mit fragwürdigen Methoden.“

Da ist sie wieder die alte abgehalfterte judenfeindliche Schmiererei eines Julius Streicher von der jüdischen Weltverschwörung und der Allmacht der Juden.

Das ist quasi auch ein kaum verhohlener Aufruf des "Spiegel" dem vermeintlichen jüdischen Unwesen in diesem Lande endlich wieder Einhalt zu gebieten. Geschichtliche Belastung hin oder her, die ewige Gängelei mit der Holocaust-Keule greift nicht mehr. Der Spiegel hat soeben die Schonzeit für die jüdische Minderheit - so es denn überhaupt noch eine in diesem Lande gab -- für beendet erklärt und die Jagdsaison auf Juden eröffnet.

Dabei sollte besonders meinen jüdischen Kritikern endlich klar werden. Der Spiegel steht nicht im Verdacht ein rechtes Blatt oder ein Protagonist der neuen Opposition zu sein.

Sowohl die vor einigen Tagen apostrophierte infame antisemitische ARD-Sendung als auch diese hier thematisierte üble Hetze des Spiegels gegen engagierte, gesetzestreue, an die demokratischen Werte unserer Nachkriegsrepublik glaubende, fest auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Werte stehende und von der Integrität und Urteilskraft unserer politischen Repräsentanten nach meinem Geschmack und politischen Erleben sogar zu sehr überzeugte wertvolle jüdische Mitglieder unserer Gesellschaft ist kein widerliches Exsudat ewig gestriger rechter Neo-Glatzen oder der neuen Opposition. Das ist ein ganz und gar nicht überraschendes repräsentatives Meinungs-Produkt der deutlich nach links gedrifteten etablierten politischen Führung samt der in Klima-verliebten Einklang damit stehenden Gesinnungs-verwandten Mainstream-Medien und keinesfalls nur die des Spiegels.

Dabei wurde die seit jeher ebenso wie die Brunnenvergiftungslüge oder das den Juden angedichtete Verschulden an Pest und Cholera die perfide verbreitete Fama von der Macht der Juden in der Diaspora sowohl in der Vergangenheit als auch heute mehr als widerlegt -- zu meinem persönlichen Bedauern möchte ich fast sagen.

Wären die Juden wirklich derart mächtig wie es uns jetzt wieder die Antisemiten -- diesmal von links -- suggerieren wollen, wären ihnen all die Jahrhunderte mörderischer Verfolgung und die schreckliche Tragödie der Shoah des letzten Jahrhunderts erspart geblieben.

Das Erdulden von Leid ist ganz gewiss kein Zeichen von Macht oder Stärke. Die Antisemiten jeder Couleur haben sich in der Geschichte so sehr an die Schwäche der Juden und die Dominanz der Judenfeinde gewöhnt, dass sie es den Juden bis heute schon als Machtmissbrauch verübeln, wenn diese nur versuchen in einiger Normalität und ohne Verfolgungsangst zu leben.

Das zeigt sich nicht nur an den lediglich die überwiegende Stimmungslage dieses Landes wiedergebenden haarsträubenden Verdächtigungen gegenüber den hier diffamierten jüdischen Vereinen. Das zeigt sich vor allem täglich und weltweit an den ubiquitären Anfeindungen des erfolgreichen, starken und wehrhaften demokratischen Staates Israel.

„You like me as a loser, baby ---- but now you are afraid that I might win“ intoniert der verstorbene große jüdische Liedermacher Leonard Cohen und recht hat er. Nie werden es die Judenfeinde den Juden und ihrem Staat verzeihen, wenn sie die Opferrolle verlassen. Wäre Israel ein failed state und ein Unrechtsregime wie die meisten seiner islamischen Nachbarn oder ginge es den Menschen dort zumindest schlecht, wäre die allgemeine Freude groß und gäbe es keine Verurteilungen in der UNO, nicht einmal die üblichen Dämonisierungen durch unsere Medien und unser politisches Establishment.

Und genau hier liegt bei aller persönlichen Integrität und Aufrichtigkeit der tragische Irrtum der Naffo und der Adler’schen Werteinitiative.

Weder haben sie die fortschreitende Verunmöglichung eines würdigen jüdischen Lebens in unserem Lande verhindern noch die unsägliche Islam-Anbiederungs oder gar die gefährliche Iran-Politik oder die Dämonisierung der israelischen Rechte auf ihr eigenes Land und ihre ungeteilte Hauptstadt trotz größter, ehrenwertester und aufrichtigster Bemühungen und auch nur im Ansatz aufhalten können.

Kein Antechambrieren und kein noch so großzügiges, sich selbst verbiegendes Gewähren eines jüdischen Alibis für das hässliche Treiben unserer Politik und deren Exegeten sowie die Wahlhilfe gegen die neue Opposition konnten sie schützen und den jüdischen Menschen oder dem Staat Israel zu einem Umbesinnen unserer Politik verhelfen. Schlimmer noch, schon ein halbherziger, vor allem der eigenen Reputation der hiesigen politischen Führung dienlicher Viertel-Verzicht auf „Kauft-nicht-bei-Juden- Ausgrenzungen der BDS Bewegung reichte, um sie zum Abschuss für eine gemeinsam mit dem Spiegel groß angelegte Verleumdungs- und Diffamierungs-Kampagne nicht geringer Teile unsere etablierten Politik freizugeben und ihr ehrliches Engagement in böser Absicht für die Mehrung antisemitischer und Israel-feindlicher Sentimente zu missbrauchen.

Jüdisches Appeasement und Unterstützung gegenüber dem in seiner Juden verachtenden Politik festgefahrenen politischen Establishment wird sich auch diesmal wieder nicht für das berechtigte jüdische Interesse auszahlen. Gegen die vorsätzlich böse Absicht der verleumderischen Diffamierung helfen schon gar nicht die bewusst von den Verleumdern sogar noch als belastende Rechtfertigungdversuche missgedeuteten berechtigten Erklärungen des Faktenchecks der Werteinitiative. Der giftige Verleumdungsstachel hat die Zielgruppe bereits erreicht und tut seine Wirkung.

Die „Jüdische Rundschau“, die „Evrejskaja Panorama“ und der Verfasser werden diesen Weg nicht gehen.

 

Dr. Rafael Korenzecher ist Herausgeber der Jüdischen Rundschau und Mitglied des Koordinierungsrates deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus.

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Autor: Dr. Rafael Korenzech
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Montag, 15 Juli 2019