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Deutscher Thinktank unter Beschuss wegen Einladung an ehemaligen iranischen Funktionär

Deutscher Thinktank unter Beschuss wegen Einladung an ehemaligen iranischen Funktionär


Ein Thinktank mit Sitz in Berlin wird scharf kritisiert, weil er einen ehemaligen iranischen Botschafter einlud, dem Verbindungen zum Terror vorgeworfen werden; der Thinktank hat die öffentliche Ankündigung der Veranstaltung nach heftigen Reaktionen gelöscht.

Deutscher Thinktank unter Beschuss wegen Einladung an ehemaligen iranischen Funktionär

Von Benjamin Weinthal

Die Körber-Stiftung, gegründet von einem früheren Nazi, hatte bei einer Frühstücksveranstaltung im Mai den Akademiker Hossein Mousavian aus Princeton zu Gast, aber nach einer Flut an Kritik löschte der Thinktank seinen X-Post dazu.

Mousavian, von 1990 bis 1997 Teherans Botschafter in Deutschland, wird von Aktivisten beschuldigt in den 1990-er Jahren eine entscheidende Rolle bei der Ermordung von mindestens 24 iranischen Dissidenten in Europa gespielt zu haben.

Einer der bemerkenswerten Vorfälle war ein Angriff auf ein Berliner Restaurant in den 1990-er Jahren. Im Restaurant Mykonos wurden vier Iraner von zwei maskierten Bewaffneten in einem Komplott ermordet, das vom klerikalen Regime unter dem damaligen Präsidenten Rafsandschani genehmigt wurde, so ein Berliner Gericht.

Lawdan Bazargan, der der Organisation Alliance Against Islamic Regime of Iran Apologists (AAIRIA) vorsteht, schrieb auf X: „Ihren Tweet zu löschen, Körber, löst das Problem nicht. Die Tatsache bleibt, dass Sie Seyed Hossein Mousavian, den ehemaligen Botschafter eines brutalen Gender-Apartheid-Regimes, einluden, der das Blut vieler Iraner an seinen Händen hat und damit prahlte.“

Bazargan führt eine Kampagne an, die Mousavians Entlassung aus seinem akademischen Job an der Princeton University sicherstellen will; nach der Erstellung eines Screenshots des inzwischen gelöschten X-Posts der Körber-Stiftung stellte er den Thinktank dafür bloß die umstrittenen Persönlichkeit mit Verbindungen in die höchsten Ränge der Regierung Irans zu Gast gehabt zu haben.

Die Körber-Stiftung band vier Fotos von Leuten bei dem Frühstück ein, darunter Bilder von Mousavian.

Kurz bevor die Körber ihren X-Post der Mousavian-Veranstaltung löschte, schrieb Bazargan: „Schande über Sie, Körber-Stiftung, dass Sie sich mit Mousavian trafen, der das Blut von mindestens 24 Iranern an seinen Händen hat. Feuert Mousavian.“

Die britisch-amerikanische Schauspielerin und Gegnerin der klerikalen Regierung in Teheran Nazanin Boniadi postet auf X an ihre mehr als 591.000 Follower über die Körber-Veranstaltung: „Mousavian war von 1990-1997 der Botschafter der Islamischen Republik in Deutschland; in dieser Zeit wurde in Bonn der geliebte iranische Dissident Fereydoun Farrokhzad ermordet und er kurdisch-iranische Oppositionsführer wurde in Berlin ermordet. Hört auf ihm Plattformen zu geben.“

Gefragt, warum Körber den X-Post löschte und um eine Kopie des Vortrags Mousavians gebeten, sagte Julian Claaßen, ein Sprecher der Körber-Stiftung, gegenüber Iran International: „Dr. Hossein Mousavian wurde eingeladen, um bei der Körber-Stiftung in Berlin und Hamburg Hintergrund-Diskussionen zu geben. Seit ihrer Gründung hat die Körber-Stiftung  sich Dialog verpflichtet, in Übereinstimmung mit dem Motto unseres Gründers Kurt A. Körber ‚Miteinander reden, nicht übereinander‘. Unser Ziel besteht darin den Spielraum für politisches Handeln auszuloten und Beiträge für internationale Verständigung zu leisten, besonders in Zeiten akuter Krisen und Konflikt.“

Claaßen sagte, es fanden Diskussionen innerhalb der Chatham House-Regeln statt, was bedeutet, dass der Inhalt und die Äußerungen einzelner Teilnehmer nicht offengelegt werden. Allerdings, fügte er hinzu, „konzentrierte sich die Diskussion am letzten Donnerstag und Freitag auf die Rolle des Iran in der regionalen Politik und innenpolitischen Entwicklung in der Islamischen Republik“ und behauptete, er sei auch von Mitarbeitern für das hauseigene, interne Magazin The Berlin Pulse Express Edition interviewt worden, das nächste Woche veröffentlicht wird.

Auf die Fragen nach Mousavians mutmaßlicher Rolle bei den Ermordungen, seiner Billigung der Fatwa zur Ermordung des britischen Schriftstellers Salman Rushdie und seine Unterstützung der von Deutschland als Terrororganisation eingestuften Hamas und Hisbollah, sagte Claaßen: „Wir verurteilen nicht aufgrund politischer Äußerungen unserer Gäste.“ Der Körber-Sprecher lehnte es auch ab zu Mousavians mutmaßlichem Antisemitismus; auf X setzte Mousavian Israel mit Nazi-Deutschland gleich.

Laut der Antisemitismus-Definition der deutschen Regierung – die das Konzept der Internationalen Holocaust-Gedenkallianz für modernen Judenhass zur Grundlage hat – brachte Mousavian damit einen antisemitischen Vergleich zum Ausdruck.

Bazargan sagte gegenüber Iran International: „Die Körber-Stiftung muss sich entschuldigen und ihre Politik gegenüber dem iranischen Regime ändern und anfangen die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung zu unterstützen, die von der Jugend im Iran angeführt wird. Mehrere Iraner, auf die mit Schrotkugeln geschossen wurde, haben beim jüngsten Aufstand im Iran ihr Augenlicht oder Hände und leben jetzt in Deutschland. Die Körber-Stiftung sollte sie einladen und ihre Geschichten näherbringen, um die wahren Auswirkungen der Brutalität des Regimes hervorzuheben.“

Der Thinktank wurde von Kurt A. Körber gegründet, einem NSDAP-Mitglied, der für die Universelle-Werke J.C. Müller & Co. arbeitete, die Hitlers Kriegsziele förderte.

Laut der Internetseite der Körber-Stiftung „wurden bis zu 3.000 Auslands- und Zwangsarbeiter zu diesem Zweck eingesetzt… Er ist aktiv an der Waffenproduktion der Firma beteiligt.“

Iran International berichtete im März, dass Dr. Narges Eskandari, Bürgermeister von Frankfurt am Main und ehemaliger politischer Gefangener im Iran, sagte: „Seyed Hossein Mousavian, damals Irans Botschafter, wir als eine der Schlüssel-Drahtzieher hinter dem Anschlag betrachtet. Er wusste vorab von dem Mordversuch und Beweise verwickeln die iranische Botschaft in den Anschlag. Bisher hat das für Seyed Hossein Mousavian keine Folgen gehabt.“

Mousavian ist Spezialist für Nahost-Sicherheit und Atompolitik im Program for Science and Global Security an der Princeton University, wo er seit 2009 beschäftigt ist.

Im April demonstrierten mehr als 70 iranische Amerikaner, darunter Parviz Dastmalchi aus Deutschland, ein Überlebender des Mykonos-Terroranschlags in Berlin von 1992, in Princeton gegen Mousavian. Der Akademiker, der für das iranische Regime eintritt, griff die Dissidenten auf X an, weil sie Princeton aufforderten ihn zu feuern.

Die Körber-Stiftung hat Mousavian über die Jahre regelmäßig eingeladen, darunter 2018 bis 2017.

Mousavian lehnte es ab die zahlreiche Kommentar-Anfragen von Iran International zu antworten.


Autor: Heplev
Bild Quelle: Mojiry, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons


Donnerstag, 30 Mai 2024

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