Bundesmärchenminister verklagt Kiezkalle

Bundesmärchenminister verklagt Kiezkalle


Auf ausdrücklichen Wunsch aus dem Bundesmärchenministerium werden die Organe der Rechtspflege durch eine Strafsache belastet, die auch als Bagatelle aus der Welt geschafft worden sein könnte.

Bundesmärchenminister verklagt Kiezkalle

Von Ramiro Fulano

Meine Damen und Herren, es ist gar nicht so lange her, daß unser ökologisch-korrekter Bundesmärchenminister in irgendeiner Maischberger-Sendung, oder in einem anderen geistigen Elendsviertel des öffentlich-rechtlichen Einbildungsfernsehens, dem Publikum weißzumachen versuchte, Wirtschaftsbetriebe gingen nicht deshalb pleite, nur weil sie keine Einnahmen mehr erzielen.

Wir wissen nicht, welche Fachquellen Herr Habeck für seine steile These in Stellung bringen konnte. Aber wir möchten ihn auch an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass der Unterschied zwischen einer finanziellen Durststrecke und der Zahlungsunfähigkeit nur eine Frage der Zeit ist. Zumindest, wenn man oder frau den Lebensunterhalt – im bemerkenswerten Gegensatz zu Bundesmärchenministern – nicht auf Kosten der Zahler von Einkommensteuer bestreiten kann.

Außerdem könnte man dem Kinderbuchautoren vielleicht auch noch mal erklären, was es mit der sogenannten Insolvenzverschleppung auf sich hat.

Angesichts von Habeck und seinen sagen wir mal durchaus etwas idiosynkratischen (vulgo: eigentümlichen, eigenartigen) wirtschaftstheoretischen Vorstellungen wusste “Kalle”, eine vielleicht auch nur vermeintliche Koryphäe auf Sankt Pauli, sich nur mit einer derzeit populären Verbalinjurie Luft zu machen, verbunden mit den besten Wünschen für Habecks neue Wirkungsstätte.

Wir wissen nicht, welche Blockwärterin jederlei Geschlechts die Kurznachrichten in den “sozialen” Medien durchforstet, um sich stellvertretend für die deutsche Ökopathie angegriffen zu fühlen. Oder weil sie die aus der DDR bekannten gesellschaftlichen Gerichte (höchst vielbeschätigte Organisationen der sozialistischen “Rechts”-Pflege) vermisst.

Fakt ist, dass Kiezkalle nun für Überlegungen ein Aktenzeichen bei der Staatsanwaltschaft hat, wie sie so oder so ähnlich inzwischen nicht allein er in der Stille seiner Gedanken und Gefühle angestellt haben wird.

Nun ist es allgemein bekannt, was in Germany alles als Beleidigung gilt, und was nicht. Es ist, im internationalen Vergleich, ziemlich viel. Denn wahrscheinlich ist Habeck nicht der einzige Deutsche, der sich schnell angegriffen fühlt.

Kiezkalles Äußerung hingegen liegt – so, wie auch der Sankt-Pauli-Kiez – im soliden Mittelfeld aller denkbaren Beleidigungen. Irgendwo zwischen Mittelfinger und Scheibenwischer.

Ich persönlich bin mit Weltgegenden vertraut, in denen es völlig normal ist, sich unter Freunden, Kollegen und Bekannten mit Begriffen anzureden, auf die viele Menschen in Krautland auf eine geradezu gründerzeitliche Art pikiert reagieren.

Das geht so weit, dass man in Argentinien als Außenstehender den Eindruck gewinnen kann, die eine Hälfte des Landes hieße Arschloch und die andere Blödmann. Und keiner fühlt sich davon angegriffen. Zumindest, solange man ihn nicht als Politiker oder Minister tituliert.

Habeck jedoch tat Kiezkalle einen Gefallen: Er adelte ihn für seine eventuelle Ehrenrührigkeit zum Gegner in einer öffentlichen Hauptverhandlung. Und das für eine Sache, die für das Strafbefehlsverfahren wie gemacht erscheint. Also werden nun knappe Ressourcen verplempert, die dann für wichtigere Erkenntnisverfahren fehlen.

Aber natürlich gilt auch für Bundesmärchenminister die Unschuldsvermutung: Vielleicht wusste Habeck nicht von der Möglichkeit, sein empfindliches Ego ohne einen politischen Schauprozess zu rehabilitieren. Und das ist ja nun mal Sinn und Zweck der Strafjustiz: die Rehabilitation der Täter (m, w, d, x).

Vermutlich will Habeck sich den mehr oder weniger sicheren juristischen Triumph nicht nehmen lassen, von der Spitze der Bunterepublik eine vielleicht auch nur vermeintliche hamburgische Lokal-Koryphäe noch tiefer in den Gassenkummer von Sankt Pauli zu treten.

Wir wissen übrigens nicht, ob Habeck Kiezkalle die Möglichkeit zur tätigen Reue eingeräumt hat.

Statt also die Sache ohne viel Tamtam aus der Welt zu geschafft zu haben, muss der Kinderbuchautor nunmehr in Kauf nehmen, dass die von ihm beanstandete Qualifikation in aller Öffentlichkeit mehrfach wiederholt werden wird, damit er sein Recht bekommen kann. Wer hat davon nun den größeren Schaden, Kiezkalle oder Habeck?


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Samstag, 25 Februar 2023

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