Führender Epidemiologe widerspricht Corona-Politik: Wer hat Angst vor Professor Ioannidis?Führender Epidemiologe widerspricht Corona-Politik:
Wer hat Angst vor Professor Ioannidis?
Professor John Ioannidis, Epidemiologe und Statistiker, lehrt und arbeitet an der Stanford University. Er ist einer der meistzitierten Wissenschaftler der Welt und gilt als Koryphäe seines Faches.
In einem Interview schildert er die Ergebnisse von drei epidemiologischen Studien zum Thema Covid-19, von denen die letzte erst kürzlich abgeschlossen wurde. Seine Aussagen bestätigen die zahlreichen Wissenschaftler, die auch in Deutschland immer häufiger und lauter Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Corona-Politik äußern. Die Verantwortlichen werden solch hochkarätige Kritik nicht auf Dauer ignorieren können und müssen sich dem Vorwurf stellen, völlig überzogen gehandelt zu haben.
Kristina Kanders hat die in einem umfassenden Interview geäußerte Einschätzung von Professor John Ioannidis zusammengefasst. (Link zum Interview und Transkript siehe unten).
Es ist sehr bedauerlich, dass wir schon früh so astronomisch falsche Zahlen hatten. Vorhersagen der WHO, dass 3,4 Prozent der Infizierten sterben werden sowie frühe mathematische Modelle des Imperial College, die besagten, dass bis zu 500.000 Briten sterben würden, versetzten Regierungen und die Bevölkerung leider in Angst und Panik. Szenarien von 40 Millionen Todesfällen in der Welt und über zwei Millionen Todesfällen in den USA im Falle eines Nichtstuns sind purer Science-Fiction.
Es handelt sich um ein ernstes Problem. Niemand würde das bestreiten. Aber es ist eindeutig nicht das apokalyptische Problem, mit dem wir zu Beginn gerechnet hatten.
Seine Studie zeigt, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten zwischen 50- und 85-mal höher liegt, als die Zahl der dokumentierten Fälle.
Corona-Virus ist keine Grippe. Dennoch deuten die bisher vorliegenden Zahlen darauf hin, dass das neue Coronavirus wahrscheinlich im gleichen Risikobereich liegt, wie die saisonale Grippe.
Der Anteil der unter 65-Jährigen an der Gesamtzahl der Todesfälle macht in Europa zwischen 5 und 9% aller Todesfälle aus
Das Risiko für Menschen unter 65 Jahren ohne Vorerkrankungen ist extrem gering. Diese Menschen machen weniger als 1%, in vielen Ländern Europas sogar weniger als 0,5% aller Todesfälle aus, ist also vernachlässigbar.
Die Schäden des Lockdowns können viel schlimmer sein als das, was das Corona-Virus anrichten kann. So wissen wir zum Beispiel, dass die Selbstmordrate mit jedem 1%igen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 1% steigt. Social Distancing führt zum Zusammenbrechen der psychischen Gesundheit. Es gibt Kindesmissbrauch, es gibt häusliche Gewalt. Wir sehen bereits Hinweise darauf, dass diese Probleme eskalieren. Gewalt im Allgemeinen wird voraussichtlich zunehmen.
Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Schlaganfall usw. verursachen die große Mehrheit der Todesfälle. Für sie kann moderne Medizin wirksam ist. Aber wenn diese Patienten aus Angst und Panik vor Infektion nicht ins Krankenhaus kommen, weil sie die Schutzmaßnahmen überinterpretieren, dann tötet das möglicherweise mehr Menschen als alle, die durch irgendwelche Maßnahmen gegen das Corona-Virus gerettet werden könnten.
Ein Lockdown wird nicht gemacht, um Leben zu retten, sondern um die Kurve abzuflachen und Zeit zu gewinnen, um besser vorbereitet zu sein. Aber irgendwann, früher oder später, wenn der Lockdown aufgehoben wird, wird sich das Virus wieder ausbreiten und es wird die Menschen infizieren, die noch nicht infiziert wurden.
In Italien sehen wir, dass fast 99% der Menschen an Vorerkrankungen leiden, in den meisten Fällen sogar an mehreren Vorerkrankungen, die ebenfalls zum Tod hätten führen können.
Es ist sehr schwierig, die Todesfälle durch SARS CoV-2 und die Todesfälle mit SARS CoV-2 zu unterscheiden. Dies ist eine anhaltende Debatte, und wir werden das für jedes Land klären müssen.
Es ist nicht nur die Zahl der Todesfälle, sondern die Zahl der verlorenen Lebensjahre, die am meisten zählt. Wenn ein junger, gesunder Mensch im Alter von 20 Jahren stirbt, das ist eine sehr hohe Zahl verlorener Lebensjahre im Vergleich zu jemandem, der sehr alt ist und mehrere Gründe hat, zu sterben.
Die Fähigkeit unseres Körpers, mit SARS CoV-2 umzugehen, hängt nicht unbedingt nur von Antikörpern ab. Unser Immunsystem ist sehr komplex.
Ein Impfstoff wird weniger relevant, wenn es andere Mechanismen gibt, die gleich gut oder besser sind. Ein Impfstoff muss sehr gründlich überprüft, sehr gründlich getestet werden. Und das kann Jahre dauern.
Die bloße Aussage, dass die Maßnahmen funktioniert haben, ist eine sehr, sehr dürftige Aussage. Wir müssen sorgfältig prüfen, welche dieser Maßnahmen funktioniert haben, welche nicht funktioniert haben und welche tatsächlich Schaden angerichtet haben könnten.
Zum Beispiel Schulschließungen. Die uns vorliegenden Beweise deuten darauf hin, dass durch die Schließung von Schulen die Zahl der Todesfälle um 1/50 zurückgeht, relativ gesehen um zwei Prozent. Die nachteiligen Folgen der Schließung von Schulen sind weitaus größer sind,
Es ist in der Tat möglich, dass kleine Kinder und Kinder im Allgemeinen keine wirklich schwere Krankheit bekommen – die meisten von ihnen sind völlig asymptomatisch oder leicht symptomatisch – und dass sie zu einem Pool von Herdenimmunität beitragen könnten, ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten. Und wenn Sie ältere und gebrechliche Menschen davor schützen könnten, Kindern ausgesetzt zu werden, hätten Sie vielleicht besser gehandelt, als Schulen zu schließen
Repräsentative Stichprobentests sagen mit größerer Genauigkeit, in welchem Stadium sich die aktuelle Infektionswelle befindet.
Wissenschaftler machen Fehler, sollten sich ständig korrigieren, offen und transparent sein. Berechnungen in der Wissenschaft sind immer gleich, unabhängig davon, welcher politischen Partei man angehört. Sie sollten gleich sein. Es geht um das Leben unserer Mitmenschen. Wir sollten zusammenhalten.
Das komplette Transkript dieses wichtigen Interviews finden Sie auf deutsch und englisch hier.
COVID-19 Antibody Seroprevalence in Santa Clara County, California https://www.medrxiv.org/content/10.11...
Population-level COVID-19 mortality risk for non-elderly individuals overall and for non-elderly individuals without underlying diseases in pandemic epicenters https://www.medrxiv.org/content/10.11...
What Other Countries Can Learn From Italy During the COVID-19 Pandemic https://jamanetwork.com/journals/jama...
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Berliner Institut für Gesundheitsforschung
Mittwoch, 13 Mai 2020