NRW: ein komisches Land

NRW: ein komisches Land


In seinen jüngsten Betrachtungen zur argentinischen Innenpolitik gelangt Jorge Fernandez Díaz zu dem Schluss, dass das Gegenteil von Dummheit auch eine noch größere Dummheit sein kann. Das Ergebnis der sogenannten Kleinen Bundestagswahl in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland scheint seine Theorie zu bestätigen.

NRW: ein komisches Land

Von Ramiro Fulano

Meine Damen und Herren, was oft Einstein als Definition des Wahnsinns in den Mund gelegt wird - immer wieder dasselbe zu machen und dabei ein anderes Ergebnis zu erwarten - bietet sich als Erklärung für das Ergebnis der Landtagswahl in NRW an. Der Wunsch der Wählerinnen und Wähler besteht offenbar darin, so weiterzumachen, wie zuvor, in der Hoffnung, dass etwas ganz anderes dabei herauskommt. Alles soll bleiben, wie es in Wahrheit niemals war und dabei so werden, wie es in Wirklichkeit niemals werden kann - das ist der Kern dieses politischen Selbstbetrugs.

Auch die politische Variante von „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ ist infantil-illusorisch und eskapistisch-naiv. Der Wunsch nach dem Idyll - dem allgegenwärtigen Streichelzoo und ewigen Kindergeburtstag - ist aber auch zutiefst menschlich. Die Tragödie besteht wie immer darin, dass außer dem politischen Hauptdarsteller (aka „Das Volk“) jeder weiß, ahnt oder sich zumindest denken kann, dass das Erwachen aus den süßlichen politischen Tagträumen des Elektorates, wenn schon nicht grauenhaft und schröcklich, so doch zumindest ein vortrefflicher Anlass für profunde Erheiterung sein dürfte.

Seitens des nominell bürgerlichen Lagers darf NRW-MP Wüst sich als Kandidat eines modernen Konservatismus bestätigt fühlen. Seine Hoffnungen, sich irgendwo zwischen dem messianischen Wahnsinn einer Greta Thunfisch und der vermeintlich genialen Blödheit einer Annalena Baerbock als schaltende und waltende Instanz der Vernunft zu inszenieren, gingen im Ergebnis einer idealtypischen Landtagswahl auf. Doch die CDU ähnelt - nach gefühlten hundert Jahren merkelianischer Einsamkeit - einem Verdurstenden in der politische Wüste. Wer würde es Hendrik Wüst da nicht verzeihen, seine Bewerbungsunterlagen für den Top-Job in Berlin abzugeben, 2025. Oder vielleicht schon früher, so Scholzens politische Pechsträhne sich als dauerhaft erweist.

In seiner unverbesserlichen Weisheit hat das nordrhein-westfälische Elektorat die liberalen Soziopathen und die deutsche Sozialkleptokratie entschieden abgestraft. Für die Beschweidwisserinnen der zuletzt genannten Partei soll das tatsächlich überraschend gewesen sein. Denn bis gestern dachte man im Willy-Brandt-Haus offensichtlich, mit Lauterbach als Panik-Papst, Lambrecht als Grusel-Granate (im Verteidigungsministerium) und Saskia Esken, dem Vorzimmerdrachen eines chinesischen Zwangsarbeiterinnenlagers, hätte man drei Trümpfe auf der Hand. Wie man sich täuschen kann, liebe SPD.

Aber 70er-Jahre-Revivals - das wussten wir längst - sind wohl doch etwas für Trash-Shows wie den Schlager-Move oder den Eurovisions-Wettbewerb, nicht für die honorige Landespolitik. Insbesondere die Liberalen bekamen die Inbrunst der enthemmten Leistungsträgerinnen jederlei Geschlechts zu spüren: als Quittung für Lindners Stillhaltepolitik gegenüber dem wirtschaftspolitischen Wahnsinn der deutschen Ökopathie. Denn natürlich könnte seine Partei dem autodestruktiven Spuk in Berlin schon heute den Teppich unter den Füßen wegziehen. Doch dazu steht für die Anhänger seiner Polit-Sekte persönlich zu viel auf dem Spiel - und wer hätte jemals behauptet, dass es der FDP um Krautland geht? Das täten nicht mal die vermeintlich Liberalen selbst - weil sie wüssten, dass es ihnen niemand glaubt.

Doch auch die SPD wurde in NRW an ihren realexistierenden Leistungen gemessen (oder vielmehr: deren Ermangelung). Natürlich nicht in ihren historischen Hochburgen, der Zusammenbruchsregion an der Ruhr, wo man seit 1896 SPD wählt und noch immer nicht versteht, warum man auf einem Scherbenhaufen sitzt. Führende Sozialkleptokratinnen jederlei Geschlechts fanden es höchst ungerecht und unfair, was die Wählerinnen und Wähler mit ihnen gemacht haben. Sie beklagten sich hier, jammerten dort und führten sich insgesamt auf wie beleidigte Fischweiber, die ihrer Kundschaft die Schuld dafür in die Schuhe schieben wollen, dass mit der von ihnen feilgebotenen Ware etwas Entscheidendes, Wesentliches nicht stimmt: Sie ist nicht mehr frisch.

Dass der Fisch vom Kopf stinkt, kennt man vom Hamburger Fischmarkt. Und man wird jeden Tag daran erinnert, wenn man aufs Bundeskanzlerinnenamt jederlei Geschlechts blickt. Im Nachhinein hätte es uns zu denken geben müssen, dass Genosse Olaf sich mit der Bundeskanzlerinnendarstellerin Frau Dr. Marxel so gut verstand. Angesichts dieses politischen Todeskusses darf man sich jetzt zumindest nicht über ein Fehlen von Führungswillen, Durchsetzungskraft und Eigeninitiative des vermutlich am meisten überschätzten Vizekanzlers aller ehemaligen GroKos wundern.

Bleiben als Gewinnerinnen der politischen Clown-Show: die Grünen. Also jene spektakuläre soziopolitische Gemengelage aus komfortabel pensionierten Oberstudiendirektorinnen jederlei Geschlechts und nicht mehr ganz jugendfrischen Katzen-Fans am Rande des Existenzminimums. Menschen, die sich zutiefst hassen und erst dann zufrieden sein werden, wenn es allen anderen noch schlechter als ihnen geht.

Und hier muss ich noch mal etwas weiter ausholen: In jedem sozialen System gibt es die Tendenz zur Selbstselektion. Um es anschaulich zu machen: Nur Fanatiker bleiben bis zum Schluss - egal, ob es sich um die Hasenzüchter von Pusemuckel oder eben den politischen Arm der milliardenschweren Energie-Lobby handelt. Und man muss wahr und wahrhaftig verzweifelt sein, um sich eine politische Diskussion mit deutschen Ökopathinnen und Ökopathen bis zum bitteren Ende anzutun.

Was man dabei nicht vergessen darf, ist, dass der grüne Wahnsinn Methode hat. Denn durch die ihren politischen und privaten Zwecken höchst förderliche Gestaltung der Lehrpläne bei gleichzeitiger Unterwanderung aller nennenswerten Bildungseinrichtungen (Kultur ist ja in Krautland immer Ländersache) ist es der deutschen Ökopathie gelungen, sich eine politische Klientel nach Maß heranzuzüchten, die sie nach ihrem eigenen Bild geschaffen hat: eine blökenden Schafherde, die zu passender Gelegenheit das Schafsfell abwirft und als politischer Lynchmob tätig wird, der Rettungseinsätze verhindert, um „Das Klima!!!“ zu retten. Maos Kulturrevolution in Grün: die Klimarevolution. Nur noch blöder und noch tödlicher.

Eine Ideologie, wie gemacht für eine dystopisch anmutende Insel des Luxus wie Münster, wo das Geld nicht knapp wird und die Gehsteige mit Marmor gepflastert werden. Aber ist das wirklich eine politische Perspektive, die das größte Glück der größten Zahl verwirklichen kann? Wohl kaum. Es handelt sich bei der deutschen Ökopathie um einen politischen Selbstbedienungsladen wie jeden anderen. Nur, dass führende deutschen Ökopathinnen jederlei Geschlechts mit einer besonders verächtlichen Überheblichkeit auf jeden seitens ihrer Klientel noch so naiv vorgetragenen Wunsch reagieren, ob man nicht wenigstens ein kleines bisschen Komfort und Lebensstandard beibehalten könnte? Etwas Warmwasser? Ein Moped? Oder vielleicht eine halbe Bockwurst pro Woche? Die messianische Effizienz, mit der humane Sehnsüchte nach einem letzten Rest von Normalität im politischen Wahnsinn ertränkt werden, grenzt an Menschenverachtung. Sie legt den begründeten Verdacht nahe, dass es sich bei vielen der ökologisch-korrekten Weltverbesserern um nichts anderes als Möchtegern-Kommandantinnen der Vernichtungslager der Zukunft handelt.

Und ausgerechnet mit dem Plazet und nach Gusto dieses Milieus wird Herr Wüst von der CDU nun aller Voraussicht nach in Düsseldorf regieren - moderner Konservatismus eben. Es sind wirklich interessante Zeiten, in denen wir leben, und es ist wirklich ein komisches Land.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: © Raimond Spekking via Wikimedia


Montag, 16 Mai 2022

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




weitere Artikel von: Ramiro Fulano

Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage