Laschet verstößt den Mittelstand

Laschet verstößt den Mittelstand


CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat wie Merkel keinerlei ökonomische Vorkenntnisse und wurde deshalb auch von der Wirtschaft – sogar von dem Wirtschaftsflügel der CDU – als Gefahr für Wirtschaft und Wohlstand angesehen.

Laschet verstößt den Mittelstand

Von Prof. Dr. Eberhard Hammer

Eigentlich hätte er in seinem Kompetenzteam deshalb Wirtschaftsexperten und vor allem Mittelstandsexperten wie Carsten Linnemann präsentieren müssen, er hat aber nur Friedrich Merz, der nicht die Wirtschaft, sondern das Großkapital repräsentiert und versteht. Immerhin ist er langjähriger Angestellter des internationalen Großkapitals.

Bisher hat Merz auch nicht erkennen lassen, dass er die Sorgen und Nöte oder gar die Strukturen und Besonderheiten der 96 Prozent mittelständischen Personalunternehmen unserer Wirtschaft verstanden hätte. Bislang haben diese ihn nicht interessiert, sondern war dies das Feld des Mittelstandsvorsitzenden Linnemann.

Linnemann hatte sich aber bei Merkel unbeliebt gemacht, weil er aus Mittelstandssicht richtige und notwendige, aus Sicht der Kanzlerin aber zu freche Kritik an der mittelstandsfeindlichen Wirtschaftspolitik Merkels geübt hat. Wer für den Mittelstand kämpft, macht sich nicht nur bei den Gewerkschaften, sondern auch beim Großkapital unbeliebt, also auch bei den von einer der Randgruppen gestellten Politikern.

Dass Laschet aber keinen Mittelstandsrepräsentanten in sein Kompetenzteam geholt hat, war ein Kardinalfehler. Denn die anderen Parteien haben ihm dieses Feld offengelassen:

Die frühere Mittelstandspartei FDP ist voll in die Hand und den Einfluss des internationalen Großkapitals geraten und wird entsprechend finanziert. Nur der Schäffler-Flügel ist noch glaubhafter Mittelstandsrepräsentant.

Die SPD hat aus ihrer engen Gewerkschaftsbindung nie etwas mit dem selbständigen Unternehmer anfangen können, sieht ihn wie Marx immer noch als „Ausbeuter“, hat jedenfalls keinerlei Mittelstandsbezug.

Die Grünen stammen zwar überwiegend aus dem angestellten Mittelstand, wollen aber nicht dessen Zukunft sichern, sondern mit wirklichkeitsschädlicher Ideologie die Welt retten.

Unter den Linken hat Sahra Wagenknecht den Mittelstand entdeckt, dabei aber die Zustimmung ihrer Partei verloren, die nach wie vor mittelstandsfeindlich ist.

Die AfD war eine Gründung von Wirtschaftsprofessoren, die sehr wohl um die Bedeutung des Mittelstands wussten. Mit den Themen Überschuldung und Migration war die Mittelstandsfokussierung in den Hintergrund getreten, wird aber durch neue Kandidaten wie Joachim Wundrak wieder in das Parteizentrum rücken.

Ein Mann wie Carsten Linnemann wäre der glaubhafteste Kandidat für den Mittelstand in der CDU-Mannschaft gewesen. Gerade ihn auszuschließen, wird die CDU viele Mittelstandsstimmen kosten.

„Dass ohne die Mittelschicht keine politische Mehrheit zu bilden ist und umgekehrt die Vernachlässigung der Mittelschicht zum Verlust politischer Macht führt, hängt heute allein schon mit der zahlenmäßigen Stärke des Mittelstandes zusammen: Fünf Millionen Selbständige und acht Millionen Mitglieder des angestellten Mittelstandes ergeben einen „gesellschaftlichen Mittelstand“ von 13 Millionen Haushalten“.

„Zählt man noch die Ehe- und Lebenspartner (vier Millionen Selbständigenhaushalte plus fünf Millionen angestellter Mittelstand) sowie die Kinder beider Gruppen (drei plus sechs Mio.) und die Rentner dieser Mittelschicht (eine Mio. aus dem selbständigen Mittelstand und acht Mio. aus den Angestellten) hinzu, gelangt man zu einer Gesamtzahl von 40 Millionen Menschen, die dem selbständigen und angestellten Mittelstand zugerechnet werden können (von 82 Millionen).“

„Wahlberechtigt sind nur die deutschen volljährigen Einwohner, also nur 61,5 Prozent von 82 Millionen, so dass die Mittelschicht im deutschen Wählerpotenzial allein schon statistisch eine Mehrheit hat. Hierzu kommt aber noch ein unterschiedliches Wahlverhalten innerhalb der Bevölkerungsschichten. Die Angehörigen der Mittelschicht nehmen mehr an Wahlen teil als Angehörige der Unterschicht, so dass inzwischen die Mittelschicht nicht nur die Mehrheit der Wahlberechtigten, sondern eine noch deutlichere Mehrheit der Wähler ausmacht.“

Wahlen werden also heute in der bürgerlichen Mittel gewonnen oder verloren.

Das Mittelstandsinstitut hat in früheren Untersuchungen mehrfach nachgewiesen, dass Mittelstandspolitik nicht mit Geldgeschenken und Subventionen gemacht wird, sondern mit Vertrauen. Die Selbständigen und der fremdverantwortliche Mittelstand wollen nicht Bestechung, sondern Freiheit. Sie wollen eher noch Bürokratieentlastung als Steuerentlastung. Sie wollen nicht nur Vertrauen in ihr Geschäft, sondern sie wollen auch Politiker, welche den Mittelstand ernst nehmen, denen sie vertrauen können, die den Mittelstand selbst repräsentieren. Die FDP hätte dies mit Frank Schäffler dokumentieren können, die Linken mit Sahra Wagenknecht, die AfD versucht es mit Joachim Wundrak. Der bekannteste Mittelstandspolitiker war aber bisher schon Carsten Linnemann, der das Vertrauen des Mittelstandes, nicht aber das Vertrauen seiner Parteifunktionäre genießt.

Es war ein Fehler, diesen Mittelständler nicht nach vorne zu stellen. Die CDU wird es büßen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons


Freitag, 10 September 2021

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