Zum revolutionären 1.Mai

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Der Heilige Stuhl beginnt das Verfahren zur Seligsprechung des Oberst Argentino del Valle Larrabure.

Zum revolutionären 1.Mai

Von Ramiro Fulano

Larrabure wurde im August 1975 während der verfassungsmäßigen Regierung der Witwe María Estela Martínez de Perón nach einjähriger Entführung in einem “Volksgefängnis” von Aktivisten der argentinischen ERP (Revolutionäre Volksarmee) ermordet. Es handelt sich um einen der emblematischsten Fälle von linksradikaler Gewalt in den 1970er Jahren.

Auf die Petition, die der argentinische Militärbischof in Rom, Monsignore Santiago Olivera, eingereicht hat, wurde durch den italienischen Kardinal Marcelo Semerano, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, das "nihil obsta" (nichts steht im Wege) bestätigt, d.h. die Erlaubnis des Heiligen Stuhls, den Seligsprechungsprozess einzuleiten, ist somit erteilt.

“Larrabures Vorbild kann helfen, Gefühle der Feindschaft und des Hasses zu überwinden", sagte Bischof Olivera in einem Gespräch mit LA NACION und hob die Bedeutung des Vermächtnisses von Oberst Larrabure in einer Zeit großer Spannungen und politischer Auseinandersetzungen in Argentinien hervor.

Der Militärbischof sammelte Zeugenaussagen und Dokumente, darunter Briefe, die der Soldat nach seiner Entführung durch die Revolutionäre Volksarmee (ERP) von seinem Gefangenenlager aus an seine Familie und seine Kollegen bei den Streitkräften schrieb.

Der 1932 in Tucumán geborene Larrabure war stellvertretender Direktor der Militärfabrik für Schießpulver und Sprengstoffe in Villa María und wurde am 12. August 1974 während der Regierung von María Estela Martínez de Perón entführt. Er wurde 372 Tage von der ERP der Freiheit beraubt, zunächst in Córdoba und dann, ab November 1974, in einem "Volksgefängnis" am Rande von Rosario. Er wurde am 19. August 1975 im Alter von 43 Jahren von Aktivist*innen der ERP erwürgt und vier Tage später in einem Straßengraben an der Ruta Nacional 178 tot aufgefunden.

In der Gefangenschaft wurde er zum Oberstleutnant befördert - ein beispielloser Fall - und erhielt nach seinem Tod den Rang eines Obersts. Seine sterblichen Überreste befinden sich im Pantheon der Sociedad de Socorros Mutuos auf dem Friedhof von Chacarita in Buenos Aires.

Laburre war mit María Susana de San Martín verheiratet und hatte zwei Kinder - María Susana und Arturo Cirilo Larrabure - und im Februar 1974, Monate vor seiner Entführung, hatte ihm das Gericht das Sorgerecht für den 9-jährigen Jorge Alberto zugesprochen.

"Larrabure erinnert uns an sehr traurige und schwierige Zeiten in Zeiten der Demokratie. Zeiten, die von Gewalt, Angriffen, Missachtung der Menschenrechte und Todesfällen geprägt sind. Aber der Oberst ist eine Figur, die weit davon entfernt ist, Hass- oder Rachegefühle zu hegen, und die zu Vergebung und Liebe einlädt", so Monsignore Olivera in einer Botschaft an die Gemeinde des Militärbistums.

In einem Brief an seine Familie aus der Gefangenschaft vom 22. Oktober 1974 schrieb Larrabure: "An meine Kinder und besonders an mein Patenkind, vergesst meine Botschaft nicht: Auch wenn das Schlimmste passiert, dürft ihr niemanden hassen und den Schlag erwidern, indem ihr die andere Wange hinhaltet".

Die Familie des Soldaten erhielt während der Entführung sieben Briefe von ihrem Vater. "Einige kamen mit der Post, andere mussten wir an Stellen abholen, die uns (von der ERP, Anm.) genannt wurden", so sein Sohn Arturo gegenüber LA NACION. Der Soldat schrieb sie auf Zettel, die ihm von seinen Entführern gegeben wurden, mit Symbolen der Guerillaorganisation.

Oberst Larrabure bat seine Familie, auf diese Briefe durch in LA NACION veröffentlichte Kleinanzeigen zu antworten, denn das war die einzige Möglichkeit der Kommunikation, die sie hatten.

Der Militärbischof rief dazu auf, “auf die Gegenwart unserer Geschichte zu hören, damit sich der Hass nicht in unseren Herzen einnistet.”

In diesem Sinne fügte er hinzu: "Es ist eine Vorsehung und es liegt an uns, das Leben des Dieners Gottes Argentino del Valle Larrabure zu nutzen, um uns seiner Aufforderung anzuschließen, Gefühle der 'Konfrontation, der Feindschaft und des Hasses' beiseite zu lassen; wir wollen dem Rat folgen, an den wir uns heute mit großer Kraft erinnern".

Währenddessen hat das Verteidigungsministerium vorgestern General a.D. Rodrigo Soloaga aus einem offiziellen Auftrag entlassen, weil er bei einer Veranstaltung der Armee "der Kameraden gedachte, die aufgrund der Prozesse wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ihrer Freiheit beraubt wurden".

Der Oberste Gerichtshof prüft unterdessen einen Antrag auf Einstufung des Mordes an Larrabures als Verbrechen gegen die Menschheit, nachdem dieser von der Bundesstrafkammer abgelehnt worden war. Somit soll eine in Argentinien nach 15 Jahren erfolgte Verjährung des Mordes aufgehoben werden, zumal Verbrechen gegen die Menschheit auch in Argentinien nicht mehr verjähren können.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Screenshot YT


Sonntag, 30 April 2023

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