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Deutschlands Kämpfe zwischen Licht und antisemitischer Dunkelheit

Deutschlands Kämpfe zwischen Licht und antisemitischer Dunkelheit


Die angezeigten antisemitischen Berichte in Deutschland nehmen weiter zu.

Deutschlands Kämpfe zwischen Licht und antisemitischer Dunkelheit

Von Dr. Manfred Gerstenfeld

Ihre Zahl ist inzwischen sehr beträchtlich.[1][2] Viele weitere antisemitische Vorkommnisse bleiben außerhalb des Auges der Öffentlichkeit. Probleme bezüglich Juden, Israel, der Wahrnehmung des Holocaust und vieler andere, damit in Verbindung stehender Themen spielen 75 Jahre nach dem Ende des deutschen Völkermords weiterhin eine sehr wichtige Rolle im Land.

Das sind komplexe Dinge, die sehr schwer einzuschätzen sind. Es hilft, spezielle Analysemittel einzusetzen, um bessere Einblicke in die Entwicklung einiger der oben erwähnten Themen zu erhalten. Angesichts der alles andere als moralisch verdauten massiv völkermörderischen Vergangenheit Deutschlands könnte eine Art das zu tun darin bestehen, die Lage als Kampf zwischen zwei Kategorien von Enkelkindern der Generation anzusehen, die den Völkermord beging: Diejenigen, die das Licht und diejenigen, die die antisemitische Dunkelheit repräsentieren. Über diesen Ansatz kann man über Leben und die indirekten Folgen der kriminellen Mentalität der Generation der Großväter bei einer Vielzahl der deutschen Menschen und Belange des deutschen Volks besser verstehen.

Einige Teile dieses Kampfes sind gut sichtbar. Andere finden auf verschiedenen Ebenen unter der Oberfläche statt. Wieder andere fallen in beide Kategorien und sind eher grau als schwarz/weiß. Die vorherrschende deutsche politische Haltung – die auch in vielen Medien zum Ausdruck kommt – besteht darin die Dinge vereinfacht darzustellen. Es ist einfach zu erklären, dass zu den dunklen Enkeln erst einmal die Rechtsextremen gehören. Sie haben einen Teil der Überzeugungen und Einstellungen direkt von den Nazis übernommen.

Eine solche Analyse wird ziemlich rasch schwierig. Alle anderen Parteien im Parlament lehnen es ab mit der rechtsextremen AfD zusammenzuarbeiten. Eine kritischere und detailliertere Bewertung offenbart jedoch, dass die AfD – weitgehend – aus zwei Strömungen besteht. Diese sind unvereinbar, sie hätten zwei Parteien bilden müssen und könnten sich immer noch trennen. Ihr rechtsextremer Flügel befindet sich eindeutig nahe an den Enkeln der Dunkelheit.

Es ist jedoch schwierig zu behaupten, dass der moderate Teil der AfD für Juden problematischer ist, als zum Beispiel die SPD-Jugendorganisation, die Jusos. Auf ihrem Kongress im November 2020 nahmen Letztere einen Text an, mit sich ihre Bewegung mit der Fatah-Jugend identifiziert, die Israel nicht anerkennt.[13] Deutschland ist das einzige europäische Land, das in der gerade veröffentlichten Liste des Simon Wiesenthal Centers (SWC) mit den zehn wichtigsten antisemitischen Vorfällen weltweit im Jahr 2020 große Aufmerksamkeit erhielt.[4] Die Jusos sind dort mit aufgeführt, die AfD nicht.

2011 veröffentlichte die Universität Bielefeld eine Studie für die sozialdemokratische Friedrich-Ebert-Stiftung. Aus diesem Bericht kann man schließen, dass mindestens 150 Millionen EU-Bürger im Alter ab 16 Jahren dämonische Sichtweisen zu Israel hegen. Die Studie wurde in sieben europäischen Ländern durchgeführt. Die Forscher befragten im Herbst 2008 eintausend Menschen pro Land im Alter über 16 Jahren.

Mit einer der gestellten Fragen wurde eruiert, ob sie der Aussage zustimmen, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führt. Den niedrigsten Anteil derer, die zustimmten, gab es in Italien und den Niederlanden mit jeweils 38% und 39%. In Deutschland lag der Anteil bei 48%.[5] Indem sie die kriminelle deutsche Einstellung ihrer Großvater-Generation auf den jüdischen Staat projizieren, gehört fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung in die Kategorie der antisemitischen Dunkelheit. Hierbei spielten die Texte einer Vielzahl der deutschen Medien eine Rolle, dass dies möglich wurde.

Auf der Seite der Enkel des Lichts gibt es die Organisationen, die den Antisemitismus bekämpfen. Eine wichtige Rolle spielen auch die Antisemitismus-Beauftragten der Bundesländer und verschiedener zivilgesellschaftlicher Institutionen. Insbesondere der Antisemitismus-Beauftragte des Bundes, Felix Klein, ist bei der Bekämpfung der vielen Erscheinungsformen des Judenhasses in Deutschland sehr aktiv.

Auf Regierungsebene erreicht man schnell Grauzonen. Es ist unmöglich die CDU-Bundeskanzlerin voll in die Kategorie der Enkel des Lichts einzuordnen.[6]* Während ihrer Kanzlerschaft hat sie große Anstrengungen unternommen, damit sich ihr Land und Israel näher kommen. Andererseits war sie 2015 die treibende Kraft hinter dem Zustrom von mehr als einer Million Muslimen ohne zu überprüfen, ob sie Antisemiten sind.[7] Wir wissen heute aus Studien, dass die Hälfte von ihnen Antisemiten sind.

Der stellvertretende Dekan des Simon Wiesenthal Centers, Rabbi Abraham Cooper, argumentiert, dass Deutschlands wiederholt erklärte staatliche Verantwortung gegenüber den Juden und Israel 75 Jahre nach Auschwitz durch Politik und Handeln widerlegt wird, weil diese das jüdische Volk im Inland und in Israel in Gefahr bringen. Er sagte, SPD-Außenminister Heiko Maas mag zwar behaupten, er sei wegen Auschwitz in die Politik gegangen, das habe aber keinen Einfluss auf Deutschlands fortbestehende Beziehung zum Regime des Iran gehabt, das Völkermord-Absichten gegenüber Israel hegt.[8]

Eine neue, sehr umstrittene Entwicklung ergab sich im Dezember. Mehr als 30 Direktoren führender deutscher Theater und Stiftungen gaben eine gemeinsame Erklärung aus, die sich gegen die Anti-BDS-Resolution des Bundestags vom Mai 2019 richtet. Letztere erklärte, dass die Bewegung für Boykott, De-Investition und Sanktionen einen antisemitischen Charakter hat und der Staat keine Unterstützung für finanzieren oder Räume für mit ihr verbundene Projekte zur Verfügung stellen sollte.

Nach Angaben der israelischen Tageszeitung Ha’aretz trafen sich die Teilnehmer, die die Erklärung des kulturellen Sektors abgaben, über ein Jahr lang einmal im Monat, um diese Stellungnahme auszuarbeiten.[9] Es ist leicht zu erkennen, wie deformiert der Geist dieser Unterzeichner ist. Wie kommt es, dass bei diesen Treffen niemand fragte, warum fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung das extreme Böse des historischen Nationalsozialismus auf das gegenwärtige Israel projiziert? Und wenn es jemanden in der Gruppe gab, der das in Frage stellte, wurde er oder sie offenbar unterdrückt.

Die Antwort auf diese Frage ist einfach. Die Initiative der kulturellen Dunkelmänner und -frauen gibt dem dunklen Geist dieses Teils der Enkel der Völkermord-Verbrecher Ausdruck. Viele führende Kultur- und Kunstschaffende folgten Hitler und dem Nationalsozialismus, weil das in der damaligen Zeit Mode war. Viele führende Kulturschaffende folgen der heutigen Mode der freien Meinungsäußerung, schweigen aber gleichzeitig zu dem, was an antisemitischen Hass-Überzeugungen großer Teile der deutschen Gesellschaft falsch ist. Das ist heute in Mode. Durch ihr Coming out gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestags mit gleichzeitigem Schweigen zur massiven und extremen Dämonisierung Israels in Deutschland haben sich diese führenden Kulturschaffenden moralisch schuldig gemacht.

Seit der Veröffentlichung hat die Zahl der Unterstützer dieser Erklärung enorm zugenommen.[10] Die ursprünglichen Unterzeichner mitgerechnet, darunter z.B. das Goethe-Institut, die Kulturstiftung des Bundes, das Deutsche Theater Berlin, der Kunstprogramm des DAAD,[11] die Berliner Festspiele – ein Gremium, das eine Vielzahl Festivals für darstellende Künste unterstützt – und so weiter. Ha’aretz behauptet, dass ihre Leiter sich aus einer Gruppe ranghoher Personen zusammensetzt, deren Einfluss in der deutschen Kulturwelt nicht überschätzt werden kann.[12]

Deutsche Bekundungen antisemitischer Dunkelheit haben auch oft jüdische Unterstützer. In diesem Fall ist eine davon Susan Neiman, Direktorin des Einstein-Forums in Potsdam.[13] Es wird selten gesagt, aber Deutschland ist die für das Handeln jüdischer Masochisten, Selbsthasser und antiisraelischer Juden vorteilhafteste Demokratie.[14][15]

In ihrer Erklärung dankten die Leiter der Kulturinstitutionen mehreren Personen, die ihnen halfen. Dazu gehörten Stephan Detjen, ein altgedienter Korrespondent des Deutschlandfunks,[16] die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann[17] und Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt.[18] Dessen Name steht auch auf der SWC-Liste der Top Ten der antisemitischen Vorfälle 2020.

Diese drei Personen befürworteten auch die Einladung von Achille Mbembe, einem afrikanischen Antisemiten und extrem antiisraelischen Hass-Verbreiter, der die Eröffnungsrede der Ruhr-Triennale halten sollte. Als das Festival wegen der Pandemie abgesagt wurde, kam es dazu nicht.[19]

Auch viele andere Dinge werden deutlich. Wenn man Entwicklungen mit dem Mittel von Licht und Dunkel analysiert, wird deutlich, dass es kein Zufall ist, dass Berlin zur Hauptstadt des europäischen Antisemitismus geworden ist, eine Rolle, die es von Schwedens drittgrößter Stadt Malmö übernommen hat.[20] Es ist auch kein Zufall, dass das Jüdische Museum Berlin unter seinen zwei ersten Direktoren extrem antiisraelische Juden zu Vorträgen einlud. Die amerikanisch-jüdische Selbsthasserin Judith Butler konnte auf viel Applaus eines vollen Saals im Museum zählen, als sie dort zum Boykott Israels aufrief.[21]

In Deutschland hat es Jahre lang Diskussionen darüber gegeben, ob man einen Schlussstrich unter den Holocaust ziehen kann. Jetzt scheint es so, als ob in der deutschen Gesellschaft noch auf Jahrzehnte hinaus dieser Völkermord und seine vielen davon abgeleiteten Motive weiterhin in zahlreichen Formen auftreten werden.

* Anmerkung heplev: Die „dunkle“ Seite der Regierung Merkel zeigt sich auch in ihrem Abstimmungsverhalten in der UNO, die jeder Beteuerung der Sicherheit des Staates Israel als deutscher Staatsräson Hohn spricht.

[1] www.dw.com/en/germany-anti-semitism-despite-remembrance-culture/a-53360634 ;  www.dw.com/en/germany-antisemitsm-crimes/a-53583839

[2] http://www.foreigner.fi/articulo/world/watchdog-concerned-about-anti-semitism-among-muslim-pupils-in-german-schools/20201230085654009790.html

[3] http://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/antisemitismus-bei-den-jusos-spd-nachwuchs-solidarisiert-sich-mit-israel-hassern-74208228.bild.html

[4] http://www.wiesenthal.com/about/news/top-ten-2020.html

[5] Library.fes.de/pdf-files/do/07908-20110311.pdf

[6] www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/287704

[7] www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/286273

[8] https://blogs.timesofisrael.com/are-the-sands-of-time-draining-germany-of-holocaust-memory-and-responsibility; http://www.jpost.com/international/german-foreign-minister-ignoring-lessons-of-auschwitz-supports-iran-598755

[9] http://www.haaretz.com/israel-news/.premium.HIGHLIGHT.MAGAZINE-in-germany-a-witch-hunt-rages-against-israel-critics-many-have-had-enough-1.9362662

[10] http://www.fdd.org/analysis/2020/08/21/boykott/

[11] Deutscher Akademischer Austauschdienst

[12] www.welt.de/debatte/kommentare/article222235952/Theater-gegen-BDS-Resolution-Ein-klarer-Fall-von-demokratischem-Antisemitismus.html

[13] http://www.deutschlandfunkkultur.de/aleida-assmann-und-susan-neiman-zur-causa-mbembe-die-welt.974.de.html?dram:article_id=475512

[14] https://taz.de/BDS-Diskussion-in-Goettingen/!5657615/

[15] www.jns.org/opinion/the-bundestag-bds-and-ex-pat-israelis-in-berlin/

[16] https://www.deutschlandfunkkultur.de/streitgespraech-mbembe-und-der-antisemitismus-vorwurf.2950.de.html?dram:article_id=477439

[17] http://www.goethe.de/prj/lat/en/dis/21874221.html

[18] http://www.jpost.com/bds-threat/german-diplomat-tweets-to-defend-advocate-of-holocaust-trivializationbds-625620

[19] besacenter.org/perspectives-papers/achille-mbembe-antisemitism/

[20] https://heplev.wordpress.com/2019/02/18/berlin-europas-hauptstadt-des-antisemitismus/ (Englisch: https://besacenter.org/perspectives-papers/berlin-antisemitism/)

[21] www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-Features/Israel-rips-Jewish-Museum-for-pro-boycott-speaker

 

Heplev


Autor: Heplev
Bild Quelle:


Mittwoch, 20 Januar 2021