Zukunft von Axel Springer gesichert: Friede und Döpfner

Zukunft von Axel Springer gesichert: Friede und Döpfner


In der deutschen Medienlandschaft haben zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten eine geradezu sensationelle Übereinkunft getroffen - mit dem Ziel, dem Verlagshaus Axel Springer eine große Zukunft zu garantieren.

Zukunft von Axel Springer gesichert: Friede und Döpfner

Von Wolfgang Will

Hunderte Millionen Euro sind dabei im Spiel gewesen, zum nicht geringen Teil sogar als Schenkung. Aber bedeutsamer als diese Zahlenspiele sind die beiden Betroffenen:

0 Da ist Friede Springer, in den Etagen des Berliner Springer-Hochhauses in der Regel nur „Friede“ genannt – was Bewunderung, Verehrung ausdrückt, auch Liebe. Tochter eines Gärtnermeisters und einer Hauswirtschaftsleiterin. Geboren am 15. August 1942 auf der deutschen Nordseeinsel Föhr. In ihrem Elternhaus wurde Fering gesprochen, ein Dialekt der nordfriesischen Sprache. Sie machte eine Lehre als Hotelkauffrau, die sie abbrach. Sie begann 1965 als Kindermädchen im Hause Springer. Und heiratete den Verleger 1978. Sie wurde seine fünfte Ehefrau. Beide verband weit mehr als nur die große Liebe: Sie wich nie von seiner Seite, er beteiligte sie vom ersten Tag im Detail an seinen Geschäften, sie wurde Beraterin und Partnerin – eben die große Verlegerin von heute.

0 Da ist Mathias Döpfner, Sohn eines Hochschulprofessors für Architektur und einer Hausfrau. Geboren am 15. Januar 1963 in Bonn. Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften. Promovierte 1990 zum Dr. phil. Seine journalistische Karriere begann er als Musikkritiker bei der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Mehrfach war er Chefredakteur, 1994 bei der Berliner „Wochenpost“, danach bei der „Hamburger Morgenpost“. Im März 1998 wechselte er ins Haus Springer und wurde Chefredakteur der „Welt“. Im Juli 2000 wurde Döpfner Mitglied des Vorstands von Axel Springer, zudem Vorstand für Zeitungen. Schnell wurde er Vertrauter und enger Freund von Friede Springer, der Großaktionärin und Witwe des Verlagsgründers. Sie ist die Patin seines zweiten Sohnes.

Seit dem Tod ihres Mannes 1985 hatte Friede Springer nur ein Ziel – diesem einmaligen Verlagshaus eine Zukunft zu garantieren. Schnell hatte sie sich für Döpfner entschieden, diese Kombination aus Rundum-Journalist und Geschäftsführer. Anlässlich ihres 70. Geburtstages im August 2012 schenkte Friede Springer ihrem Vertrauten Döpfner einen Aktienanteil von zwei Prozent im Werte von 73 Millionen Euro.  Das könnte man als „Vorläufer“ der jüngsten Entscheidung ansehen:

Kürzlich schenkte sie Döpfner einen großen Teil ihrer Anteile und übertrug ihm gleichzeitig die Stimmrechte an ihrem verbleibenden Aktienpaket. Beide kontrollieren damit künftig jeweils rund 22 Prozent des Unternehmens, das Döpfner – weit vorausschauend! - vom Verlagshaus zum Medienkonzern entwickelt hat. Ziel ist es, weltweit Marktführer im digitalen Journalismus und bei digitalen Rubrikengeschäften wie zum Beispiel Job- oder Immobilienportalen zu werden. Bei Springer erscheinen fünf Zeitungen: „Bild“ und „Bild am Sonntag“, „BZ“ sowie „Welt“ und „Welt am Sonntag“. Der Konzern mit rund 16 000 Mitarbeitern ging vor einiger Zeit eine strategische Partnerschaft mit dem US-Finanzinvestor KKR ein (Kohlberg, Kravis, Roberts). Damit soll ein schnelleres Wachstum im Digitalen ermöglicht werden.

Friede Springer dazu: „Wir haben einen hervorragenden Vorstand und werden mit unserem Partner KKR dafür sorgen, dass Axel Springer auch weiterhin Axel Springer bleibt – ein erfolgreiches und unabhängiges Medienunternehmen, ein journalistisches Haus mit klaren Worten. All das wird unter Führung von Mathias weiterhin bleiben“.

In ihrem dpa-Interview mit Sven Gödmann sagte Friede Springer auch: „Ich bin sehr glücklich, mit Mathias meinen Nachfolger gefunden zu haben . . . Ich hänge am Haus. Und ich habe nicht vor, mich zurückzuziehen und alles loszulassen. Ich bin dem lieben Gott dankbar für jeden Tag, den ich dem Verlag und meiner Stiftung widmen darf. Ich bleibe im Aufsichtsrat und im Aktionärsausschuss. Ich möchte nur sicher sein, dass, wenn mir etwas passiert, ich bei Mathias unser Verlagshaus in den richtigen Händen weiß“.

Friede Springer ist vielfach geehrt worden. 1988 etwa erhielt sie den Verdienstorden des Landes Berlin, 2008 das Bundesverdienstkreuz mit Stern. Im Jahr 2000 erhielt sie den Leo-Baeck-Preis als höchste Auszeichnung des Zentralrates der Juden in Deutschland. Die israelische Ben-Gurion-Universität verlieh ihr 2002 die Ehrendoktorwürde.

Eine Ehrung zum Schmunzeln: Nachdem Axel Springer sie kennengelernt hatte, kaufte er sich die Schallplatte mit dem Udo-Jürgens-Titel „“Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir . . .“. 

(„Pate“ für diesen Beitrag war auch das Buch „Friede Springer – Die Biographie“ von Inge Kloepfer, Hoffmann und Campe).

 

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York.


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Photography department - Government Press Office / Public domain


Montag, 12 Oktober 2020