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Die Wunderkammer der deutschen Sprache

Die Wunderkammer der deutschen Sprache


Gleich zu Anfang muss ich es loswerden: ein tolles Buch, eine Wunderkammer! Die 320 Seiten vergehen wie im Fluge. Hier stecken geballte Phantasie und unendliches Wissen. Den Herausgebern meinen unendlichen Dank!

Die Wunderkammer der deutschen Sprache

Von Dr. Nathan Warszawski

DIE WUNDERKAMMER DER DEUTSCHEN SPRACHE: Ein Füllhorn
von Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer (Herausgeber)
Schön gebundenes Buch
Verlag Das Kulturelle Gedächtnis September 2019
ISBN-13: 978-3946990314
28 €    320 Seiten

In diesem Buch wird behandelt, was interessant und wichtig für die deutsche Sprache ist. Nichts ist uninteressant oder unwichtig. Kostproben:

Was versteht man unter „Asphaltbeleidiger“ in Sankt Pauli bei Nacht? Richtig: schlechte Schuhe! Doch dieser Jargon stirbt langsam aus. Die Kuchentante (nichtsnutzige Frau) sucht einen Matratzensolisten (Junggesellen), der eine Trettorgel (Fahrrad) und einen Miefverteiler (Ventilator) besitzt.

Wenden wir uns den Schnadelhüpfeln zu, vierzeiligen Kurzgesängen, die die anstrengende Arbeit auf dem Lande angenehmer gestalten:

Geh naus aus da Kammer,
geh weg von meim Bett,
du könnst mir was machen,
was Händ und Füaß hätt.

Zu den Worten, die sich nicht durchgesetzt haben, gehört leider der „Meuchelpuffer“. „Pistole“ stammt aus dem Tschechischen.

Literarische Beschimpfungen: Höchststapler.

In diesem Buch lernt der Leser, was ein „Hepaxlegomenon“ ist und wozu es dient. Perfekte Schüttelreime finden sich einige Seiten später:

Dem Onkel ist zum Sterben elend.
Da sieht man schon die Erben stehlend.

Ein großer Sprung zur Modernen – man spricht DDR-Deutsch:

Arbeiterschließfach ist eine Plattenbauwohnung,
Bückware sind begehrte Artikel, die unter dem Ladentisch lagern,
unter Gehhilfe versteht der Ossi einen Trabanten,
Schrottgorod ist die politisch korrekte Übersetzung für Eisenhüttenstadt, wobei geringe Kenntnisse des Russischen vorausgesetzt werden.
“gunv.“ ist eine militärische Abkürzung für „gelesen und nicht verstanden“.

Der Sprung zur Gaunersprache wird nun zwingend. Ein Börsianer ist leicht als „Börsenwicht“ erkennbar, der Schreibergehilfe heißt „Kuli“! Es folgt der Wortschatz der Friseure, wie „verdamp lang Hair“ (Köln).

Sprachen: Deutsch ist die gemeinsame Sprache, die Deutsche und Österreicher trennt (Friedrich Torberg).

Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden (Kurt Tucholsky).

Das Deutsche kennt paradoxe Wörter, die Dinge beschreiben, die es nicht gibt, wie:

Brennholzverleih, Wahlpflichtfach, Obdachlosenheim, Herrenloses Damenfahrrad.

Literaturkritik: Auf ein lesenswertes Buch kommt eine Myriade beschmutztes Papier (Arthur Schopenhauer).

Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche Verstand in den neuesten Zeiten gefallen sind, gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zu haben (Georg Christoph Lichtenberg). Nicht zur Nachahmung empfohlen!?!

Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens einen guten Grund dafür (Gabriel Laub).

Cave: Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück.

Politik, allzeit gültig:

Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen muss, wenn ich nicht hinter ihr stehe (Werner Finck).

Grabinschrift: Hier liegt der Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug (Tirol).


Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle:


Dienstag, 24 Dezember 2019