Grüne Helden zu Lasten der Menschheit

Grüne Helden zu Lasten der Menschheit


Während die Energiepreise täglich neue Höchststände erklimmen und die Konsequenzen der „Energiewende“ die überwältigende Mehrheit in unserem Land immer gravierender belasten, versuchen „Klima-Aktivisten“ jederlei Geschlechts dem produktiven Teil der Menschheit seine letzte verbliebene Existenzgrundlage zu entziehen. Die Politik zeigt sich öffentlich machtlos.

Grüne Helden zu Lasten der Menschheit

Von Ramiro Fulano

Doch zuerst zu etwas ganz anderem. Im ersten Kapitel seines ausgezeichneten Buchs über die 70er Jahre in Argentinien beschreibt Ceferino Reato das kurze und gewaltsame Leben von Roberto Mayol. Aus gutbetuchten Mittelstandsverhältnissen stammend, absolviert Mayol die Sekundarstufe mit Leichtigkeit, engagiert sich in der katholischen Gemeindearbeit und entscheidet sich schließlich für eine Karriere beim Militär. In Formosa stationiert, entwickelt er sich schnell zu einem bei seinen Vorgesetzten und Kameraden gleichermaßen beliebten Mustersoldaten, dem alle Möglichkeiten offenstehen. Wenig später liegt er – mit aufgerissenen Augen, sperrangelweitem Mund und nur 21 Lebensjahren – tot auf dem Rasen vor der Kaserne des 29. Gebirgsinfanterie-Regiments in Formosa.

Auf seinem entkleideten Oberkörper ist eine schwarze Acht zu sehen, denn Mayol ist einer von insgesamt 24 Toten an diesem Tag: zwölf Gefallene von Mayols Einheit und zwölf vom Ejército Montonero, der marxistischen Großstadtguerilla des Peronismus. Der „bewaffnete Kampf“ dauerte genau 30 Minuten und Mayol hatte ihm das Kasernentor geöffnet.

„Mayol“ – so fasst Reato zusammen – „spiegelt den typischen Werdegang von Jugendlichen aus guten Verhältnissen wider. Nach ihrem Engagement in der katholischen Gemeindearbeit redeten sie sich ein, dass der bewaffnete Kampf die einzige Möglichkeit wäre, um die „Gewalt von oben“ zu beenden und die „Ausgebeuteten“ zu befreien – also jene Gesellschaftsschichten, die wiederum mit fast schon religiöser Inbrunst an Perón glaubten.“

Und weiter: „Auf Mayol wartete ein gutes Leben mit allem Komfort in der Provinzhauptstadt von Santa Fe. Aber stattdessen wurde er, wie so viele Jugendliche seiner Zeit, zuerst Peronist und schloss sich unmittelbar danach mit wehenden Fahnen dem bewaffneten Kampf an. In der Überzeugung, dass Gewalt den Aufbruch in eine klassenlose Gesellschaft ermöglicht, in der Männer und Frauen gleich sind – befreit von der  einheimischen Oligarchie und dem Yankee-Imperialismus .“

Roberto Mayol war beileibe kein Einzelfall, sondern einer von rund 10.000 Männern und Frauen, die als selbsternanntes „Ejército Montonero“ in den bewaffneten Kampf für ein sozialistisches Vaterland marschierten – als Terror-Armee, die nur dank ihres klandestinen Unterstützernetzwerks von weiteren rund 50.000 Personen (und maßgeblich durch Informanten wie Roberto Mayol) spektakuläre Attentate auf „politische“ Ziele aller Art durchführen konnte: Politiker, Richter, Journalisten, Parlamentsabgeordnete, Bürgermeister, Wirtschaftsbosse, Gewerkschaftsmitglieder und immer wieder Militärangehörige wie beim Angriff auf die Kaserne in Formosa am 5. Oktober 1975, zu dem Mayol die wesentlichen Informationen beigetragen hatte. Und parallel zum (pseudo-)peronistischen „bewaffneten Kampf“ operierte eine selbsternannte „Revolutionäre Volksarmee“ (ERP) des Che-Guevara-Fans Mario Roberto Santucho mit ähnlichen Dimensionen im Urwald von Tucumán.

Es ist eine traurige Ironie der Geschichte, dass das „Volk“ weder mit seinen selbsternannten Rettern noch mit ihrem „bewaffneten Kampf“ viel – oder genau gesagt: auch nur das Geringste – zu tun haben will. Immer wieder beklagen sich linientreue Kader in der ERP-Vereinszeitschrift „Roter Stern“ darüber, dass sie auf den Zuckerrohrplantagen von Tucumán von den „ausgebeuteten Arbeitern“ wie tolle Hunde verscheucht werden. So viel Zeit und Energie für nichts und wieder nichts vergeudet!

Warum interessiert das jetzt? Zum einen, weil man in den Pamphleten des „Klima-Aktivismus“ nur „Klima“ durch „Volk“ bzw. „Arbeiterklasse“ ersetzen muss, „climate change“ durch „Ausbeutung“ und „CO2“ durch „Kapitalismus“ – fast ist man schon wieder da, wo der antikapitalistische Terror der 70er Jahre seine vielen Ausgangspunkte hatte: im Europa der Brigade Rosse und der deutschen RAF, im Argentinien der Montoneros und PRT/ERP. Bei ideologischen Speerspitzen, die sich bei vollem revolutionärem Bewusstsein für den „bewaffneten Kampf“ als Lösung sozialer Konflikte entscheiden.

Sie erleben die Anfänge einer Auferstehung auf der Höhe des Zeitgeistes – als „Klimabewegung“ von „XR“ bis „Fridays for Future“ stecken sie noch in den Kinderschuhen. Aber die linksalternativ-gleichgeschaltete veröffentlichte Meinung nährt vielleicht jene Nattern an ihrem Busen, die sie eines Tages, ohne mit der Wimper zu zucken, auffressen werden. Und wieder sind es ebenso verwöhnte wie verwahrloste Jugendliche aus gutbetuchten Mittelschichtsverhältnissen, die sich für eine vermeintlich gute Sache aufs ebenso vermeintliche hohe Ross der Moral schwingen – Tugendterroristen, diesmal nicht im Namen des Menschen, sondern des Klimas. Obwohl fast nichts an den „erneuerbaren“ Energien wirklich erneuerbar ist (Auto-Akkus, Solarpaneele, Windmühlenflügel, etc.).

Zum anderen, weil angesichts der Schädelpyramiden, die der Rote Terror in allen Erdteilen hinterlassen hat, ohne dass dabei das angestrebte „Ende der Vorgeschichte“ herauskam, berechtigte Gründe für Zweifel an der Annahme bestehen, dass es bei diesem ideologisch verbrämten Ausbruch ungeahnter Kriminalität, überraschender Bestialität und heimtückischer Brutalität tatsächlich nur um „Politik“ geht – oder was eben die selbsternannten Freiheitskämpferinnen jederlei Geschlechts dafür halten. Sondern ob die politische Rechtfertigung für den „bewaffneten Kampf“ nicht genau jene Art von Rationalisierung zur Ruhigstellung des eigenen Gewissens darstellen soll, die Selbstermächtigungsideologien jedweder Couleur zum Funktionieren brauchen. Egal, ob es sich um „linken“, „rechten“, „staatlichen“ oder „privaten“ Terror handelt: Tot ist tot.  

Die Rationalisierung von Gewalt als Mittel zum Zweck steht dabei nicht am Ende, sondern am Anfang des revolutionären „Aufbruchs“: Ihrer ideologischen Verbrämung geht die Bejahung der eigenen autoritären, sadistischen Ego-Anteile voraus. Genau, wie das „revolutionäre Bewusstsein“ der 70er Jahre projiziert auch der zeitgeistige Klima-„Aktivismus“ seine weniger ego-konformen Impulse auf soziale Bedingungen und Umstände, die er als Ursachen einer eklatanten Misere empfindet, von denen die selbsternannten Speerspitzen des politischen Kampfes aber aufgrund ihrer gesellschaftlich privilegierten Position bemerkenswert verschont bleiben, weil sie gegen die praktischen und konkreten Folgen ihrer „Politik“ bestens isoliert sind. Während der „bewaffnete Kampf“ der 70er darauf hinauslief, sich vom Geld seiner Eltern eine Existenz im Dschungel bei der ERP aufzubauen (oder eine Mitgliedschaft in der deutschen RAF), basiert der Klima-„Aktivismus“ darauf, sich vom Geld seiner Eltern (ersatzweise auf Kosten der Öffentlichkeit) ein gutes Gewissen zu gönnen, indem man weniger privilegierten Menschen vorzuschreiben versucht, was sie zu tun und zu lassen haben – ohne von den Betroffenen darum gebeten worden zu sein. Le plus ça change

Im Vergleich zum historischen „bewaffneten Kampf“ geht der ökologisch-korrekte Klimaterrorismus ökonomischer mit der eigenen Existenz um: Wer im grünen Klassenkampf von oben über die Wupper gehen soll, sind in der Regel die anderen – nicht man selbst. Indes setzten sogar die Aktivisten von „Greenpeace“ bei ihren spektakulärsten Aktionen wenigstens dem Schein halber und ein Stück weit das eigene Leben aufs Spiel – derartig schlagzeilenträchtiger Heroismus wird heute bloß belächelt. Um in die Nachrichten zu kommen, genügt es, dass man während der Rushhour die Verkehrswege klimaverträglicher „Null-CO2“-Verkehrsmittel blockiert und arme Rentnerinnen dann für den Kilmaschutz mit nassem Hintern nachhause fahren müssen – um anschließend vom Kinderchor der Kölner Lügensau (aka WDR) als „Umweltschweine“ beschimpft und verspottet zu werden. Hendrik, Bea und dem protestierenden Westend-Widerstand geht es wunderbar. Sie werden nicht mal von der Polizei behelligt (Mutti Lehrerin, Vati Rechtsanwalt).

Der Zusammenstoß zwischen „Aktivisten“ (m/w/d/x) und Wirklichkeit verläuft heute ähnlich jämmerlich, wie der Kontakt zwischen den Politkadern der PRT/ERP und dem von ihnen auserkorenen „revolutionären Subjekt“ (aka: Arbeiterklasse, damals noch ohne Gendersternchen). Dieser idealisierten Instanz war bereits in den 70er Jahren nicht entgangen, dass ihre selbsternannten „Retter“ sie zu gleichen Teilen bewunderten und hassten: Die revolutionäre Heuchelei der ostentativ um sie bemühten „Kader“ endete erst dann, wenn es nicht mehr möglich war, dem „Subjekt der Geschichte“ (aka der Arbeiterklasse) etwas vorzumachen, weil es infolge eines weiteren terroristischen Attentates bereits tot am Boden lag – wenn also wieder jemand für seine vermeintliche Befreiung und auf Wunsch der Partei ins Gras beißen musste.

Reato beschreibt eindringlich, wie wenig es die Montonero-Armee interessierte, dass sie mit Mayols elf Kameraden ausgerechnet jene Männer aus einfachen Verhältnissen abmurkste, die sie aus ihrer angeblich so misslichen gesellschaftlichen Lage „befreien“ wollte. Der eklatante Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit scheint den meisten Guerilleros nicht einmal aufgefallen zu sein, aber Kindersoldaten zählen nun mal zum Skrupellosesten und deshalb Gefährlichsten, was man sich unterhalb eines Kampf-Roboters denken kann. In einer Anwandlung heroischer Immoralität sagten sie sich, wo gehobelt wird, fallen Späne, und gingen mit einem ebenso leidenschaftlich-beherzten wie emotional armseligen „Umso schlimmer für die Umstände“ zum revolutionären Tagesgeschäft über, indem sie den nächsten Terroranschlag planten. Man kann einen Mitbürger indes nicht nur in seiner Funktion als „bewaffneten Arm des Kapitalismus“ töten – man ermordet immer den ganzen Menschen, liebe (Möchtegern-)Terroristinnen jederlei Geschlechts.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Mittwoch, 22 Juni 2022

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