Frauenquote: Jetzt auch im Buchregal!

Frauenquote: Jetzt auch im Buchregal!


F alls Sie sich noch immer fragen, wo die Männer waren, deren Frauen und Freundinnen in der Kölner Silvesternacht von 2015 auf 2016 Opfer „sexualisierter Gewalt“ wurden - die Antwort gab es vorgestern im Abendprogramm der ARD: Entweder stellten sie - die „neuen“ Männer – gerade männliche Rollenbilder infrage oder übten das sexlose Kuscheln mit anderen „neuen“ Männern.

Frauenquote: Jetzt auch im Buchregal!

Von Henryk M. Broder

Mannomann! Moderne Männer, wo seid ihr?

Die Radio-Bremen-Doku gab auch Antworten auf andere drängende Fragen: Warum haben so viele alleinerziehende Mütter keinen Mann? Warum machen so viele Frauen einen All-inclusive-Urlaub in Jamaica oder der DomRep? Warum werden jedes Jahr Millionen von Vibratoren online angeboten und gekauft? 

Füllen und fühlen

Den neuen, modernen Mann muss man sich so vorstellen wie den Autor der Doku, einen Klon von Christoph Maria Herbst, der etwa die Hälfte der knapp 44 Minuten mit sich selbst füllte und fühlte, indem er sich und sein Frauenbild gnadenlos hinterfragte, so lange, bis jeder Zuschauer und jede Zuschauerin sich ein Erdbeben wünschte, damit der Spuk endlich aufhört. 

Warum ich nicht zur remote control gegriffen und aus- bzw. umgeschaltet habe? Weil ich nicht konnte. Wie bei einem Horrorfilm, den man zu Ende sehen muss, obwohl man weiß, dass einem hinterher schummerig wird. (So geht es mir übrigens auch bei der Lektüre der Artikel von Hannes Stein über Donald Trump.) 

Also, geben Sie sich einen Ruck und schauen Sie sich die Doku an. Sie werden es nicht bereuen. Als Frau werden Sie plötzlich Mario Barth ganz sympathisch finden, als Mann werden Sie sofort einen Kurs in Kick-Boxen belegen.

Weiß, männlich, westlich

Eine der schönsten Szenen sehen Sie am Anfang, bei Min. 6:30. Unser neuer Mann, der eine Bibliothek von genau 175 Büchern sein Eigen nennt, stellt mit Hilfe eines Freundes fest, dass nur 60 dieser Bücher „von Frauen“ geschrieben wurden. Das ist „krass“. Deswegen hat er nicht mitbekommen, „wie Frauen diese Welt sehen und vor welchen Problemen sie stehen“. Was tun? Sein Freund rät ihm, dafür zu sorgen, „dass das Buchregal weniger weiss, männlich und westlich aussieht“.

Und wenn der Typ sich irgendwann in eine Buchhandlung verläuft, um die Zusammensetzung seiner Bibliothek hin zu mehr Gendergerechtigkeit zu ändern, wird er sagen: „Ich hätte gerne ein Buch, es muss schwarz, weiblich und östlich sein“, worauf die Buchhändlerin ihm sagen wird: „Versuchen Sie es bitte bei Tchibo. Die hatten neulich ‚Die Geschichte der Kaffeebohne‘ als Paperback im Angebot.“

 

Erstveröffentlicht bei der Achse des Guten


Autor: Henryk M. Broder:
Bild Quelle: AchGut.com


Mittwoch, 14 Oktober 2020

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