Angriff auf Erinnerung: Stolpersteine in Weimar erneut geschändet

Angriff auf Erinnerung: Stolpersteine in Weimar erneut geschändet


Mit Säure und Farbe entweiht: Täter greifen gezielt Symbole jüdischen Gedenkens an

Angriff auf Erinnerung: Stolpersteine in Weimar erneut geschändet

Erneut ist es in Weimar zu einem gezielten Angriff auf das Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus gekommen: Sieben sogenannte Stolpersteine wurden im Stadtgebiet massiv beschädigt. Neben roter Farbe wurde mindestens ein Stein mutmaßlich mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen. Die Polizei spricht von einem „bewussten Angriff auf die Erinnerungskultur“ und hat Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und möglicher politisch motivierter Tat aufgenommen.

Entdeckt wurden die Schändungen am Sonntagabend durch Beamte bei einer regulären Streifenfahrt. Die betroffenen Gedenkplatten befinden sich in der Innenstadt – dort, wo täglich Menschen vorbeigehen, einkaufen oder zur Arbeit eilen. Mitten im Alltagsleben also, wo das Erinnern wachgehalten werden soll, haben Unbekannte den Versuch unternommen, dieses stille Mahnmal zu zerstören.

Säure auf Gedenkstein – chemische Analyse läuft

Ein besonders schwerer Fall betrifft einen der sieben beschädigten Stolpersteine: Hier vermuten die Ermittler den Einsatz einer säurehaltigen Substanz. Ob es sich tatsächlich um Säure oder eine andere chemische Flüssigkeit handelt, soll nun ein Labor klären. Die Substanz hat sichtbare Spuren hinterlassen – die Messingoberfläche ist angegriffen, die Gravur möglicherweise dauerhaft beschädigt.

Wiederholungstaten in Weimar

Weimar ist kein Einzelfall – und doch besonders betroffen. Bereits Anfang März war es in der Stadt zu mehreren ähnlichen Vorfällen gekommen, bei denen neun Stolpersteine beschmiert wurden. Der aktuelle Vorfall zeigt, dass die Täter sich von öffentlicher Empörung und polizeilichen Ermittlungen nicht abschrecken lassen.

Die Tat reiht sich in eine Serie bundesweiter Angriffe auf Gedenkstätten, Synagogen und Symbole jüdischen Lebens ein. Sie trifft dabei nicht nur die Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch das Selbstverständnis einer offenen, demokratischen Gesellschaft.

Stolpersteine: Persönliche Erinnerung im öffentlichen Raum

Die Stolpersteine sind ein dezentrales Kunst- und Erinnerungsprojekt des Künstlers Gunter Demnig. Vor Wohnhäusern, an Arbeitsstätten und an Orten des letzten freiwilligen Aufenthalts erinnern sie an jüdische, politische und andere Opfer des Nationalsozialismus. In Messing gravierte Namen, Geburts- und Deportationsdaten sollen den Opfern ihre Identität im öffentlichen Raum zurückgeben.

In Weimar gibt es inzwischen dutzende solcher Gedenksteine. Sie gehören zum Stadtbild – und stehen symbolisch für das, was nie vergessen werden darf.

Noch haben sich weder die Stadt Weimar noch Vertreter jüdischer Gemeinden öffentlich zu dem Vorfall geäußert. Es ist jedoch mit Reaktionen in den kommenden Tagen zu rechnen. Bereits bei früheren Fällen hatte es deutliche Worte gegeben: Von einem „Angriff auf unsere Erinnerungskultur“ war die Rede, von „Verachtung gegenüber den Opfern“ und der Notwendigkeit, mit aller rechtsstaatlichen Härte gegen solche Taten vorzugehen.

Was in Weimar passiert ist, mag äußerlich wie eine Schmiererei wirken. Doch es ist weit mehr: Es ist ein gezielter Angriff auf die Erinnerung an Menschen, die von einem menschenverachtenden Regime entrechtet, deportiert und ermordet wurden. Wer Stolpersteine beschädigt, greift nicht nur Metallplatten an, sondern das Fundament unserer historischen Verantwortung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Ludwig, Silvio - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41903840


Montag, 14 April 2025

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