371. Augsburger Friedensfest: Frieden mit Tradition, Freude und hoher Würde

371. Augsburger Friedensfest:

Frieden mit Tradition, Freude und hoher Würde


Fünf Monate hatte es gedauert, um nach 30 Jahren so etwas wie einen Frieden zu finden.

Frieden mit Tradition, Freude und hoher Würde

Von Torsten Kurschus

Angesicht dieses 30-jährigen, des wirklich ersten Weltkrieges (1618-1648) war von Europa kaum noch etwas vorhanden. Augsburg war 100 Jahre schneller.

6 Millionen Menschen starben in diesem als Religionskrieg begonnenen Gemetzel. Etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung kam durch direkte oder indirekte Kriegshandlungen um ihr Leben und etwa 10% in den Jahren danach aus deren Folgen. Nur Jahrzehnte zuvor war in Deutschland der Bauernkrieg zu Ende gegangen.

Die Welt war die Hölle selbst. Erst standen sich die Armeen des kath. Reiches von Kaiser Matthias (1557- 1619 und später Ferdinand II. (1578 -1637) der Katholischen Liga denen der Protestantischen Union gegenüber. Später wurden daraus Raubzüge von Kriegsunternehmern wie Johann Tserclaes Graf Tilly, Wallenstein und unzähligen Banden von versprengten oder sich vereinigten Truppen. Räuberische und mordende Rotten zogen über die Länder ohne Gnade und plünderten einfach alles. Zuletzt ging es nur noch um Land und Beute.

Ökonomen ist bis heute unklar, wie das Überleben selbst der wehrhaften Städte, die doch aber auf die völlig zerstörte und immer und immer wieder ausgeraubte Landwirtschaft angewiesen waren, überhaupt gelingen konnte. Von Flandern über Böhmen bis nach Spanien stand die Welt in Flammen.

Augsburg spielte eine besondere Rolle. 1530 legte die Confessio Augustana das Bekenntnis der Protestanten gegenüber Kaiser Karl V. und den Reichsständen dar. Daraus entstand der Schmalkaldische Bund. Zehn Jahre später entwickelte Philipp Melanchton die Confessio Augustana Variata.

1629 sollte die Re-Katholisierung durch das Restitutionsedikt des Kaisers, die Rückwende bringen. Daraus wurde nichts. In Augsburg schlossen die Bürger untereinander den so lang ersehnten Frieden ohne sich um Recht und Reich zu scheren. 1648 wurde Augsburg Paritätische Reichsstadt nach eigenem Willen, denn schon einhundert Jahre zuvor hatten sich die Augsburger Bürger auf eine gemeinsame Regentschaft von Protestanten und Katholiken verständigt. Seit 1650 danken die Augsburger Bürger beider Konfessionen für den Erhalt Ihres Glaubens und des Friedens.

Seitdem bekommen Schulkinder Bildgeschenke, die erinnern und mahnen sollen. Mittlerweile haben diese Kultstatus und es gibt richtige Designerwettläufe um die schönsten Motive. Und auch diese Idee geht auf die alten Kupferstiche von 1651 zurück und ist bis heute so lebendig wie geliebt.

Das Augsburger Hohe Friedensfest ist der einzige auf ein Stadtgebiet beschränkte gesetzliche Feiertag. Das es dieses Jahr auf einen Sonntag fällt ist irgendwie Pech für einige Augsburger aber keineswegs eine Spaßbremse.

Besonderer Gruß an den neuen Augsburger Kulturdezernenten Jürgen Enninger und seinen uns nahen Vorgänger Thomas Weizel nach Augsburg. www.haOlam.de freut sich und feiert mit.

Schmalkaldischer Bund:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schmalkaldischer_Bund

Katholische Liga:

https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Liga_(1538)

Protestantische Union:

https://de.wikipedia.org/wiki/Protestantische_Union

Katholische Liga:

https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Liga_(1609)

 

Foto: Auch die Jüngsten sind dabei - Augsburger Kinder-Friedensfest


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Corradox, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons


Sonntag, 08 August 2021

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