ZDF wirft Kritiker des iranischen Kopftuch-Zwangs „antimuslimischen Rassismus“ vor

ZDF wirft Kritiker des iranischen Kopftuch-Zwangs „antimuslimischen Rassismus“ vor


Der kürzliche Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini hat weltweit Schlagzeilen gemacht. In den letzten Tagen hat auch das ZDF dazu Stellung bezogen – und heftige Empörung ausgelöst.

ZDF wirft Kritiker des iranischen Kopftuch-Zwangs „antimuslimischen Rassismus“ vor

Von Manfred W. Black

In Teheran war Amini am 13. September von der dortigen Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie angeblich nicht korrekt das für iranische Frauen vorgeschriebene Kopftuch getragen hatte. Die Polizei behauptet, Aminis Kopftuch habe nicht alle Kopfhaare der jungen Frau bedeckt.

Offenbar ins Koma geprügelt

Kurz nach der Festnahme, am 18. September, kam Mahsa Amini zu Tode. Oppositionelle in Teheran erklären, die Verhaftete sei von Polizisten ins Koma geprügelt worden. Nach der Festnahme sei der Kopf Aminis in einem „Polizeiauto gegen die Scheibe geschlagen worden, was zu einer Hirnblutung geführt habe“ (Bild-Zeitung).

Die Polizei behauptet, die junge Frau habe Herzprobleme gehabt und sei auf der Wache in Ohnmacht gefallen und dann gestorben.

Beobachter vermuten, dass bei dem Todesfall auch eine Rolle gespielt haben könnte, dass Amini eine Kurdin war. Einer der Vornamen der Frau lautete Jina. Dieser Vorname ist im Iran verboten, weil er als kurdisch gilt. Kurden werden vom Mullah-Regime seit Jahrzehnten besonders intensiv unterdrückt und verfolgt.

Proteste im Iran

Nach dem Tod von Amini ist es mehrfach zu Protesten im Iran gekommen – insbesondere in Teheran. Einige Frauen haben offenbar aus Solidarität mit Mahsa Amini öffentlich Kopftücher verbrannt. Anschließend kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten.

An mehreren Orten, berichtet der Spiegel, skandierten die Demonstranten: „Wir fürchten uns nicht, wir sind alle zusammen“. Auf einigen Straßen seien auch Rufe wie „Tod dem Diktator“ zu hören gewesen.

ZDF verwickelt sich in die Kontroversen

Auch das ZDF ist inzwischen in die Auseinandersetzungen im Iran verwickelt. Auf seinen Facebook-Seiten wendete sich der Sender dagegen, Kritik am islamischen Kopftuch zu üben. Das ZDF wirft einem Facebooknutzer, der Befürworter des politisch-religiösen Kopftuches auf ironische Art kritisiert hatte, sogar „antimuslimischen Rassismus“ vor.

Unter einem Facebook-Beitrag der TV-Sendung „ZDF heute“ zum Tod Aminis hatte dieser Kopftuchkritiker den Tod Aminis kommentiert und dabei generelle Kritik am obligatorischen islamischen Kopftuch geübt.

Er schrieb: „Und bei uns behaupten die Woken, Kopftuch und Burka wären ein Zeichen für Freiheit. So kann man sich irren!“

„Das Zweite“ will keine Kritik am islamischen Kopftuch

Das hat das ZDF gar nicht amüsiert. Der Sender antwortete mit längeren Sätzen – und geisselte letztlich nicht das iranische Terrorregime, sondern den deutschen Kritiker.

Zunächst schrieb das ZDF noch etwas nebulos: Bei dem Tode der jungen Frau handele „es sich um den Tod einer Frau in Polizeigewahrsam, dessen Umstände noch nicht aufgeklärt sind“.

Im Raum stehe, so der öffentlich-rechtliche Fernsehsender, „der Vorwurf von Polizeigewalt“. Die erfolgte Festnahme sei jedoch erfolgt nach „den entsprechenden Gesetzen im Iran, die Sie berechtigterweise kritisieren“.

ZDF verteidigt das islamische Kopftuch

Dann verteidigt das ZDF generell das politische Kopftuch: „Ihre Kritik an den Gesetzen im Iran jedoch generell auf das Tragen eines Kopftuchs zu übertragen verlässt den hier besprochenen Kontext, diffamiert Kopftuchtragende und reproduziert antimuslimischen Rassismus.“

Die Bild-Zeitung hat die Worte des Fernsehsenders aufgespießt und so zusammengefasst: „Unter einem Beitrag von ‚ZDF heute‘ kommentiert das Team des öffentlich-rechtlichen Senders einen Nutzer-Beitrag und verteidigt die Kopftuch-Gesetze der Mullahs.“

Ahmad Mansour übt heftige Kritik am ZDF

Die überraschende Argumentation des ZDF-Teams hat den Islam-Experten Ahmad Mansour, der einst in einer arabischen Stadt Israels geboren wurde, auf den Plan gerufen. Mansour ist dagegen, dass Kopftücher für Frauen und sogar schon für kleine Mädchen vorgeschrieben werden.

Die Diskussion über das Kopftuch werde laut Mansour „gerade im Iran und in vielen muslimischen Ländern geführt und es wäre gut, sie auch in Deutschland zu führen“.

Mansour zeigt sich irritiert von dem Versuch des ZDF, das aktuelle Geschehen im Iran auf Deutschland zu beziehen. „Den Begriff ‚Polizeigewalt‘ im Kontext des Iran zu nutzen, impliziert einen Vergleich mit Deutschland und lenkt die Schuld auf die Polizei, obwohl es sich hier um ein mörderisches, ideologisches Regime handelt.“ Die Polizei im Iran sei „nur ein Instrument“.

Seyran Ates: Das ZDF ist frauenfeindlich

Für die deutsch-türkische Imamin Seyran Ate?, die bereits mehrfach moderate Muslime dazu aufgerufen hat, „gegen den Islamismus zu kämpfen“, ist die mediale Reaktion des ZDF „ein Ausmaß an Frauenfeindlichkeit, wie ich es mir in Deutschland nicht mehr vorgestellt hätte“.

Ates positioniert sich auch zum Tod von Masah Amini: „Der einzige Grund, warum diese Frau sterben musste ist, dass sie kein Kopftuch tragen wollte. Die Antwort ist ein riesiger Skandal voller Menschenverachtung.“


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Donnerstag, 22 September 2022

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