85 Jahre nach dem Abriss: Erinnerung an die alte Münchner Hauptsynagoge und ihr düsteres Erbe

85 Jahre nach dem Abriss: Erinnerung an die alte Münchner Hauptsynagoge und ihr düsteres Erbe


Am 9. Juni 1938 wurde die alte Münchner Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße dem Erdboden gleichgemacht - ein tragisches Ereignis, das sich in diesem Jahr zum 85. Mal jährt.

85 Jahre nach dem Abriss: Erinnerung an die alte Münchner Hauptsynagoge und ihr düsteres Erbe

Dieser dunkle Tag markierte nicht nur das Ende der alten jüdischen Gemeinde Münchens, sondern auch den Vorbote der kommenden Gewaltexzesse des 9. November.

Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKGM), erinnert sich an diesen traurigen Moment in der Geschichte ihrer Gemeinde. Als kleines Kind hat sie die alte Hauptsynagoge selbst noch kennengelernt. "Mein Vater war ein angesehenes Mitglied der Gemeinde, und wir waren immer wieder dort", erzählt sie. "Ich habe in meinem Leben selten ein solches Unglück in den Gesichtern gesehen wie an diesem Tag."

Der Abriss der Synagoge war mehr als nur ein Akt der Zerstörung. Es war ein deutliches Signal, dass das Regime gegen die jüdische Gemeinschaft nun keine Grenzen mehr kannte. "Die Zerstörung mitten in München machte auch dem Letzten klar, dass es im Vorgehen gegen die jüdische Gemeinschaft nun keine Grenzen mehr gab", sagt Knobloch.

Besonders erschreckend war die Reaktion der Gesellschaft. Es gab keinen Widerstand, kein Aufschrei. Die Machthaber interpretierten diese Passivität als Zustimmung, als Ermutigung, noch größere Gewalt anzuwenden. Die blutigen Ereignisse des 9. Novembers waren die folgenschwere Konsequenz dieser Gleichgültigkeit.

Heute, 85 Jahre später, hat die jüdische Gemeinschaft in München wieder ein Zuhause. Die neue Hauptsynagoge steht als Symbol für das Vertrauen in ein Land, das sich zum "Nie wieder" verpflichtet hat. Doch Knobloch warnt: "Gebäude allein können keine Sicherheit geben". Sie betont die Notwendigkeit, aktiv gegen den Hass von heute zu kämpfen und die Errungenschaften der Demokratie zu verteidigen.

Rückblickend auf den Abriss der alten Synagoge gibt es eine traurige Ironie: Die Synagoge wurde innerhalb eines Monats abgerissen und das Gelände in einen Parkplatz umgewandelt. Nach dem Krieg wurde das Grundstück restituiert und später verkauft, um den Bau der neuen Synagoge zu ermöglichen. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Erweiterung des Kaufhauses Oberpollinger. Ein Gedenkstein erinnert an die alte Synagoge und die dunkle Geschichte, die sie einst beherbergte.

Der 85. Jahrestag des Abrisses der alten Hauptsynagoge ist ein Moment des Gedenkens, aber auch eine Mahnung. Wir müssen uns an die Vergangenheit erinnern, um die Fehler der Geschichte nicht zu wiederholen und den Hass von heute entschlossen zu bekämpfen. Denn wie Dr. Charlotte Knobloch sagt: "Wir kämpfen nicht gegen den Hass der Geschichte. Wir kämpfen gegen den Hass von heute."


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild


Dienstag, 06 Juni 2023

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