Typisch deutsch: Hysterien ohne Ende Klima, Kernkraft, Kohle

Typisch deutsch: Hysterien ohne Ende Klima, Kernkraft, Kohle


Eine FAZ-Korrespondentin nannte die dauernde Diskussion um Kernkraftwerke kürzlich in einem sonntäglichen „Presseclub“ ein „typisch deutsches Problem“

Typisch deutsch: Hysterien ohne Ende                            Klima, Kernkraft, Kohle

Von Wolfgang Will

Denn während Atomstrom weltweit als absolut sicher und vor allem preiswert gilt und an den deutschen Grenzen zu Belgien und Tschechien neue Uranmeiler gebaut werden, gelten Kernkraftwerke in Deutschland als „Teufelszeug“. Obwohl  die deutschen  Atomkraftwerke als die modernsten Stromlieferanten der Welt gelten, werden sie abgeschafft.

 

Doch das ist nicht der einzige typisch deutsche“Wahnwitz“. Auf eine Vielzahl davon geht der Physiker Vince Ebert in seinem bemerkenswerten und spannenden Buch  „Lichtblick statt Blackout“ ein, das soeben bei dtv erschienen ist. Im Untertitel wird das Anliegen des SPIEGEL-Bestsellerautor umrissen: „Warum wir beim Weltverbessern neu denken müssen“.

 

Da präsentiert er den Atomstrom-Gegnern diese Erkenntnis: „Was die Energiedichte angeht, wird Öl nur noch von einem kommerziell verwendeten Rohstoff geschlagen – Uran. Die Energiedichte von Uran ist so enorm,  dass man sie sich kaum vorstellen kann: Etwa zwei Millionen Mal höher als die von Kohle und eine Million Mal höher als die von Öl. Würde der gesamte Energiebedarf meines ganzen Lebens durch die Spaltung von Uran abgedeckt, würde dabei eine Menge Atomabfall anfallen, die locker in  eine Getränkedose lose passt“.

 

Dem ach so lautstarken deutschen Anti-Atom-Klüngel, der vorbehaltlos für Sonne und Wind als Stromerzeuger plädiert, schreibt Vince Ebert geradezu ins Stammbuch:

 

„ Wenn Sie ein mittleres Kohlekraftwerk durch Sonnenkollektoren ersetzen wollen, brauchen Sie dafür etwa die Fläche von ganz Düsseldorf . . . Rechnen wir mal ganz konkret den Flächenbedarf der etwas effizienteren Windenergie-Anlagen aus: Im  Jahr 2021 erzeugten in Deutschland 30 000 Windkraftanlagen 113 Terawattstunden (TWh) Strom . . . Mit einer TWh könnten Sie zum Beispiel den gesamten Tegernsee um 2,5 Grad erwärmen.  . . oder sich 140 000 Jahre nonstop die Haare föhnen . . . Ein mittleres Kernkraftwerk produziert im Jahr etwa 11 TWh. Das heißt: Um ein Kernkraftwerk durch Windkraft zu ersetzen, benötigt man  einen Windpark mit 3 000 Turbinen. Ein Kernkraftwerk hat typischerweise eine Fläche von 1,4  Quadratkilometern  Ein Windpark mit 3 000 Anlagen dagegen würde eine Fläche von unglaublichen 7 500 Quadratkilometer benötigen“.

 

Das Buch ist ein wissenschaftlicher Klima-Krimi: Es fällt einem schwer, es aus der Hand zu legen.  Denn Seite für Seite sorgt der Autor für Überraschungen und neue Erkenntnisse. Vielfach präsentiert er sie auch mit Humor – oder Zynismus. Etwa dann, wenn er zu den Klebefetischisten und Gemäldeschändern  meint: „Ich befürchte, das Einzige was die so genannte `Letzte Generation` von den düsteren Prophezeiungen der Zeugen Jehovas unterscheidet, ist, dass sie nach dem Weltuntergang noch nicht mal in den Himmel kommen“

 

Vince Ebert ist davon überzeugt, dass der weltweite Elektrizitätsbedarf  ohne Kernenergie und ohne Kohle oder Öl/Gas in Zunft nicht zu decken ist .Andere Nationen haben das längst erkannt: Polen beginnt noch in diesem Jahr (2022) mit dem Bau seiner ersten Kernkraftanlage, Südafrika nahm gerade das viertgrößte Kohlekraftwerk der Welt in Betrieb, Nigeria – Afrikas größter Rohölproduzent – will bis 2025 mehr als 100 Öl- und Gasprojekte in Betrieb nehmen  und baut Raffinerie nach Raffinerie. China hat seinen CO2-Ausstoß  in den letzten 20 Jahren verdreifacht und verbraucht mehr Steinkohle als alle anderen Länder zusammen. s

 

Deutschland benimmt sich auch in Sachen Bio- und Nachhaltigkeit (welch ein unschönes  Wort) hysterisch. Bio quasi über alles – der Rest der Welt schüttelt den Kopf, Um wieder Vince Ebert und seinen Humor  zu Wort kommen zu lassen: „Interessanterweise fragt beim Thema Nachhaltigkeit keiner: Nachhaltig für wie lange? Für 100 Jahre? Für 1 000? Vielleicht so gar zum Karriereende von Thomas Gottschalk?“.

 

Ebert hat schließlich völlig zu Recht auch kritische Worte für die Allgemeinheit:“Dass heutzutage junge Aktivisten die Weltrettungsdebatten mit teilweise radikalen Forderungen bestimmen, liegt nicht unbedingt daran, dass sie uneingeschränkt recht haben, sondern, dass es so viel Erwachsene nicht wagen, sie in einer schlichten Diskussion herauszufordern. Lieber lassen sie sich von ihnen wie ungezogene Kinder behandeln“.  Eberts Schlussfolgerung: „Müsste ich mich entscheiden, so hielte ich die Anpassung an den Klimawandel für einen besseren Ansatz als den Versuch, ihn vermeiden zu wollen“.

(Bemerkenswert sind die vielen Seiten der Quellenhinweise. In einer Neuauflage sollte unbedingt ein Stichwortverzeichnis angefügt werden).

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: We El, Public domain, via Wikimedia Commons


Donnerstag, 03 November 2022

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