Die neue „Adlon“-Chefin besitzt 200 Paar SchuheDie neue „Adlon“-Chefin besitzt 200 Paar Schuhe
Quasi von Kindsbeinen an ist die Hotellerie ihre große Leidenschaft – ausgenommen vielleicht ihr ausgeprägter Schuhtick. „Ja“, gestand sie einmal, „ich habe mich schon immer fürs Hotelwesen interessiert. Ein Hotel zu leiten war tatsächlich ein Ziel von mir“.
Von Wolfgang Will
Dieser Wunsch fand jetzt seine Krönung: Karina Ansos, in Barcelona geborene Französin, wurde zur Direktorin des Spitzenklassehotels „Adlon“ berufen - als gerade mal 50-Jährige.
Ihre Laufbahn hatte im Hamburger „Atlantik“ begonnen. Stetig ging es für sie bergauf, etwa über das Hotel „Elephant“ in Weimar und zwei Hotels in China, in Suzhou und in Shanghai. „Frauen“, unterstreicht sie, „haben einen anderen Führungsstil als Männer. In gewissen Positionen zeigen sie schon etwas mehr Balance, sie sind häufig einfühlsamer und rationaler, wenn es um Entscheidungen geht“.
O Wie die meisten Hotels, in denen sie leitende Positionen bekleidete, gehört auch das „Adlon“ in Berlin zum weltumspannenden Hotel-Imperium Kempinski. Das ist Europas älteste Luxushotelgruppe. Sie geht zurück auf Berthold Kempinski (1843 – 1910), der 1871 von Breslau nach Berlin übersiedelte und da in der Friedrichstraße 176 eine Weinhandlung mit Probierstube eröffnete. Er nahm seinen Schwager Richard Unger, einen Bankier, ins Unternehmen auf. Der entwickelte die Gruppe weiter. Die Kempinskis waren jüdischen Glaubens, viele von ihnen wurden von den Nazis umgebracht, einige konnten emigrieren. Ihre Unternehmen wurden „arisiert“. Nach dem 2. Weltkrieg begann die neue Kempinski-Epoche sehr bescheiden, doch bald flossen die Gelder ausländischer Investoren in Strömen, vor allem auch aus den arabischen Emiraten. Heute firmieren viele Hundert Hotels als „Kempinski“, einige Dutzend mit 5 Sternen – wie das
O “Adlon“, das nunmehr erstmals in seiner langen, bewegten Geschichte von der einer Frau - Karina Ansos – geführt wird. Es geht auf Lorenz Adlon (1849 – 1921) zurück, geboren als das sechste von neun Kindern in Mainz. Vater Schuhmacher, Mutter Hebamme. Lorenz lernt Tischler in einer Mainzer Kunstschreinerei, betreibt nebenbei kleinere Imbisse auf Schützen- und Studentenfesten. Er schafft es, die Restaurationen der Gewerbeausstellung Nürnberg 1882 und der Weltausstellung Amsterdam ein Jahr später zu übernehmen und geht schließlich um 1888/89 nach Berlin. Hier kauft er nach und nach bekannte Restaurants, etwa die Zoo-Terrassen oder das „Dressel“ am Neuen See im Tiergarten. Zu seinen Immobilienkäufen gehört auch das Palais Reedern am Brandenburger Tor. Das lässt er trotz der noblen Fassade von Friedrich Schinkel abreißen, um s e i n „Adlon“ bauen zu können. Das Hotel wird das luxuriöseste Europas, hier steigen selbst Zar Nikolaus II. und Englands König Georg V. ab. Lorenz Adlons Leben endet tragisch: Er stirbt 1921 nach zwei Unfällen mit Automobilen in der mittleren Durchfahrt des Brandenburger Tores.
Dieses „Adlon“ übersteht den 2. Weltkrieg nahezu unbeschädigt. Es brannte im erst 1945 aus, nachdem Soldaten der Sowjetarmee im Weinkeller des Hotels den Sieg über Hitler gefeiert hatten.
Heute zählt das 1997 eröffnete Kempinski „Adlon“ am Pariser Platz Berlins, am Brandenburger Tor, mit einem Umsatz von etwa 65 Millionen Euro im Jahr – geschätzt - zu den finanzstärksten Nobelherbergen Deutschlands. Es hat 307 Zimmer und 78 Suiten und drei Restaurants. Und erstmals eine Frau an der Spitze. Privat bevorzugt sie Anonymität. Der BILD gestand sie einmal den Besitz von etwa 200 Paar Schuhen.
Ihre Berufung an die „Adlon“-Spitze bezeichnet Karina Ansos als „große Ehre“. Es habe weniger mit ihrem Geschlecht zu tun „als vielmehr mit der Tatsache, dass ich mit meinem Team immer hart an unseren Zielen gearbeitet habe“.
Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York
Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: © Raimond Spekking via Wikimedia
Sonntag, 04 Dezember 2022
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