Netanyahu lenkt leicht ein – Israel reduziert Forderungen im Geisel-Deal mit Hamas, Trump macht Druck

Netanyahu lenkt leicht ein – Israel reduziert Forderungen im Geisel-Deal mit Hamas, Trump macht Druck


Israel zeigt erstmals Flexibilität bei der Geiselfrage – doch hinter den neuen Zugeständnissen steckt eine gefährliche strategische Gratwanderung.

Netanyahu lenkt leicht ein – Israel reduziert Forderungen im Geisel-Deal mit Hamas, Trump macht Druck

Zum ersten Mal seit dem gescheiterten Waffenstillstand im März signalisiert Israel eine vorsichtige Kursänderung: Statt der ursprünglich geforderten 11 lebenden Geiseln zeigt sich Jerusalem nun bereit, mit einer geringeren Zahl in neue Verhandlungen mit der Hamas zu gehen. Hintergrund ist ein überarbeitetes Vermittlungsangebot Ägyptens, das acht Geiseln vorsieht – und massiver Druck aus Washington.

Die Entscheidung fiel offenbar nach einem Treffen von Premierminister Benjamin Netanyahu mit US-Präsident Donald Trump. Trump, der in den letzten Wochen zunehmend auf eine Einigung drängt, will mit Nachdruck ein diplomatisches Ergebnis vorweisen – allerdings ohne Israel zu einem vollständigen Rückzug aus Gaza zu zwingen. Dafür erhöht er den Druck auf beide Seiten: auf die Hamas, sich endlich zu bewegen, und auf Israel, realpolitisch zu handeln.

Während Hamas bislang nur zur Freilassung von fünf Geiseln bereit war, hat Ägypten einen Mittelweg vorgeschlagen. Jerusalem reagierte nun mit einer leicht reduzierten Zahl im Gegenvorschlag, ohne diese öffentlich zu benennen. Ein zentrales Element des israelischen Angebots: Die Geiseln müssten in den ersten zwei Wochen einer neuen, auf 45 Tage angelegten Feuerpause freigelassen werden – nicht verteilt über den gesamten Zeitraum, wie Hamas es bisher forderte.

Zugleich verlangt Israel, dass für jede freigelassene Geisel künftig weniger palästinensische Häftlinge – darunter auch weniger Schwerverbrecher – aus israelischen Gefängnissen entlassen werden sollen. Der symbolische Wert des Austauschs soll damit verändert werden: weniger Erpressbarkeit, mehr Kontrolle. Gleichzeitig besteht Israel auf der Rückführung von 16 in Gaza festgehaltenen Leichnamen, bietet im Gegenzug aber auch die Herausgabe von getöteten Palästinensern an, die Israel derzeit verwahrt.

Ebenfalls Teil des Deals wäre eine Rückverlegung der IDF-Truppen auf die Positionen von vor dem 18. März – also vor der Wiederaufnahme der Bodenoffensive – sowie die Erlaubnis zur Wiederaufnahme humanitärer Hilfslieferungen nach Gaza. Auch die Bereitschaft, Gespräche über eine mögliche dauerhafte Waffenruhe zu führen, wurde signalisiert – allerdings mit deutlicher Skepsis: Schon während des ersten Abkommens hatte Israel ähnliches zugesagt, dies aber nach der Geiselphase ignoriert.

Für Hamas ist das unzureichend. Ihr Hauptziel bleibt ein vollständiger Abzug der israelischen Armee und eine dauerhafte Waffenruhe – ein Wunsch, der in Israel parteiübergreifend auf entschiedene Ablehnung stößt. Netanyahu machte wiederholt deutlich: Erst wenn die terroristischen und administrativen Strukturen der Hamas in Gaza vollständig zerschlagen sind, könne über einen echten Frieden gesprochen werden. Das bedeutet: Kein Rückzug, solange Hamas überhaupt noch existiert.

Dass Hamas dennoch an den Verhandlungstisch zurückkehrt, ist bezeichnend: Die Organisation gerät zunehmend unter militärischen, wirtschaftlichen und internationalen Druck. Der Mythos des „Widerstands“ bröckelt. Gleichzeitig sinkt auch die Zustimmung der Bevölkerung in Gaza, die unter der Gewalt der Hamas und den Folgen der israelischen Offensive gleichermaßen leidet.

US-Vermittler Steve Witkoff versucht derzeit, Vertrauen aufzubauen. Trump sei bereit, sich öffentlich zu einem dauerhaften Waffenstillstand zu bekennen – allerdings nur unter der Bedingung, dass auch Hamas echte Schritte vollzieht. Eine bloße Waffenruhe bei gleichzeitiger Aufrüstung und Machtsicherung der Hamas wird es mit Trump nicht geben.

Der nächste Verhandlungsschritt ist für dieses Wochenende in Kairo angesetzt. Eine Delegation der Hamas unter Khalil al-Hayya wird die israelische Antwort auf den ägyptischen Vorschlag prüfen. Allerdings rechnet niemand mit einem schnellen Durchbruch. Zu tief sind die Gräben, zu weit die Vorstellungen voneinander entfernt.

Die Mehrheit der israelischen Bevölkerung wünscht sich indes ein Ende des Krieges – aber nicht um den Preis, dass Hamas gestärkt aus dem Konflikt hervorgeht. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt: 59 Geiseln sind noch in Gaza, 24 davon mutmaßlich am Leben. Eine Mehrheit würde ihre Freilassung auch mit einer Feuerpause erkaufen – aber nicht mit einer Kapitulation vor Terroristen.

Die kommenden Tage in Kairo werden darüber entscheiden, ob es eine neue Chance auf Leben für die Geiseln gibt – oder ob der Krieg sich weiter verschärft. Israel steht am Scheideweg zwischen Rücksicht und Rückgrat. Und Trump wartet auf ein Ergebnis.


Autor: Redaktion
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Samstag, 12 April 2025

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