Mammut-Drogenprozess - Medien nennen keine Namen

Mammut-Drogenprozess - Medien nennen keine Namen


Nach dem bisher größten Drogenprozess in der Geschichte der Hansestadt hat das Hamburger Landgericht die Urteile für sieben Angeklagte gefällt, die in den Medien stets nur als „die Männer“ bezeichnet werden. Die Drogen-Schwerverbrecher, die offenbar zu einem vielfältig strukturierten, mafiaartig organisierten Clan gehören, kommen nun bis zu zwölf Jahre ins Gefängnis.

Mammut-Drogenprozess - Medien nennen keine Namen

Von Manfred W. Black

Wie in den meisten anderen, ähnlich gelagerten Fällen: Richter und Journalisten – etwa vom NDR, von der Welt oder vom Hamburger Abendblatt – sind bis heute auffällig bestrebt, nähere Hinweise zum persönlichen Hintergrund und vor allem zur ethnischen Herkunft der Verurteilten zu vermeiden.

Nur das Alter der Angeklagten wird genannt. Zum Verlauf des Prozesses ist aber sonst in vielen Einzelheiten berichtet worden.

Hauptangeklagter hat frühzeitig gestanden

So schreibt der NDR: „Für den Hauptangeklagten unter den 28 bis 60 Jahre alten Männern stand die Höchststrafe im Raum: 15 Jahre Gefängnis.“ Die habe er aber „durch ein Geständnis abgewendet“.

Nun kommt er für zwölf Jahre hinter Gitter. Wenn er nicht schon nach acht Jahren wegen „guter Führung“ vorzeitig wieder in die Freiheit entlassen wird.

Die sechs anderen angeklagten Männer haben Haftstrafen zwischen 45 Monaten und zehn Jahren bekommen.

Drei Tonnen Kokain geschmuggelt

Offenbar haben insgesamt zehn „Männer“ einer Drogenbande mehr als drei Tonnen Kokain aus Südamerika über den Hamburger Hafen nach Norddeutschland geschmuggelt. Drei dieser Hochkriminellen werden noch in einem anderen Prozess vor Gericht gestellt.

Der Straßenverkaufswert des geschmuggelten Kokains ist auf etwa 300 Millionen Euro geschätzt worden. „Die Bandenmitglieder fungierten als ‚Tür‘, wie es im Jargon heißt: Sie brachten die Container aus dem Hafen, nahmen die Drogen aus ihrem Versteck zwischen Reis und Ananas und verkauften sie“ (NDR).

Ein ganzes Jahr hat der Gerichtsprozess gedauert. Die Angeklagten waren vor zwei Jahren im Verlauf einer Großrazzia festgenommen worden.

Hinter vorgehaltener Hand

Nur die Bild-Zeitung hat in ihrem jüngsten – allerdings erstaunlich kurz gehaltenen – Artikel zumindest den Vornamen des 41-jährigen Hauptangeklagten genannt: Er heißt Mehmet.

Ein Name, der in arabischen Ländern und in der Türkei weit verbreitet ist. Bild schreibt über ihn: „Der massige Glatzkopf war Chef einer Bande“.

Alle anderen Namen der Angeklagten verschweigt auch die Bild-Zeitung. Nur durch sorgfältige Recherchen gelingt es, ein wenig Licht in dieses namentliche Dunkel zu bringen.

Schon im Vorfeld der Festnahmen sind drei der jetzt Verurteilten in Hamburg vor wenigen Jahren auffällig geworden – vor allem durch eine Schießerei in der Fischbeker Heide (Hamburg-Harburg).

Arabische Wurzeln

Damals kursierten insbesondere drei Namen. Ihaab El R., Nader H. und Serkan G. sind damals in die Hände der Polizei gefallen. Sie haben allem Anschein nach libanesische und ägyptische Wurzeln und leben als Migranten teils schon in der dritten Generation in Deutschland.

Clan-Mitglieder besitzen heutzutage durchweg – oft neben einer weiteren Staatsangehörigkeit – die deutsche Staatsbürgerschaft, die in der Bundesrepublik inzwischen leicht zu erlangen ist.

Marokkaner beherrschen Drogenszene

Die Drogenszene wird in Westeuropa derzeit weitgehend von Marokkanern beherrscht. Besonders in den Niederlanden wächst die Macht der sogenannten „Mocro Maffia“ ständig. „Jährlich soll die Bande zwischen 20 und 30 Menschen auf offener Straße liquidieren lassen“ (Focus).

„Ihr Netzwerk reicht bis nach Deutschland“, schreibt das Münchener Magazin. Die Hafenstadt Hamburg ist hierzulande ein besonders wichtiger Standort – auch für den Drogenschmuggel.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Heide-Daniel, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons


Freitag, 23 September 2022

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