rbb und die Affäre Stefan Gelbhaar: Wie gravierende Versäumnisse den ÖRR ins Zwielicht rückenrbb und die Affäre Stefan Gelbhaar: Wie gravierende Versäumnisse den ÖRR ins Zwielicht rücken
Schwere Fehler in der Berichterstattung des rbb sorgen für heftige Kritik. Was lief schief – und was bedeutet das für den ÖRR?
Der Skandal um die fehlerhafte Berichterstattung des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zu den Vorwürfen gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar ist mehr als nur ein Einzelfall. Es ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und dadurch sein wichtigstes Kapital – das Vertrauen der Bürger – verspielt.
Eine Panne jagt die nächste
Die Vorwürfe, die auf angeblich belastenden eidesstattlichen Versicherungen basierten, mussten nicht nur zurückgezogen werden – die Berichte entpuppten sich als journalistisches Desaster. Die rbb-Journalisten hatten es versäumt, die Identität der zentralen Zeugin ausreichend zu überprüfen. Ein persönliches Treffen fand nie statt, obwohl dies bei so schwerwiegenden Anschuldigungen unabdingbar gewesen wäre. Stattdessen gab es nur Telefonate und schriftlichen Kontakt, während ein zugesicherter Identitätsnachweis nie erbracht wurde.
Besonders peinlich: Die vermeintliche Zeugin, die die Hauptvorwürfe erhob, soll inzwischen unter Verdacht stehen, unter falscher Identität gehandelt zu haben – möglicherweise, um parteiinterne Intrigen gegen Gelbhaar zu betreiben. Der rbb steht somit nicht nur als unachtsamer, sondern geradezu als leichtgläubiger Akteur da, der sich gezielt vorführen ließ.
Journalistische Glaubwürdigkeit im freien Fall
Die journalistische Sorgfaltspflicht wurde nicht nur verletzt, sondern komplett missachtet. Neben den Fehlern in der Recherche leistete sich der rbb einen weiteren Fauxpas: Die Ausstrahlung einer „nachgestellten Szene“ in der Abendschau, die fälschlicherweise suggerierte, dass ein Treffen mit einer angeblichen Betroffenen stattgefunden hätte. Solche Bilder sind nicht nur eine grobe Irreführung des Publikums, sie kratzen auch am Fundament des öffentlich-rechtlichen Selbstverständnisses – unabhängig, sachlich und verantwortungsvoll zu informieren.
Versagen auf allen Ebenen
Chefredakteur David Biesinger zeigte sich reumütig und erklärte, dass eine externe Kommission den Vorfall untersuchen solle. Doch diese angekündigte Aufarbeitung wirft Fragen auf. Warum konnten die internen Kontrollmechanismen des rbb diese Fehler nicht verhindern? Offensichtlich reicht es nicht aus, auf „Abläufe“ und „Standards“ zu verweisen, wenn diese nicht greifen – oder nur halbherzig umgesetzt werden.
Die berechtigte Kritik kommt in einem Moment, in dem der ÖRR ohnehin unter Druck steht. Diskussionen über Finanzierung, mangelnde Transparenz und vermeintliche politische Schieflagen liefern seinen Gegnern stetig neue Munition. Der Fall Gelbhaar fügt dem ohnehin angeschlagenen Image jetzt eine weitere Kerbe hinzu.
Gefährliches Spiel mit der eigenen Daseinsberechtigung
Es geht hier nicht um einen kleinen Fehler. Es geht darum, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der sich selbst als Vorbild des Qualitätsjournalismus sieht, sein eigenes Fundament aus Achtsamkeit und Integrität ins Wanken bringt. Jede Recherche-Panne, jede ungenügende Prüfung und jede Fehlentscheidung liefert den Kritikern neue Argumente und entfremdet immer mehr Menschen vom Gedanken, dass der ÖRR ein unverzichtbarer Bestandteil der demokratischen Gesellschaft ist.
Die Konsequenzen für den rbb – und den gesamten ÖRR – werden daher weit über diesen Fall hinausreichen. Zuschauer, die ohnehin skeptisch gegenüber dem öffentlich-rechtlichen System sind, sehen sich durch diesen Skandal bestätigt. Anstatt Integrität zu beweisen, befeuern derartige Fehler das Bild einer selbstgerechten und ineffizienten Institution, die an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeiarbeitet.
Die Zuschauer sind müde von Ausreden und strukturellem Versagen – und mit jedem weiteren Skandal schwindet ihre Geduld.
Autor: Redaktion
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Freitag, 24 Januar 2025