90.000 Arbeits-Visa: Ihr Inderlein kommet90.000 Arbeits-Visa: Ihr Inderlein kommet
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant jährlich bis zu 90.000 Arbeitskräfte aus Indien anzuwerben, um die „Fachkräftelücken“ zu schließen. Doch die Zahlen und Fakten zeigen: Diese Strategie könnte am Kernproblem vorbeigehen. Deutschland steht vor einer massiven wirtschaftlichen Herausforderung. Seit 2019 gingen in Deutschland rund 2,4 Millionen Arbeitsplätze verloren. Und die Zahl der Arbeitslosen liegt bei etwa drei Millionen – das entspricht knapp sieben Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.
Von Meinrad Müller
Wir erinnern uns an Norbert Röttgen (CDU), der mit „Kinder statt Inder“ auf die lokalen Nachwuchschancen auf dem Arbeitsmarkt hinwies. Dieser verzeichnet nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) derzeit rund 570.000 unbesetzte Stellen, darunter viele im Maschinenbau, in der Pflege und in technischen Berufen. Dennoch setzt die Regierung auf ausländische Fachkräfte, während ein Großteil der heimischen Arbeitskräfte ungenutzt bleibt. Dabei entfallen allein in den Bereichen IT und Pflege, die Heil als Hauptziel für die indischen Fachkräfte sieht, auf etwa 130.000 unbesetzte Stellen, was jedoch nur einen Teil der bestehenden Lücke abdeckt.
Indische Fachkräfte: Hohe Erwartungen – oft enttäuschende Realität
Indien mit 1,3 Milliarden Einwohnern gilt weltweit als bedeutender Standort für IT und Pflege. Die Zahl der Arbeitskräfte in diesen Sektoren wächst monatlich um etwa eine Million (!). Doch trotz hoher Erwartungen haben viele indische Fachkräfte in der Vergangenheit Deutschland wieder verlassen und sich für Großbritannien oder die USA entschieden. Der Grund: Hier liegen die durchschnittlichen Jahresgehälter für IT-Fachkräfte bei etwa 70.000 bis 85.000 Euro (USA) im Vergleich zu rund 50.000 Euro in Deutschland. Für viele hochqualifizierte Arbeitskräfte lohnt sich ein Job in Deutschland schlicht und einfach nicht.
Auch die langen bürokratischen Anerkennungsprozesse in Deutschland schrecken viele ab. Während Deutschland bis zu sechs Monate für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen benötigt, bieten die USA und Großbritannien deutlich schnellere Verfahren an. Dies wird ebenfalls ein Hindernis für die geplante Zuwanderungsstrategie sein.
Soziale Spannungen durch Zuwanderung
Neben den wirtschaftlichen Aspekten ist auch der gesellschaftliche Einfluss der Zuwanderung nicht zu unterschätzen. Die deutsche Gesellschaft ist durch die aktuellen Diskussionen über Migration bereits gespalten. Untersuchungen zeigen, dass rund 72 Prozent der Deutschen Migration als potenzielles Risiko für ihre eigene wirtschaftliche und persönliche Sicherheit sehen. Eine Strategie, die sich fast ausschließlich auf die Zuwanderung aus Indien stützt, könnte daher auch bestehende Spannungen verschärfen.
Es ist klar, dass der Fachkräftemangel akute Lösungen erfordert. Doch statt sich fast ausschließlich auf die Zuwanderung zu verlassen, könnte die Regierung durch gezielte Programme für Qualifizierung und Weiterbildung der heimischen Arbeitskräfte eine nachhaltigere Lösung finden. Bereits 2019 und 2020 wurden rund 650 Millionen Euro für Programme zur Fachkräftequalifizierung ausgegeben, doch viele der bisherigen Maßnahmen wurden laut IAB als unzureichend eingestuft.
Autor: Meinrad Müller
Bild Quelle: Micky Messer, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Dienstag, 29 Oktober 2024