„Shell-Studie 2024″ stellt junge Ostdeutsche als rückständig dar„Shell-Studie 2024″ stellt junge Ostdeutsche als rückständig dar
Wieder einmal fühlen wir uns gedemütigt und vorgeführt. Die „Shell Jugendstudie 2024″ stellt uns die Jugendlichen aus dem Osten als rückständig dar. So scheint es jedenfalls. Wer zwischen den Zeilen liest, bekommt den Eindruck: „Du bist Ossi, also bist du automatisch weniger weltoffen und weniger demokratisch.“ Aber ist das wirklich fair? Vor wem will Shell sich beugen?
Von Meinrad Müller
Uns wird immer wieder gesagt, wie wichtig Meinungsvielfalt und Toleranz seien. Aber wenn die Menschen im Osten ihre eigene Meinung äußern – sei es zu Migration, Demokratie oder den Problemen unserer Heimat – dann wird das oft als Ablehnung oder gar als Fremdenfeindlichkeit dargestellt. Ja, die jungen Leute sehen manche Dinge vielleicht anders als ihre Altersgenossen im Westen. Aber das bedeutet nicht, dass sie keine Meinungsvielfalt schätzen. Im Gegenteil! Gerade weil ihre Lebensrealität anders ist, haben sie eine eigene Perspektive.
Müssen wir denn alle Syrer lieben wie unseren Nächsten?
Diese Frage stellt sich vielen. Nicht jeder ist sofort bereit, neue Nachbarn aus einem anderen Kulturkreis willkommen zu heißen. Aber bedeutet das, deswegen schlechte Menschen zu sein? Müssen wir uns schuldig fühlen, weil wir nicht sofort alle fremden Kulturen uneingeschränkt umarmen? Toleranz bedeutet doch auch, dass man Verständnis für verschiedene Meinungen aufbringt. Warum wird dieser Standpunkt als weniger wert angesehen?
Es fühlt sich manchmal so an. Wer nicht ins Bild passt, wird schnell in eine Schublade gesteckt: „verdrossen“, „rückständig“, „weniger demokratisch“. Aber ist das wirklich fair? Die Shell-Studie misst sich an einer Vorstellung, die viele junge Menschen im Osten nicht teilen – oder vielleicht nicht auf dieselbe Weise leben. Aber heißt das, dass dieser Lebensentwurf weniger wert ist? Ostdeutsche fordern nicht, dass alle ihrer Meinung sind, aber sie verlangen Respekt für ihre Ansichten, ihre Kultur und ihre Lebensweisen.
Wer nicht so tickt, wie es Shell gerne hätte, wird zum „Bösen“ erklärt
Das ist das Gefühl, das bei vielen jungen Ostdeutschen bleibt. Es ist, als ob es nur einen richtigen Weg gäbe, und wer davon abweicht, wird sofort als Problem dargestellt. Sie wollen nicht ständig als das „andere Deutschland“ dargestellt werden, als diejenigen, die „hinterherhinken“. Die „Ossis“ haben ihre Gründe für ihre Ansichten. Und sie möchten, dass man diese respektiert, ohne sie ständig in ein schlechtes Licht zu rücken.
Am Ende geht es darum, die Vielfalt der Meinungen und Lebensentwürfe anzuerkennen – auch die im Osten unseres geliebten Vaterlandes.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Thomas Rocher, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Donnerstag, 17 Oktober 2024