Verteidigungsministerium: An die Spitze gehört ein Gedienter

Verteidigungsministerium: An die Spitze gehört ein Gedienter


Unter allen deutschen Regierungen der letzten Jahrzehnte (!) war das Ministerium der Verteidigung das Stiefkind.

Verteidigungsministerium: An die Spitze gehört ein Gedienter

Von Wolfgang Will

Es wurde verantwortungslos Schrumpfkuren unterzogen, weil das den Friedenshanseln bei SPD und mehr noch Grünen entgegenkam. Es wurde rücksichtslos gespart, selbst wenn das die Sicherheit der Soldaten gefährdete. So entstand das auch von vielen Medien geförderte Image einer „nicht einsatzfähigen“ Bundeswehr.

 

Doch das stimmte keineswegs. Vor allem die vielen Auslandseinsätze der deutschen Streitkräfte, die von Betroffenen und Verbündeten  generell hoch gelobt wurden, beweisen das Gegenteil. Aber diese Tatsache wurde in Deutschland nicht gebührend  zur Kenntnis genommen, schon gar nicht entsprechend gewürdigt. Weder Politik noch Medien engagieren sich gern mit Militärischem.

 

Das betrifft auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die gibt es seit 1959. Die damals noch junge deutsche Luftwaffe flog Medikamente nach Marokko, ein Jahr später gab es einen größeren und längeren Einsatz ins Erdbebengebiet von Agadir. Inzwischen ist die Bundeswehr weltweit im Einsatz, mit Heer, Luftwaffe und Marine. Details unterliegen vielfach der Geheimhaltung, aber Experten beziffern die Zahl der deutschen Soldaten im Auslandseinsatz auf rund 3 000. Mehr als 100 deutsche Soldaten kamen bisher bei Auslandseinsätzen ums Leben. Die Bundeswehreinheiten im Ausland werden alle sechs Monate ausgetauscht.

 

Bedingt durch den russischen Überfall auf die Ukraine unterhält die NATO in Litauen eine 5 000 Mann umfassende Kampfgruppe, die von der Bundeswehr angeführt wird. Das deutsche Kontingent umfasst etwa 1 200 Soldaten. Sie sind mit den modernsten Geräten ausgerüstet. Dazu gehören Panzer des Typs Leopard 2, gepanzerte Truppentransporter Boxer, Panzerhaubitzen 2000 und Aufklärungsdrohnen Luna.  Ein deutscher Generalstabsoffizier: „Zu- hause mag es an diesem und jenem fehlen – bei uns hier nicht“. 

 

Israel spielt bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr eine Sonderrolle. Deutsche Eurofighter-Jagdbomber sind immer wieder zeitweise auf Stützpunkten der israelischen Luftwaffe stationiert, weil sie über der Negev-Wüste besser trainieren können als über dem dicht besiedelten Europa. Im Gegenzug schicken die Israelis ihre Kampfjets auf Stützpunkte in Deutschland.

 

Bundeskanzler Scholz hat die Modernisierung der gesamten Bundeswehr zur Chefsache erklärt. Ihm steht dafür ein Sondervermögen von 100 Milliarden Dollar zur Verfügung. „Wenn das richtig eingesetzt wird, kann die gesamte Bundeswehr so schlagkräftig werden wie ihre Einheiten in Litauen“, urteilt ein Luftwaffenoffizier in der Berliner Steinhoff-Kaserne.  Aber er fügt auch hinzu: „An die Spitze des Verteidigungsministeriums gehört ein Gedienter“ – also ein Soldat.

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Kuebi = Armin Kübelbeck, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons


Montag, 11 Juli 2022

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