Wohnungsbau in der Krise: Stornierungen nehmen zu, Kosten steigen und Arbeitsplätze sind in GefahrWohnungsbau in der Krise: Stornierungen nehmen zu, Kosten steigen und Arbeitsplätze sind in Gefahr
Die Stornierungen im Wohnungsbau haben weiter zugenommen, wie aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht.
Demnach meldeten zuletzt 16 Prozent der Unternehmen abgesagte Aufträge, nach 14,3 Prozent im Februar und 13,6 Prozent im Januar. Ifo-Forscher Felix Leiss erklärt, dass sich die Situation im Wohnungsbau weiter zuspitzt, da viele Wohnungsbauprojekte aufgrund der gestiegenen Baukosten und höheren Finanzierungszinsen nicht mehr rentabel seien.
Die Geschäftserwartungen notieren derzeit bei -56 Punkten, eine Verbesserung gegenüber dem Februarwert von -64,5 Punkten. Dennoch befürchten Unternehmen weiterhin Geschäftseinbußen. Leiss betont, dass gut gefüllte Auftragsbücher den Effekt auf die Bautätigkeit derzeit noch abmildern, jedoch wird der Auftragsvorrat die wachsende Lücke bei den Neuaufträgen nicht ewig füllen können.
Laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) droht dem Wohnungsbau eine jahrzehntelange Krise und der Abbau von Arbeitsplätzen. IG-Bau-Chef Robert Feiger warnt, dass der Abbau bei den Beschäftigten auf dem Bau sechsmal schneller verlaufe als der Personal-Aufbau. Ein ähnlicher Effekt wie in der Gastronomie während der Corona-Pandemie drohe, die zahlreiche Beschäftigte verloren hatte und immer noch mit Personalengpässen zu kämpfen hat.
Feiger nimmt Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in die Pflicht, der sich beim Bauen und Wohnen nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Andernfalls drohe ein "Desaster". Der Wohnungsbau hat aktuell mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen, darunter das veränderte Zinsumfeld und gestiegene Baupreise.
Laut einer Studie des schleswig-holsteinischen Bauforschungs-Instituts Arge Kiel haben sich die Kosten für den Rohbau seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Beim technischen Ausbau sind Preissteigerungen von 318 Prozent zu verzeichnen, während die Baunebenkosten um 125 Prozent und der konstruktive Ausbau um 139 Prozent gestiegen sind. Auch die Entwicklung bei den Materialpreisen verteuert das Bauen. Warmgewälzte Betonstahl-Stäbe sind in den letzten drei Jahren um 79 Prozent teurer geworden, Bauholz um 34 Prozent und Zement und Baukies um fast zwei Drittel.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Symbolbild
Donnerstag, 20 April 2023