Tägliche Todesmeldungen von der Wirtschaftsfront

Tägliche Todesmeldungen von der Wirtschaftsfront


Vom 21. September 2019 bis zum 21. Februar 2024 gingen in Deutschland insgesamt 2.193.495 Arbeitsplätze verloren.

Tägliche Todesmeldungen von der Wirtschaftsfront

Von Meinrad Müller

Der Journalist Egon W. Kreutzer nimmt das traurige Szenario der Jobverluste der letzten Jahre unter die Lupe und veröffentlicht diese regelmäßig hier.

Im Wirtschaftsteil der Zeitungen finden wir seine Horrorzahlen nicht. Was fehlt, sind Zusammenfassungen über Insolvenzen, Betriebsschließungen, Entlassungen und über Stellenabbau. Die Berichterstattung über die Schattenseiten der deutschen Politik übernimmt daher ein kleiner bayerischer Verlag. Dessen nicht staatlich finanzierte Arbeit legt täglich den Finger in die blutenden Wunden unserer vielgepriesenen Marktwirtschaft, die politisch ruiniert wird.

Kreutzers Seite zeichnet ein Spiegelbild einer verfehlten Wirtschafts- und Energiepolitik, die von der Mehrheit einfach hingenommen wird. Längst müssten Tausende von Wirtschaftsverbänden auf die Barrikaden gehen und gegen die Berliner Bastille Sturm laufen. Jeder neue Eintrag in seinem sarkastisch genannten „Jobwunder-Archiv 11“ ist ein weiterer Nagel im Sarg der Hoffnung auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung.

Seine täglichen Dokumentationen, natürlich mit Quellenangaben, müssten jeden Tag im Wirtschaftsministerium einschlagen wie eine Taurus-Bombe. Alle Glocken müssten Sturm läuten, aber man hat dort andere wichtige Aufgaben, wie dem Import von Raketen-„Fachkräften“.

Mit jeder Insolvenz wird auch deutsches Know-how vernichtet, das über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte gewachsen ist. Jeder zwangsweise ausscheidende Mitarbeiter trägt Fachwissen im Kopf, wenn nicht gar im Herzen, das anderswo nicht nutzbar ist.

Exemplarisch für die menschliche Dimension dieser Krise steht der Fall des Automobilzulieferers Erxleben aus Wildeshausen, der im Februar 2024 Insolvenz anmelden musste und 260 Mitarbeiter in die Unsicherheit stürzte. Die Auswirkungen solcher Betriebsschließungen gehen weit über die unmittelbar Betroffenen hinaus. 1000 Familienmitglieder können mit in den Abgrund gerissen werden. Hypothekenraten und Leasingverträge stehen auf dem Spiel.

Kreutzers Webseite ist eine mahnende Erinnerung daran, dass hinter jeder Insolvenz echtes menschliches Leid steht. Sie fordert uns auf, hinter die Zahlen zu blicken und das Gesamtbild des wirtschaftlichen Zusammenbruchs zu erkennen. Kreutzers akribische Arbeit verdient nicht nur Anerkennung als journalistische Meisterleistung, sie ist auch ein eindringlicher Appell zum Umdenken und politischen Handeln.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Mittwoch, 13 März 2024

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




weitere Artikel von: Redaktion

Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage