Marode Brücke wird Geschichte: A100-Abriss startet – 230.000 Berliner müssen sich umstellenMarode Brücke wird Geschichte: A100-Abriss startet – 230.000 Berliner müssen sich umstellen
Die A100 wird zur Baustelle der Superlative: Eine der meistbefahrenen Brücken Berlins verschwindet – mitten im Osterverkehr.
In Berlin beginnt am Freitag ein Kraftakt, der weit über eine gewöhnliche Baumaßnahme hinausgeht: Die Ringbahnbrücke der A100 am Dreieck Funkturm wird abgerissen. Ein Bauwerk, das täglich von rund 95.000 Fahrzeugen befahren wurde, verschwindet – unter den Augen zehntausender Pendler und Anwohner. Damit endet vorerst ein Kapitel Berliner Verkehrsgeschichte. Und der Anfang eines neuen sorgt bereits jetzt für Unruhe.
Seit Mitte März ist die marode Brücke für den Verkehr gesperrt, ein wachsender Riss im Tragwerk machte eine Nutzung unmöglich. Auch der S-Bahnverkehr auf der Ringbahn zwischen Halensee und Westend wurde eingestellt. Nun folgt der konsequente Schritt: der Abriss. Zehn Tage sollen die Arbeiten dauern, rund um die Uhr, auch nachts und an den Wochenenden – mitten in der Osterzeit.
Schon jetzt wirkt die Baustelle wie ein Symbol für Berlins angespannte Infrastruktur. Bagger und Radlader stehen bereit, riesige Sandhaufen türmen sich unter dem Brückenbau. Nicht nur Beton wird bewegt – auch Tiere: Sperlinge, die sich unter der Brücke angesiedelt hatten, wurden umgesiedelt. Selbst der Abriss ist ein Akt logistischer Präzision.
In sechs Abschnitten soll die Brücke rückgebaut werden. Große Betonteile werden nicht einfach herabfallen, sondern Stück für Stück mit Greifern herausgenommen. Eine zusätzliche Stahlkonstruktion soll die Brücke vor dem Einsturz sichern, bevor sie kontrolliert demontiert wird. Der Start verzögerte sich am Freitag, da Sicherheitsmaßnahmen Vorrang hatten – ein Detail, das zeigt, wie heikel das Vorhaben ist.
Die Bahnlinien S41, S42 und S46 bleiben bis zum 28. April unterbrochen. Danach soll der Strom wiederhergestellt und der Betrieb aufgenommen werden. Auch die Anwohner werden nicht verschont – sie können Lärmentschädigung beantragen, da die Arbeiten auch nachts stattfinden. Die Dernburgstraße und umliegende Viertel dürften in den kommenden Tagen kaum zur Ruhe kommen.
Parallel zum Abriss beginnt ein weiteres Projekt: die Ausschreibung für den Ersatzneubau. Die zuständige Gesellschaft Deges will die Bauzeit möglichst gering halten. Das Hauptkriterium für den Zuschlag ist klar definiert: Wer schnell baut und den S-Bahnverkehr am wenigsten beeinträchtigt, bekommt den Auftrag. Noch im Sommer soll der Zuschlag erfolgen – doch wann der eigentliche Neubau startet, ist offen. Ebenso, wann er abgeschlossen sein wird.
Fakt ist: Die A100 gehört zu den wichtigsten Verkehrsadern Berlins. Der betroffene Abschnitt wurde täglich von rund 230.000 Fahrzeugen genutzt, fast die Hälfte davon über die nun abgerissene Brücke. Der Verkehr staut sich jetzt auf Nebenstrecken und Ausweichrouten, was auch andere Stadtteile betrifft. Der Abriss der Brücke ist deshalb nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Herausforderung – für eine Stadt, die ohnehin unter Dauerbaustellen und Verkehrschaos leidet.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der Neubau schneller kommt als gewohnt – und die Sorge, dass Berlin sich wieder einmal im Labyrinth seiner eigenen Planungen verliert.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Fridolin freudenfett - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163292083
Freitag, 11 April 2025