Jetzt wird der BER auch noch geadelt

Jetzt wird der BER auch noch geadelt


Dem neuen Berliner Flughafen BER steht ein Wandel bevor, dessen Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Wenn der jetzige Chef Engelbert Lütke Daldrup (64) im September auf eigenen Wunsch ausscheidet, übernimmt Aletta von Massenbach (Jahrgang 1969) diesen Posten.

Jetzt wird der BER auch noch geadelt

Von Wolfgang Will

Im Gegensatz zu den meisten der bisherigen Direktoren ist sie wirklich „vom Fach“: Sie hat ihr gesamtes Berufsleben weltweit den Flughäfen gewidmet. Dagegen waren alle ihre Vorgänger in Berlin Luftfahrt-Dilettanten, berufen von einem für Berlin ja typischen Parteieien-Klüngel. Ohne Sinn und Verstand. Erst Lütke Daldrup beendete die andauernden Pleiten, Pech und Pannen am Hauptstadt-Airport.

Aletta vonMassenbachs Biografie ist außerordentlich interessant. So ist sie alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes, der sie auf all ihren beruflichen Stationen, auch im Ausland, begleitete. Welch Verantwortung und Aufgabe! „Mein Sohn hat sich nie beklagt“, äußerte sie dazu einmal. Ihr erstes juristisches Staatsexamen legte sie 1993 In Passau ab, das zweite folgte 1995 in Bamberg. Ihre „Luftfahrt-Laufbahn“ begann 1997 im Management-Trainee-Programm am Frankfurter Flughafen Fraport AG.

Einige ihrer Auslandsstationen: Privatisierung des Flughafens Santiago de Chile, Geschäftsführung des Flughafens Peru, dessen und Limas Privatisierung, Aufbau der Konzessionsgesellschaft Lima Airport Partners. 2004 bis 2012 Leitung verschiedener Flughafenprojekte, u.a. Philippinen, Portugal, Puerto Rico, Russland und Spanien sowie Varna/Bulgarien und Antalya/Türkei.

Darf man aufgrund ihrer Privatisierungsexpertise Vergleichbares für den irrsinnig überschuldeten BER erwarten?

Nach ihren vielen Auslandserfahrungen kehrte sie nach Frankfurt zurück, wo sie zuletzt Vizepräsidentin Fraport und Chefin verschiedener Geschäftsbereiche war. Von dort kam sie 2020 zum BER, wo sie für Finanzen zuständig und die Stellvertreterin von Lütke Daldup war. Und jetzt wird die Adlige BER-Boss.

Nicht minder interessant ist die Geschichte der Familie. Die Massenbachs sind ein altes Rittergeschlecht aus Schwaben. Ihr Stammsitz liegt in Massenbach, das ist heute Stadtteil von Schwaigern im Landkreis Heilbronn. Der Ortsname Massenbach wurde erstmals 773 im Codex des Klosters Lorsch urkundlich erwähnt. Als Familienname taucht „Massenbach“ erstmals um 1160 auf, und zwar in einem „Schenkungsbuch“ des Klosters Hirsauer. Da wird ein „Warmund von Massenbach“ genannt. Die Familie entwickelte mehrere „Zweige“, darunter auch eine norddeutsche Linie. Ihre Männer bekleideten hohe preußische Staatsämter: So war Adolf von Massenbach (1868 – 1947) Landrat in Wreschen und Regierungspräsident in Potsdam. Alexander (1818 – 1891) war preußischer Generalleutnant, Karl (1752 – 1821) Generalmajor Preußens, Fritz (1861 – 1915) Landrat in Flatow. In Süddeutschland besitzt die Familie noch heute große Ländereien, die als „Freiherr von Massenbachsche Waldstiftung“ geführt wird.

Und jetzt – demnächst – Aletta Freiin von Massenbach als Chefin des BER. Mit ihr wird der Hauptstadtflughafen noch spannender, als er es bisher schon war.

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Leonhard Lenz, CC0, via Wikimedia Commons


Montag, 24 Mai 2021

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