Deutsche Botschafterin applaudierte Waffen-SS-MitgliedDeutsche Botschafterin applaudierte Waffen-SS-Mitglied
Der Skandal um den Auftritt eines 98-jährigen ehemaligen Mitglieds der Waffen-SS im kanadischen Parlament (Foto) erreicht nun die Bundesregierung: Die deutsche Botschafterin Sabine Sparwasser war bei dem Auftritt anwesend und applaudierte ebenfalls. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes tritt dabei abermals ins Fettnäpfchen.
Am 22.9.2023 trat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski im kanadischen Parlament in Ottawa zusammen mit Premierminister Justin Trudeau auf. Der Sprecher des Parlamentes Anthony Rota (Liberale) lud – wohl aus Versehen – den ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS Jaroslaw Hunka (98) ein, den er als »ukrainisch-kanadischen Weltkriegsveteran« vorstellte, der »für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen die Russen kämpfte und auch heute noch die Streitkräfte unterstützt, selbst im Alter von 98 Jahren«.
Nachdem am 23.9. der Politologe Ivan Katchanovski auf Twitter darauf hingewiesen hatte, dass Hunka Mitglied der 14. Waffen-SS-Division Galizien war, musste Rota nun zurücktreten. Premierminister Justin Trudeau entschuldigte sich für die »schreckliche Verletzung des Andenkens an die Millionen von Menschen, die im Holocaust umgekommen sind«. Trudeau nannte es einen »Fehler, der das Parlament und Kanada tief beschämt hat.«
Nun enthüllte der Alternativjournalist Florian Warweg von den NachDenkSeiten, dass die deutsche Botschafterin in Kanada, Sabine Sparwasser, »Herrn Hunka, (…) als (ehemaliges) Mitglied der Waffen-SS mit Standing Ovations gehuldigt« habe.
Am 27. September 2023 auf der Bundespressekonferenz von Warweg dazu befragt, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Sebastian Fischer, dass Sparwasser »die wahre Identität von Herrn Hunka, nämlich dass er als Freiwilliger Mitglied der Waffen-SS gewesen ist, … nicht bekannt war, da seine Teilnahme ja auch nicht angekündigt worden ist.«
Auf Nachfrage von Warweg, ob Botschafterin Sparwasser nicht im Rahmen der Allgemeinbildung in der Lage gewesen sein sollte, zu wissen, welche Seite im 2. Weltkrieg in der Ukraine »gegen die Russen kämpfte«, verstieg sich Fischer zu einer mindestens ebenso haarsträubenden Geschichtsklitterung. Fischer verglich die 14. Waffen-SS-Division Galizien mit der Polnischen Heimatarmee, die im Widerstand kämpfte:
»Es gab, glaube ich, auch im Zweiten Weltkrieg unterschiedlichste Gruppierungen. Sie kennen zum Beispiel die Polnische Heimatarmee, die sich sowohl gegen die Wehrmacht als auch gegen die Rote Armee gewehrt hat. Insofern ist es nicht ganz so eindeutig, wie Sie es sagen.«
Die Polnische Heimatarmee kämpfte beim Aufstand in Warschau 1944 gegen die 14. Waffen-SS-Division Galizien, die mehrere Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung verübte. Sie war u.a. im Dorf Huta Peniatska am Massaker an beinahe 1000 polnischen Zivilisten beteiligt. Fischer vermengt hier also Opfer mit Tätern.
Ukrainische Nationalisten feiern die »SS-Division Galizien« bis heute. Vergangenen Sonntag feierte die neofaschistische Asow-Brigade mit Fackelzug und Fahneneid an mehreren Orten in der Ukraine wie jedes Jahr martialisch den »Totentag«.
Autor: Freie Welt
Bild Quelle: Unavailable, Attribution, via Wikimedia Commons
Freitag, 29 September 2023