Antiisraelische Aktivisten mobben jüdische DIA-Vorsitzende

Antiisraelische Aktivisten mobben jüdische DIA-Vorsitzende


Simone Schermann vom DIA wird für Solidarität mit Israel angegriffen

Antiisraelische Aktivisten mobben jüdische DIA-Vorsitzende

Von Albrecht Künstle

Darf eine Jüdin sich zu Israel bekennen? Auch eine deutsche Jüdin in unserem Land? Darf sie für Israel eintreten, wenn das auch andere tun, z.B. Michael Stürzenberger Pax Europa? Dürfen diese auch dann Flagge zeigen für Israel, obwohl unsere Muslime jenes Land und Juden hier nicht nur verbal attackieren? Und darf sie schließlich selbst dann für Israel sein, wenn das auch die AfD tut? Das sind Fragen, die die Welt bewegen, zumindest das südbadische Lahr. Diese Fragen werden dort von einigen infrage gestellt bzw. verneint. Breitgetreten durch die Lokalpresse, die eigentlich souveräner auftreten könnte, weil die Badische Zeitung dort keine Monopolstellung hat.

Schon dass es jemand öffentlich wagt, vor den Gefahren des politischen Islam zu warnen, wird als „Rechtspopulismus“ gebrandmarkt – die rhetorische Allzweckwaffe derer, denen politisch nichts anderes mehr einfällt. Aber OK, die Verwendung dieses Kampfbegriffs ist „in“, es wird überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht. Auch die Wiederholung der Behauptung, dass jemand wegen Volksverhetzung verurteilt sei, scheint keine Verleumdung zu sein. Rechtskräftig ist noch keines der Stürzenberger-Urteile in Deutschland. Und die örtliche Presse berichtete mehrfach, dass gegen die Info-Veranstaltung demonstriert wurde. „Friedlich“, wie herausgestellt wird – als ob die eigentliche Veranstaltung unfriedlich war. Schon daran ist die unerträglich gewordene tendenziöse Stimmungsmache zu erkennen.

Nun aber zur eigentlichen Sache: Die Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises DIA südlicher Oberrhein, Simone Schermann, wagte es, auf der Seite von Pax Europa BPE zu stehen und mit einer israelischen Fahne das Wort zu ergreifen. Die Vorsitzende ist Jüdin, aber erst seit ein paar Monaten, 20 Jahre lang war das Amt in „deutscher Hand“ – wobei auch sie Deutsche ist. Und weil sie verständlicher Weise die Solidarität mit lebenden Juden und Israel einfordert, gerät sie ins Kreuzfeuer von ehemaligen Akteuren des DIA. Obwohl diese ausgetreten und daher auch keine Mitglieder mehr sind, fordern sie den Rücktritt der neuen Vorsitzenden – als ob sie in dem Verein noch etwas zu melden hätten. Und die Zeitungen weiden den Zwist genüsslich aus und bieten den Gegnern der Jüdin ein breites Forum. Eine Zeitung beschreibt sogar, wie man sie mithilfe der Satzung los werden kann. Wie war das noch mal mit dem Antisemitismus in Deutschland?

Genauso schlimm ist, dass nun auch der zweite Vorsitzende Robert Krais im Kreuzfeuer der Widersacher steht. Ihm wird vorgeworfen, loyal zur Vorsitzenden zu sein – und mit ihr eher auf der Seite Israels steht. Aber der Verein trägt eigentlich Israel in seinem Namen, und nicht etwa Palästina oder sonst was. Was man dazu noch wissen sollte: Robert Krais war, selbst als Sportler, einer der Auserwählten bei der Olympiade 1972 in München, der die israelischen Gäste betreute. Aber nur wenige Tage, denn elf der israelischen Olympioniken fielen dem schrecklichen Attentat durch Palästinenser zum Opfer, alle wurden als Geiseln ermordet. Und von einem so geprägten Mann verlangt man, nur halbherzig zu Israel zu stehen?

Gut, man darf die Gegner Israels nicht alle in einen Sack stecken. Heute reißen sie z.B. Mitsportlern in einem Freiburger Fitness-Center die Kippa vom Kopf mit dem Schlachtruf „freies Palästina“ (auf englisch). Das scheint im weltoffenen Freiburg Mehrheitsmeinung zu sein. Frau Schermann wohnt ebenfalls in Freiburg. Welch Glück, dass sie nicht in Versuchung kommt, aus Solidarität mit dem betroffenen jungen Juden auch nur vorübergehend eine Kippa zu tragen; was muslimischen Antisemiten ein Ärgernis ist, denn ohne Kippa sind jüdische Frauen nicht von „normalen“ Frauen zu unterscheiden.

Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, dass Juden in Deutschland Solidarität mit Israel bekunden dürfen. Jedenfalls dann nicht, wenn sie das zusammen mit anderen Gleichgesinnten tun. Aber Israel gilt auch heute noch, vielleicht sogar verstärkt, als letzte Zufluchtstätte für Juden. Auch Frau Schermann dachte schon laut über den Tag X nach. Übrigens ist die Flucht nach Israel den Gegnern der Aufklärer über den politischen Islam und den islamischen Antisemitismus egal. Jedenfalls war das die Antwort einer Gegendemonstrantin in Lahr, es sei ihr egal, dass in den letzten Jahren 100.000 Juden aus Frankreich nach Israel geflohen sind, weil in unserem Nachbarland der importierte Antisemitismus noch unverblümter zu Tage tritt als bei uns.


Autor: Albrecht Künzle
Bild Quelle:


Sonntag, 10 November 2019