Antisemitismus in Kunst und Kultur: Eine Podiumsdiskussion über die Verantwortung der KulturbrancheAntisemitismus in Kunst und Kultur: Eine Podiumsdiskussion über die Verantwortung der Kulturbranche
Am 19. Januar lädt die DIG AG München zusammen mit dem Münchner Volkstheater zu einer wichtigen Podiumsdiskussion ein, die sich mit der Zunahme von Antisemitismus im Kultur- und Kunstsektor beschäftigt.
Am 19. Januar von 19:00 bis 21:30 Uhr bietet das Münchner Volkstheater gemeinsam mit der DIG AG München eine Veranstaltung an, die sich mit einem der dringlichsten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit befasst: Antisemitismus in Kunst und Kultur. Diese Podiumsdiskussion beleuchtet die erschütternden Ereignisse vom 7. Oktober 2023, als Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten die Welt erschütterten. Was noch heute beschäftigt, ist jedoch nicht nur die Gewalt selbst, sondern die unerwartete Reaktion darauf, oder vielmehr die fehlende Solidarität, insbesondere aus kulturellen und akademischen Kreisen.
Nachdem die Taten der Hamas auf israelische Zivilisten zu einer nie dagewesenen Welle des offenen Antisemitismus führten, verstörte besonders, dass sich dieser Hass zunehmend auch innerhalb des Kulturbetriebs und an Universitäten widerspiegelte – Institutionen, die traditionell für ihre moralische Standfestigkeit und Solidarität mit Opfern von Gewalt bekannt sind. Kulturschaffende, die sich im Allgemeinen mit der Freiheit des Denkens und der Vielstimmigkeit in der Gesellschaft identifizieren, fanden sich nun inmitten einer Spaltung wieder, die tief in den moralischen und politischen Grundwerten der Kultur eingebettet zu sein scheint. Warum konnten Kulturschaffende und Intellektuelle, die in vielen anderen Fällen klare Haltung bewiesen, in Bezug auf den Antisemitismus eine solch erschreckend vage oder sogar ablehnende Haltung einnehmen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Persönliche Erfahrungen und kritische Auseinandersetzung
Die Veranstaltung verspricht eine lebhafte, tiefgründige Diskussion, die den Blick auf die oft unterschätzten moralischen Kämpfe lenkt, denen sich Künstler und Kulturschaffende im Angesicht von politischem Druck und wachsendem Antisemitismus stellen müssen. Teilnehmer sind unter anderem Dr. Dana von Suffrin, eine preisgekrönte Schriftstellerin und Historikerin, deren Werke wie „Otto“ und „Noch mal von vorn“ weithin Anerkennung finden. Sie hat sich als Herausgeberin des jüngsten Erzählbandes „Wir schon wieder. 16 jüdische Erzählungen“ einen Ruf erworben und wird ihre Erfahrungen als Schriftstellerin im Zusammenhang mit den turbulenten Zeiten nach dem 7. Oktober 2023 teilen.
Ebenfalls auf dem Podium sitzt Martin Moszkowicz, einer der erfolgreichsten Filmproduzenten Deutschlands. Bis März 2024 war Moszkowicz Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG und hat mit zahlreichen national und international erfolgreichen Produktionen auf sich aufmerksam gemacht. Moszkowicz wird darlegen, welche Herausforderungen und Dilemmata Kulturschaffende und vor allem Produzenten im Zuge des Wiederauflebens von Antisemitismus in der Kultur und den Medien zu bewältigen haben.
Lars Henrik Gass, der von 1997 bis 2024 als Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen tätig war und 2024 mit der Ernst-Cramer-Medaille für Zivilcourage und den Einsatz gegen antisemitische Ressentiments ausgezeichnet wurde, wird ebenfalls auf dem Podium vertreten sein. Gass ist für seine unerschütterliche Haltung gegenüber antidemokratischen Tendenzen und seinen Kampf gegen antijüdische Tendenzen im Kulturbereich bekannt. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern wird er der Frage nachgehen, wie Kunstinstitutionen und Kulturakteure Verantwortung übernehmen können, um die anhaltenden gesellschaftlichen Spaltungen zu überwinden, die statt eine verbindende Kraft zu schaffen, zunehmend aufbrechen und die Kultur gefährden.
Moderation: Eine Expertin für Jüdisches Leben in Deutschland und Israel
Die Veranstaltung wird von Dr. Julie Grimmeisen moderiert, einer Expertin für jüdisches Leben in Bayern und Israel und Referentin für den Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung. Als Publizistin und Historikerin kennt Dr. Grimmeisen die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Deutschland und kann einen fundierten Blick auf die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen bieten, die zum aktuellen Antisemitismus geführt haben.
Ein Aufruf zur Reflexion und Verantwortung
Die Veranstaltung im Münchner Volkstheater ist ein offenes Forum für kritische Diskussion und Reflexion, das die Zuschauer dazu anregen soll, die komplexen Zusammenhänge zwischen Kunst, Kultur und politischem Engagement zu hinterfragen. Sie bietet nicht nur Raum für die Darstellung individueller Erfahrungen von Kulturschaffenden und Historikern, sondern ist auch ein Aufruf an alle, sich ihrer eigenen Verantwortung in einem zunehmend polarisierten gesellschaftlichen Klima bewusst zu werden.
Die Diskussion wird sich nicht nur mit der Frage des Antisemitismus im Kulturbetrieb befassen, sondern auch mit den allgemeingültigen moralischen Herausforderungen, die uns als Gesellschaft betreffen, wenn wir mit extremen Ideologien und Intoleranz konfrontiert werden. Es wird klar werden, dass eine solche Auseinandersetzung nicht nur eine theoretische Diskussion ist, sondern eine ethische Herausforderung für jeden Einzelnen im Kulturbereich.
Eintritt und weitere Informationen
Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 8 € (ermäßigt 5 €). Alle Interessierten sind eingeladen, sich diese tiefgreifende Podiumsdiskussion nicht entgehen zu lassen. Sie ist nicht nur eine Möglichkeit, mehr über das komplexe Zusammenspiel zwischen Kunst und Gesellschaft in Zeiten von Konflikten und Intoleranz zu erfahren, sondern auch eine Gelegenheit, die Bedeutung von Solidarität und Verantwortung in einer sich ständig wandelnden Welt zu reflektieren.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Donnerstag, 16 Januar 2025